Mal sehen, wie sich das Freihandelsabkommen entwickelt... Auf jeden Fall ein feines Weihnachtsgeschenk für uns Kameraden. Keine Zölle, keine Einfuhrsteuern. XD
Zitat von murphaph im Beitrag #91Aber Zölle gibt es bei unseren Modelleisenbahnartikeln sowieso nicht. Auch jetzt wenn ich in CH oder Japan einkaufe gibt es keine Zölle.
Diese Aussage wurde hier schon ganz oft getroffen. Sie ist auf die Praxis bezogen nicht zutreffend. Das richtet sich jetzt nicht gegen dich, Philip, sondern gilt ganz allgemein.
Der Unterschied ist, dass bisher die Pakete aus UK ungeöffnet und ungestört vom Versender zum Empfänger geschickt wurde. Das ist ein Privileg. Ab jetzt wird jedes Paket vom Zoll behandelt, und man muss die Öffnung des Pakets einkalkulieren. Deshalb ist z.B. das Rücksenden einer defekten Lok oder von Einzelteilen oder so ähnlich mit wesentlich mehr Aufwand verbunden. Auch wird der Zustellungstermin schlechter vorhersagbar und es besteht ein höheres Risiko, dass eine Sendung mal stecken bleibt auf dem Postweg.
Zitat von Sodor Mainline im Beitrag #92Mal sehen, wie sich das Freihandelsabkommen entwickelt...
Erstens erfüllt es formal nicht die Bedingungen für ein Freihandelsabkommen, weil es keinen freien Handel ermöglicht. Das war ja gerade der Wunsch der Briten. Es ist eben nur ein Deal. Und zweitens entwickelt sich der Deal nicht, sondern er wird angenommen, abgelehnt oder geändert.
Was heute passiert ist, ist folgendes: Es wurde sich auf die Inhalte des Deals geeinigt.
Als nächstes müssen alle Partner die 2000 Seiten des Deals lesen und vor allem auch verstehen. Sinn der Aktion, erst Heiligabend die Inhalte festzulegen, ist ja, nur wenig Zeit zum Verstehen der Inhalte zuzulassen, bevor die Zustimmung erfolgt. Vor allem Boris Johnson hat wesentliche Teile seiner Partei als Kontrahenten, weil ja viele Tories lieber keinen Deal hätten, um dem Selbstverständnis der "Britischen Unabhängigkeit" gerecht zu werden. Die politische Strategie dahinter heißt Burying: Irgendwo in den Tiefen des Abkommenstextes stehen möglicherweise für eine Seite ungerechte Passagen. In den nächsten Tagen werden alle beteiligten Parteien aufmerksam das komplette Dokument lesen, um solche Stellen möglichst zu finden. Je nachdem, wie viel sie finden, kann der Deal ohne Änderungen angenommen werden, Änderungen beschlossen werden oder der Deal kann bei großen Unpässlichkeiten auch immer noch platzen (dann vor allem aus dem britischen Unterhaus heraus).
Sowohl wir hier als auch die Briten hatten bis jetzt viele Privilegien, im Alltag spielte es keine Rolle, ob man in Deutschland oder in UK online einkaufte und mit wem man befreundet war. Die Gefahr, dass sich das ändert, ist da. Sie ist nun schwarz auf weiß in das Abkommen hineingeschrieben worden, sie muss nun noch bewertet werden. Egal ob Briten oder Europäer, wenn eine Seite schlechter gestellt wird als vorher, ist es ein Verlust für die europäische Gesellschaft. Und um den Bogen zurück zu diesem Forum zurück zu bekommen: Es ist nicht das Vorhandensein eines Deals, was uns voranbringt, sondern die darin festgeschriebenen Details, und ob diese auch so ratifiziert werden. Der absolute Worst Case wäre, wenn der Deal angenommen wird, aber es sich herausstellt, dass die Regeln Interpretationsspielraum ermöglichen und wegen abweichender Handhabung auf beiden Seiten dann von irgendwem nicht tragbar wären, denn dann würde es möglich sein, dass trotz vorläufiger Anwendung im neuen Jahr der Deal immer noch bei der Hauptverhandlung abgelehnt wird. Die Geschichte ist also längst noch nicht aus.
die ersten haben das Abkommen gelesen und es als schlechter für die Briten bezeichnet als das vormals von Frau May ausgehandelte Abkommen.
In der folgenden Übersicht sind in der rechten Spalte mit den grünen Haken die Privilegien der verbleibenden Mitgliedsländer und in der Spalte links daneben die ausgehandelten Kompromisse im Deal symbolisch dargestellt.
Grenzkontrollen werden wie Auslandskontrollen. Mehr als 90 Tage Aufenthalt im jeweils anderen Gebiet ist nicht visafrei möglich, somit werden allen Briten mit Hausbesitz in der EU die Möglichkeit genommen, ihre späten Tage hier zu verbringen. Frictionless Trade wird nicht möglich sein. Dazu habe ich hier https://ukandeu.ac.uk/the-facts/what-is-frictionless-trade/ eine Erklärung gefunden, es geht dabei um Steuerhindernisse. Das wird für Modellbahnen noch eine Rolle spielen. Zero Customs formalities kommen nicht vollständig, das heißt wir werden im Onlinehandel mit dem UK ein neues Verfahren kennen lernen. Ausgerechnet beim Streitpunkt Fischerei gibt es keine vollständige Lösung, sondern wie ich hörte gibt es eine 5½-jährige Übergangsfrist, in der die Fischfangrechte noch unverändert bleiben, danach verlieren die Briten wohl die Fangrechte auf französischem Hoheitsgebiet. Ansonsten bin ich bestürzt über den Ausfall Englands im Studentenaustauschprogramms Erasmus; ich hatte damals angefangen, Kontakte ins Vereinigte Königreich aufzubauen mit der Idee, an der Eisenbahnuni Newcastle ein Auslandsjahr zu studieren. Ist dann aber leider nichts geworden.
Die Screenshots stammen aus einer Broschüre, welche die EU herausgegeben hat und in der der Deal genauer beleuchtet wird: https://ec.europa.eu/commission/presscor...two_columns.pdf Ich habe da nicht hereingeschaut und kann das mindestens in den nächsten 48h auch nicht leisten.
Hallo Felix, habe Deine fundamentierte Analyse aufmerksam gelesen und was mir aufgefallen ist Sinngemäßes Zitat "Die Briten und die Europäer" ,ein Widerspruch in sich, oder aber Du hast den Weitblick (meine ich wirklich) Sollte dem so sein, wird es wirklich schwierig, aber da setze ich auf die Praxis Denn auch "dem Briten" im allgemeinen, ist das Hemd näher, als die Hose, meint, wenn der Kühlschrank leer ist und es eine Art "Mangelwirtschaft light" (wegen Lieferschwierigkeiten, oder/und Inflation) gibt, werden viele Briten Ihr Voting von 2016 vielleicht bereuen Die mit dem von Dir erwähnten Hausbesitz, oder der Autosammlung :-) in der EU werden, wenn Sie schlau waren/sind, schnell noch die Staatsbürgerschaft des jeweiligen EU Landes annehmen Erasmus betrifft mich direkt so gar nicht, aber es ist ein Rückschritt ins Mittelalter das kann man sagen Die Zukunft(younger people) Englands hat sich von den alten ins "off" beamen lassen, nur weil die Ihre "alte Welt" wieder haben wollten und dem Establishment eins auswischen wollten.Damit kommen die 30, oder 40 Jahre zu spät.In einer globalen Welt fern ab jeder Realität. Das und vieles mehr in der nächsten Folge von " Wer hat die Briten losgelassen , oder wer wollte eigentlich zurück ins Mittelalter"
Das wirkt auf mich relativ einseitig, in der Darstellung der Bilder genauso wie in Deiner Kommentierung. Das geht damit los, dass in den von Dir erwähnten Aussagen ein Autrittsabkommen (May) mit einem Handelsabkommen (Johnson 2020) verglichen wird. Äpfel und Birnen ergeben allenfalls einen leckeren Obstsalat. Die Bilder vergleichen dann die Mitgliedschaft in der EU mit dem Status Großbritanniens, nehmen dabei aber die Punkte der Mitgliedschaft unter die Lupe. Dass es da bei den Briten jede Menge Kreuze gibt und bei der EU nur Häkchen ist schon klar. Aber wo sind denn die Punkte wie "Entscheidungen unabhängig vom Europäischen Gerichtshof", "Abschluss eigener Handelsabkommen mit Drittstaaten", etc.? Denn bei denen - und das waren jetzt mal die prominentesten - steht das Häkchen bei UK und das X bei der EU-Mitgliedschaft. Ich meine, bei einer Quelle auf ec.commission.eu wundert das nicht so wirklich, die Neutralität der Quelle darf aber getrost in Frage gestellt werden, wenn es eine der beiden verhandelnden Seiten ist.
Dann gibt es in Deiner Kommentierung schlicht einen weiteren einseitigen Punkt. Ja, nach der Übergangsphase verlieren die britischen Fischer den Zugang zu französischen Gewässern. In dieser Zeit sinken die Fangquoten übrigens schon. Das gilt aber eben auch anders rum. Auch die Franzosen und Dänen müssen in den britischen Gewässern dann draußen bleiben. Wer den ganzen Fisch auf der Insel dann essen soll, steht auf einem anderen Blatt. Insofern glaube ich auch nicht, dass wie von "Knockando" dargestellt die britischen Kühlschränke leer sein werden. Es wird aber eine Menge Fisch und Lamm drin liegen.
Wenn man mal die Perspektive auf die andere Seite des Kanals und in die Rolle eines Brexiteers wechselt - ich gebe zu, dass der Hut des Eurosceptic mir vermutlich besser passt als anderen hier - dann hat Johnson erst mal geliefert. Er hat die EU per Austrittsdeal verlassen, was May nicht hingekriegt hat. Er hat ein Handelsabkommen abgeschlossen. Er hat erreicht, dass das UK nicht der Gerichtsbarkeit der EU unterliegt. Und auch wenn es ein Leuchtturmprojekt ohne wirtschaftliche Bedeutung ist, hat er erreicht, dass die britischen Hoheitsgewässer nicht von EU-Flotten befischt werden dürfen. Das sind Dinge, mit denen er zur Wiederwahl vor einem Jahr angetreten ist, mit einer nicht zu vernachlässigenden Mehrheit gewählt wurde und das sind seine Wahlversprechen gewesen. So viel oder wenig einem diese Punkte persönlich passen mögen - Politiker, die Wahlversprechen umsetzen sind selten geworden.
Wie sich der Handel einschleift, muss man abwarten. Natürlich ist er nicht so "reibungslos" wie der freie Warenverkehr in der EU. Aber im deutschen Außenhandel befinden sich unter den Top 20 im Export 8 und im Import 6 Drittstaaten, ohne UK mitzuzählen. In Form der USA und China jeweils die Nummern 1 und 3 inbegriffen, mit der Schweiz und der Türkei zwei Staaten, deren Handel aus der geographischen Lage entsprechend eng an die EU gebunden ist. Unmöglich ist es also nicht, als Drittstaat mit der EU zu handeln. Und dazu, dass Japan es immerhin auf Platz 16 schafft, trägst Du ja auch etwas bei. Wenn es japanische Züge unter Deinen Weihnachtsbaum schaffen, dann sollte das auch für britische in der Zukunft kein Ding der Unmöglichkeit werden. Abwarten und Tee trinken
Viele Grüße Mirko
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eigentlich wollte ich mich aus dieser Diskussion heraushalten, aber ein Argument contra Brexit möchte ich doch aufführen. Die EU ist laut Medienberichten der wichtigste Handelspartner Großbritanniens, wenn ich das richtig verstanden habe. Beim Handel mit der EU müssen sich die Briten nun in Zukunft an Produktregeln halten, die sie nicht mehr mitbestimmen können, oder? Fände ich als Brite ziemlich doof ...
Ansonsten: keep cool - noch ist Weihnachten. Kümmert euch um was schöneres als das traurige Brexit-Thema.
Hallo Sebastian, am Ende liegst Du wohl richtig Wie sagte schon damals die Oma meiner Lebensgefährtin/Freundin "Die Welt dreht sich und wir müssen mit" Strotzt nicht vor gehobenen Intellekt, aber der Inhalt schlägt und sagt alles
Richtig. Beim Handel mit der EU müssen sie. So wie die USA, China, Schweiz, Japan, Südkorea, Türkei und viele weitere. Genauso wie die EU beim Export nach Nordamerika sich an Vorschriften von ANSI und Konsorten halten muss, nach Russland an die von GOST, etc. Da können die auch nicht mitreden. Da von einem Nachteil zu sprechen ist weit hergeholt. Nach einer fremden Norm zu produzieren ist im Zeitalter der Globalisierung das normalste und einfachste der Welt.
Ich habe auf meinem Büro-PC eine Tabelle mit den ganzen Normen weltweit und ihren internen Bestellcodes, falls einer meiner deutschen Kunden aus dem Anlagenbau mal wieder ein Produkt zum Weiterverkauf nach Kanada haben will und dazu 110V Netzspannung, einen Type A Netzstecker und nicht CE sondern CSA auf das Typenschild gestempelt haben will. Technisch unterscheiden sich eine Ausführung nach CE und eine nach CSA übrigens in genau diesen 3 Dingen: Trafoabgriff für andere Netzspannung (wenn nicht bei neueren Produkten eh ein Schaltnetzteil drin ist, das sich automatisch einstellt), Netzkabel und Typenschild-Aufkleber mit dem richtigen Logo. Weitere Unterschiede gibt es nicht. Man sollte also auch nicht diese technischen Standards überbewerten. Einen Stromschlag kriegt man auf der ganzen Welt gleich und die Maßnahmen ihn zu verhindern sind es auch. Meistens baut man einfach nach dem strengsten Standard (das ist bei uns elektrisch meistens die EU und mechanisch die USA) und kann dann drauf kleben, was man will / fürs Zielland braucht. Wir sind übrigens eine britische Firma
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Das ist Richtig aber bis jetzt hatten sie eine Mitspracherecht bei der Gestaltung dieser EU-Normen, die quasi zusammen mit den Normen aus den Staaten als "Weltnormen" gelten. Das BSI war auch innerhalb der EU sogar sehr respektiert. Jetzt haben sie keine Mitspracherecht mehr.
Hallo, die Weltnormen sind die ISO Normen und Grossbritannien ist dort nach wie vor aktiv. Das hat mit der EU nichts zu tun. Mit den CEN-Normen sieht es allerdings anders aus. Dort sind die Briten jetzt raus. In der Normungswelt wird allerdings schon seit langem die Harmonisierung zwischen den Systemen angesrebt. So gesehen hat der Austritt sicher keine Auswirkungen.
Die EU und die USA entscheiden aber praktisch für den Rest der Welt über Normen weil ihre Märkte die zwei größten der Welt sind. Hersteller auf der ganzen Welt bauen dann ihre Produkte einfach nach diesen Normen weil sie am strengsten sind und es sich selten lohnt eine abweichende Variante für x oder y zu bauen.
Wobei die Europäischen Institute für Normen - CEN, CENELEC und ETSI - keine EU-Behörden sind und auch Mitglieder umfassen, die weder in EU noch EFTA sind, allen voran Türkei und Nordmazedonien in allen dreien, sowie z.B. Serbien, Ukraine und Georgien in 1 oder 2 als Vollmitgliedern eingebunden sind. Insofern wird Großbritannien auch weiterhin an den EN- und ISO-Normen mitschreiben können. Wo sie ihren Einfluss verlieren, sind die EU-Zulassungsnormen, die bekannteste ist die CE.
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Zitat von Class150 im Beitrag #96Hallo Felix,Das wirkt auf mich relativ einseitig, in der Darstellung der Bilder genauso wie in Deiner Kommentierung. Das geht damit los, dass in den von Dir erwähnten Aussagen ein Autrittsabkommen (May) mit einem Handelsabkommen (Johnson 2020) verglichen wird. Äpfel und Birnen ergeben allenfalls einen leckeren Obstsalat. Die Bilder vergleichen dann die Mitgliedschaft in der EU mit dem Status Großbritanniens, nehmen dabei aber die Punkte der Mitgliedschaft unter die Lupe. Dass es da bei den Briten jede Menge Kreuze gibt und bei der EU nur Häkchen ist schon klar.Aber wo sind denn die Punkte wie "Entscheidungen unabhängig vom Europäischen Gerichtshof", "Abschluss eigener Handelsabkommen mit Drittstaaten", etc.? Denn bei denen - und das waren jetzt mal die prominentesten - steht das Häkchen bei UK und das X bei der EU-Mitgliedschaft. Ich meine, bei einer Quelle auf ec.commission.eu wundert das nicht so wirklich, die Neutralität der Quelle darf aber getrost in Frage gestellt werden, wenn es eine der beiden verhandelnden Seiten ist.Dann gibt es in Deiner Kommentierung schlicht einen weiteren einseitigen Punkt. Ja, nach der Übergangsphase verlieren die britischen Fischer den Zugang zu französischen Gewässern. In dieser Zeit sinken die Fangquoten übrigens schon. Das gilt aber eben auch anders rum. Auch die Franzosen und Dänen müssen in den britischen Gewässern dann draußen bleiben. Wer den ganzen Fisch auf der Insel dann essen soll, steht auf einem anderen Blatt. Insofern glaube ich auch nicht, dass wie von "Knockando" dargestellt die britischen Kühlschränke leer sein werden. Es wird aber eine Menge Fisch und Lamm drin liegen.Wenn man mal die Perspektive auf die andere Seite des Kanals und in die Rolle eines Brexiteers wechselt - ich gebe zu, dass der Hut des Eurosceptic mir vermutlich besser passt als anderen hier - dann hat Johnson erst mal geliefert. Er hat die EU per Austrittsdeal verlassen, was May nicht hingekriegt hat. Er hat ein Handelsabkommen abgeschlossen. Er hat erreicht, dass das UK nicht der Gerichtsbarkeit der EU unterliegt. Und auch wenn es ein Leuchtturmprojekt ohne wirtschaftliche Bedeutung ist, hat er erreicht, dass die britischen Hoheitsgewässer nicht von EU-Flotten befischt werden dürfen. Das sind Dinge, mit denen er zur Wiederwahl vor einem Jahr angetreten ist, mit einer nicht zu vernachlässigenden Mehrheit gewählt wurde und das sind seine Wahlversprechen gewesen. So viel oder wenig einem diese Punkte persönlich passen mögen - Politiker, die Wahlversprechen umsetzen sind selten geworden.Wie sich der Handel einschleift, muss man abwarten. Natürlich ist er nicht so "reibungslos" wie der freie Warenverkehr in der EU. Aber im deutschen Außenhandel befinden sich unter den Top 20 im Export 8 und im Import 6 Drittstaaten, ohne UK mitzuzählen. In Form der USA und China jeweils die Nummern 1 und 3 inbegriffen, mit der Schweiz und der Türkei zwei Staaten, deren Handel aus der geographischen Lage entsprechend eng an die EU gebunden ist. Unmöglich ist es also nicht, als Drittstaat mit der EU zu handeln.Und dazu, dass Japan es immerhin auf Platz 16 schafft, trägst Du ja auch etwas bei. Wenn es japanische Züge unter Deinen Weihnachtsbaum schaffen, dann sollte das auch für britische in der Zukunft kein Ding der Unmöglichkeit werden. Abwarten und Tee trinken Viele GrüßeMirko
sorry für das Vollzitat.
Ich möchte mich von deiner Argumentation klar abgrenzen.
Ich habe ganz klar geschrieben, dass es sich um eine Analyse handelt, und dass zum gestrigen Zeitpunkt, als ich den Beitrag schrieb, die vorhandenen Informationen begrenzt waren. Meine Kommentierung bietet zumindest eine grobe Orientierung, was die drei Symbole zu bedeuten haben. Ohne wäre der Beitrag nicht rund geworden. Ich habe dazugeschrieben, dass ich nicht am Zweiten Weihnachtsfeiertag zu Hause sitzen und Internationale Vertragsdokumente lesen werde, und deshalb erwarte ich auch von jedermensch, dass eine solche Erwartungshaltung nicht besteht. Es ist außerdem sehr merkwürdige Methodenkritik, wenn du die EU als nicht 100% glaubwürdige Quelle abtust. Wenn A und B etwas vereinbaren, dann ist die beste Quelle herauszufinden, was denn genau vereinbart wurde, indem man A und B direkt fragt. Auch deine andere Methodenkritik, dass die Infografik ja "lediglich" die Veränderungen gegenüber der Vollmitgleidschaft darstellt, ist sehr merkwürdig, da die Überschrift "Big changes compared to benefits of EU membership" heißt und daher genau das ausdrücken möchte. Dass z.B. das aktuell in Verhandlung befindliche Freihandelsabkommen mit Japan von der EU geführt wird, hat nichts mit nicht-können zu tun (Deutschland ist eigenständig und wäre berechtigt, ein eigenes Abkommen auszuhandeln), sondern als größere politische Institution kriegt man einfach die besseren Bedingungen; insofern läuft dein Argument da ins Leere. Aber so genau möchte ich in die Diskussion eigentlich gar nicht einsteigen.
Denn ein viel größeres Problem habe ich mit folgendem: Du argumentierst inhaltlich pro- und contra-EU-Austritt. Diese Diskussion hätte 2016 geführt werden müssen. Und vor allem nicht mit mir. Ich habe wiederholt Analysen, was der längst beschlossene Austritt für unangenehme Nebenwirkungen hat, hier im Forum gepostet. Ich stütze mich dabei auf die Erfahrungen, welche Briten bis jetzt gemacht haben, und zwar sowohl persönliche Bekannte wie auch Internetbekanntschaften, die ich zwar in persona noch nie getroffen habe, welche ich aber via Twitter trotzdem sehr gut kennen gelernt habe. Da wäre zum Beispiel T.C. Er ist gebürtiger Brite und arbeitet als Abnahmeprüfer für Signal- und Sicherungstechnik bei London Underground. Er kennt nicht nur jedes Signal in seinem Bezirk mit Vornamen, sondern auch die Signalkabel daran und vor allem die Relaisschaltungen dazu. Da ich selbst Planungsingenieur für Leit- und Sicherungstechnik für DB-Stellwerke bin und T.C. außerdem letztes Jahr in Berlin war und u.a. die Berliner U-Bahn besichtigt hat, hatten wir bereits einige gute Gespräche, welche digital stattfanden, denn ich habe ihn auf Twitter kennengelernt. Er verliert seine Reisefreiheit und seine Handelsfreiheit, z.B. für den Onlinekauf von Eisenbahnbüchern aus Deutschland und den skandinavischen Ländern. Auf der anderen Seite wäre da C.J., welcher FREMO-Mitglied ist so wie du und ich, und mit dem ich 2018 beim FREMO-Treffen in Berlin viel Zeit verbracht habe, u.a. in der Pizzeria von Wustermark. Er hat mich z.B. gefragt, was denn "Bahn" genau auf englisch hieße, denn dieses Wort kommt sowohl in Eisenbahn als auch in Einbahnstraße vor. C.J. ist Nachfahre britischer Auswanderer und als solcher in Südafrika geboren worden, lebt aber schon lange in Birmingham. Wegen des Brexits hat er die irische Staatsbürgerschaft angenommen, soweit ich weiß zusätzlich. Er konnte das ohne größere Probleme tun, weil die britische Staatsbürgerschaft schon vorher nicht seine einzige war und er den Antrag mit seinem anderen Pass durchgeführt hat. Die anderen mir bekannten britischen FREMO-Mitglieder beneiden ihn darum, sie hatten diese Möglichkeit nicht ohne weiteres. Die nächste Zoomkonferenz mit den britischen Modellbahnfreunden ist in drei Wochen.
Ich kann durchaus nachvollziehen, dass wenn man sich nicht mit dem Schicksal der einzelnen Leute beschäftigt oder den Zugang zu Erzählungen von einzelnen nicht findet, dann mag man möglicherweise nicht mitbekommen, was da eigentlich gerade mit den Leuten passiert. Das ist okay und nicht schlimm. In deinen Posts finde ich Referenzen zu menschlichen Schicksalen nicht wieder, bei dir geht es hauptsächlich um unbelebte Dinge wie z.B. Zulassungsnormen. Das ist zweifellos auch relevant, trifft aber nicht den Kern meiner Argumentation, die du doch kritisierst. In diesem Forum geht es hauptsächlich um die britischen Eisenbahnen, aber wenn dieses Forum auch Platz bietet für Reisetipps, Sehenswürdigkeiten, britische Küche, englische Sprache, britische Geschichte usw., dann ist hier auch Platz für Eisenbahnfreunde, die man auf der Insel hat.
Der zweite Punkt, den ich in früheren Posts angebracht habe, ist die Tatsache, dass die Pakete aus UK ab dem neuen Jahr an der Grenze geöffnet werden und dass dadurch eventuell Schaden und Verzögerungen erwartbar sind. Es ist durchaus richtig, dass ich seit diesem Jahr das eine oder andere Mal in Japan bestellt habe, und u.a. die persönliche Wareneinfuhr dabei ausprobiert habe (das war durchaus mit eine Motivation von mir, ich sah das als persönliche Vorbereitung auf einen harten Brexit). Das ist aber keine ausreichende Begründung dafür, mir zu testieren, dass wenn ich das hinbekomme, dass ich dann auch Import aus UK hinbekomme (sinngemäß wiedergegeben). Denn dazu müsste ich zunächst behauptet hätten, dass entweder der Import aus Japan dem zukünftigen aus England exakt gleicht oder aber dass ich den persönlichen Import aus Japan nicht hinbekommen hätte. Beides ist Quatsch. Es ist methodisch falsch, die Relation Japans mit der EU mit der vom UK vergleichen zu wollen, weil die Beziehungen zu Japan nicht verschlechtert werden. Sie bleiben konstant und man hat Planungssicherheit.
Meine persönliche Gesprächsposition resultiert daraus, dass mit dem momentanen Deal Verschlechterungen kommen, welche nicht schlüssig begründet sind / grundlos passieren / aus niederen Gründen ( = rechte Parteientaktik) geschehen (unzutreffendes bitte streichen). Es handelt sich um einen beispiellosen Rückschritt in der Geschichte von UK und von der EU. Ich bin selbst nicht direkt betroffen, aber ich mache mich für meine betroffenen Bekannten stark.
Ich habe eine Bitte an dich: Fang bitte keine Stellvertreterdiskussion du-Brexiteer-und-ich-Remainer mit mir an. Ich bin kein Akteur auf den beiden britischen Seiten, denn ich bin kein Brite. Ich habe mir die Zeit genommen, zu lesen und zuzuhören, was den Leuten dort geschieht, und kam zu dem Schluss, dass der aktuelle Deal die zweitschlechteste Lösung von allen ist, schlimmer wäre nur kein Deal gewesen. Ich führe hier jedenfalls keine Stellvertreterdiskussion in der Rolle eines Remainers. Wenn du nicht meiner Meinung bist, dann ist das völlig okay, aber lass uns fair und auf Augenhöhe diskutieren. Und lass uns bitte den Begriff euroskeptisch richtig verwenden, denn an Euroskepsis ist prinzipiell nichts verkehrt: Die EU tötet durch systematisch unterlassene Hilfeleistung Menschen auf Moria. Das hat aber mit dem Brexit nichts zu tun, denn auf britischer Seite ist es ja erklärtes Ziel, sich noch weniger um Flüchtlinge kümmern zu müssen.
Und hört bitte endlich alle auf, zu Geduld aufzurufen. Nein. Was jetzt notwendig ist, ist das Gegenteil, nämlich das Aufbauen von maximalem politischen Druck auf alle Beteiligten, mit dem Ziel, dass das Abkommen so verbessert wird, dass es mindestens die Vorteile vom Theresa-May-Abkommen von 2018 für die Briten enthält. Es sind nur noch vier Tage Zeit und dieses Ideal extrem ambitioniert.
Viele Grüße Felix
PS: Der Tag, an dem bei mir eine britische Bahn um den Weihanchtskranz fuhr, war bei mir übrigens schon 2011: Frohe Weihnachten (3)
Da auch ich keine Meinung auf eine weitere Vertiefung der Diskussion habe, sollten wir es soweit dabei belassen. Eine Sache muss ich jedoch richtig stellen, da ich ihrer Aussage aufs schärfste widerspreche. Ich habe nicht mal 0,1% der Glaubwürdigkeit Deiner Quelle Namens EU angezweifelt sondern ihre Neutralität im Zusammenhang mit dem Brexit. Das ist ein Unterschied, den man schon korrekt herausarbeiten sollte. Ich mag nicht viel von ihr halten, aber für unglaubwürdig erachte ich die EU definitiv nicht.
Mein größter Fauxpas war, dass ich begonnen habe, Dir persönlich antworten zu wollen, aber dann auch auf andere Forumskollegen einzugehen begonnen habe, die persönliche Anrede aber nicht mehr entfernt habe. Insofern brauchst Du Dich nicht von vorne bis hinten persönlich angesprochen fühlen. Mea culpa.
Persönliches weiß ich insofern nicht großartig zu berichten, da es nichts erwähnenswertes gibt. Meine Hauptkontakte auf der Insel sind, auch was den Austausch über private Belange angeht, meine Kollegen. Wir sind halt ein international tätiges Unternehmen, so dass wir Routine im Umgang mit Drittländern haben. Flapsig gesagt: "Wenn wir derzeit in die Russische Föderation und nach Brasilien liefern, dann wird das mit der EU auch gehen. Komplizierter als diese zwei hoffnungslos bürokratischen Fälle kann es wohl kaum werden." Ihren privaten Urlaub am Mittelmeer können sie weiter machen, dazu gibt es ja 90 Tage Visafreiheit. Und die meisten haben schon Erfahrungen mit den USA und ESTA gemacht. Also sehen sie ein europäisches Äquivalent eher entspannt als Formalie, die EU-Befürworter als eine lästigere als die Brexiteers. Das Thema Reisen war so im Vorfeld die größte Sorge und ich habe ein Heilig Abend abgeschlossenes Abkommen logischerweise noch nicht nennenswert mit Kollegen kommentiert. Nun brauchen die aber auch, anders als Deine Kontakte, wohl nicht unbedingt fremdländische Fachliteratur oder andere Waren, die innerhalb des UK nicht verfügbar sind für Arbeit und Hobbys. Gerade am Standort in Cornwall sind aber auch viele Brexiteers darunter, die Bedenken kamen mehr von den Kollegen aus Hampshire. Dass innerhalb Englands grob gesagt das Meinungsbild einer Region zum Brexit mit der Entfernung nach London berechnet werden kann, ist aber auch keine neue Erkenntnis. Das ist halt die Sache mit den persönlichen Erfahrungen. Sie sind bei jeder Person anders. Vielleicht höre ich da in den kommenden Monaten, wenn es "ernst" wird, andere Reaktionen. Vielleicht bereut dann sogar der eine oder andere - Grüße an Kollege Knockando, da sind auch einige in ihren 20ern bei oder sogar, die zwischen Referendum und Austritt ihre Ausbildung abgeschlossen haben und für die das Referendum ihre erste Wahl überhaupt war - dass er 2016 sein Kreuz dort gemacht hat, wo er es gemacht hat.
Viele Grüße Mirko
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