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 Modellvorstellungen
stonetown Offline



Beiträge: 134

08.07.2019 22:03
LB&SCR A1/A1X "Terrier" Class von Hornby Antworten

Die „neuen“ Terriers von Hornby
Zeitgemäße Modelle eines zeitlosen Vorbilds?


Vorwort

Endlich komme ich dazu, euch einen langersehnten Favoriten der britischen Eisenbahnen vorzustellen: Die Brighton Terriers!

Erst im Januar kündigte Hornby das vollständig neuentwickelte Modell an, bald darauf wurden die ersten Muster gezeigt und schon im März kamen die ersten Modelle zu den Händlern, die anderen folgten mit den nächsten Wochen. Alle analogen Modelle wurden mittlerweile ausgeliefert, ein paar der werkseitig mit DCC-Decoder ausgestatteten lassen aber noch auf sich warten. Der Listenpreis für ein analoges Modell beträgt 89,99 GBP, für ein digitales 109,99 GBP.

Nachfolgend eine Liste aller Versionen der ersten Auslieferung. In Klammern angegebene Nummern und Namen bezeichnen die ursprüngliche Identifikation der Lokomotiven. Für die digitalen Varianten wird an den angegebenen Artikelnummern der analogen Modelle zusätzlich ein großes X angefügt (z.B. R3767 -> R3767X).

R3767 │ A1X BR Lined Black Early Emblem 32655 (ex 55 Stepney)
R3768 │ A1X BR Lined Black Late Crest 32636 (ex 72 Fenchurch)
R3780 │ A1 LB&SCR Improved Engine Green 655 Stepney (ex 55 Stepney)
R3781 │ A1 K&ESR Blue 5 Rolvenden (ex 71 Wapping)
R3782 │ A1 SE&CR Lined Green 751 (ex 54 Waddon)
R3783 │ A1X SR Lined Green 2662 (ex 62 Martello)

Auf einen Vergleich mit dem Modell von Dapol, welches von Rails of Sheffield in Auftrag gegeben wurde, möchte ich an dieser Stelle verzichten. Zu den bisher gezeigten Mustern habe ich bereits an anderer Stelle genug gesagt – mein Urteil war nicht positiv. Nach Auslieferung werde ich sie euch ohnehin kurz vorstellen. Auch auf die bei beiden Modellen sehr unterschiedliche Vermarktung werde ich nicht hier, aber an anderer Stelle nochmal eingehen.




Modellanalyse

Aufbau, Mechanik und Technik

Die Formaufteilungen des Modells sind weitestgehend sinnvoll, so sind Schornstein und Dom vorbildgerecht einzeln angesetzt. Das Fahrerhaus ist einteilig ausgeführt, wodurch es keine störenden, vorbildwidrigen Spalten im Dachbereich und an der Rückwand gibt. Der Schornstein ist entgegen dem Vorbild ebenso nicht unterteilt, wodurch hier im oberen Bereich die Kante zwischen Rohr und Aufsatz formtechnisch maßstabsgetreu nachgebildet werden konnte. Auf der Kehrseite jedoch muss dadurch eine blanke Schornsteinspitze nachträglich schablonenlackiert werden.



Nicht aus einem Teil ist der Kessel. Der vordere Bereich mitsamt Rauchkammer wird an den Mittelteil mit den Tanks angesteckt. Diese an der Unterseite offene Kombination wird dann auf das Chassis gesteckt. Am Rahmen angegossen ist der abschließende, untere Kesselteil, der in der jeweiligen Kesselfarbe lackiert ist. Durch diese Herangehensweise entstehen einerseits leider zwei prominente Spalten im unteren Kesselbereich, auf der anderen Seite ergibt sich dadurch aber nicht nur ein freier Durchblick unter dem Kessel im Bereich vor den Tanks, sondern das Modell verfügt vorbildgetreu über einen komplett runden Kessel bis hin zur Feuerkammer. Der Motor verschwindet dafür vollständig im Kessel.

Nur durch diese Konstruktion ist es möglich, einen komplett runden Kessel zu konstruieren und gleichzeitig die einfache Zugänglichkeit des Motors zu bewahren. Zum Öffnen des Modells müssen nur ein paar Schrauben entfernt und sorgfältig das Oberteil hochgezogen werden. Lediglich das Bremsgestänge und die Sandfallrohre verhaken sich gerne, entsprechend muss hier sorgfältig herangegangen werden, um Abbrüche zu verhindern. Etwas mehr Feingefühl erfordert das wieder zusammenbauen, da nun darauf geachtet werden muss, dass die Kabel im begrenzten Platz des Kessels ordentlich liegen und sämtliche Leitungen am und um den Kessel an der richtigen Position sind, um sich nicht zu verkeilen oder zu verbiegen. All dies ist nicht schwierig, erfordert aber etwas Geduld.

Die im Vorbild prominente Aussparung zwischen den beiden vorderen Achsen ist erfreulicherweise auch im Modell nachgebildet, jedoch im Gegensatz zum Original leer; es fehlt eine Nachbildung der inneren Mechanik. Die dazu symmetrische Aussparung nach der Mittelachse wird im Vorbild zum größten Teil durch die Feuerkammer ausgefüllt, entsprechend hat man hier auf einen Durchbruch verzichtet, dafür aber die Aussparung im Rahmen durch eine Vertiefung nachempfunden, in der sich die Nachbildung der Außenhaut der Feuerkammer findet.



Die Kupplungen ruhen in NEM-Aufnahmen, auf eine Kulissenführung wird aber leider verzichtet. Die Aufnahmen sind in Form der bekannten austauschbaren Taschen ausgeführt. Diese lassen sich leicht entfernen, wodurch weitgehend alle Spuren einer Modellbahnkupplung verschwinden, sollte dies für die Vitrine oder für den Einsatz vorbildgerechter Kupplungen gewünscht sein. Zudem ermöglichen diese Taschen durch ihr federndes Seitenspiel den Einsatz der am Kontinent beliebten echten, sowie unechten Kurzkupplungen.

Ungewöhnlich für Hornby besteht die Außenhaut des Modells oberhalb des Umlaufs aus Metall vollständig aus Kunststoff. Einerseits ist dies schade, da damit die dem Vorbild sehr nahekommende Metalloberfläche verloren geht, andererseits wäre es aufgrund der Varianten-Vielfalt wohl nicht möglich gewesen Tanks und Kessel aus Metall zu fertigen. Für jede Formvariante musste ein neuer Einsatz, wenn nicht sogar eine komplett neue Form gefertigt werden. In Metall-Bauweise wäre dies um einiges teurer gewesen und hätten wohl zu dem Verzicht vieler Varianten geführt. Stattdessen hat man den freien Raum in den Tanks, dem Tender, sowie dem Rahmen genutzt und von innen mit Metall ausgefüllt, um trotzdem ein ordentliches Gewicht für ausreichende Zugkraft zu erzielen.

Im Modell arbeitet ein kleiner Drei-Pol-Motor, der lediglich die letzte Achse direkt antreibt, deren Bewegung sich mittels der funktionstüchtigen Kuppelstangen über alle Achsen verteilt. Diese Konstruktion sorgt für einen ruhigen Lauf und hohe Zugkraft, die weit über dem liegt, was das Modell maßstäblich ziehen können muss. Es ist aber unbedingt zu empfehlen, die Modelle vor dem „richtigen“ Einsatz ohne Last bei mittlerer Geschwindigkeit in beiden Fahrtrichtungen einzufahren. Direkt aus der Verpackung war die Mechanik oft schwergängig, nach dem Einfahren haben sich sämtliche Schwierigkeiten jedoch gelegt. Zwei meiner Modelle hatten zudem deutlich zu viel Fett im Getriebe, welches nach kurzem fahren unten herausquoll. Es kann also nicht schaden, die Modelle darauf zu überprüfen und notfalls etwas Fett zu entfernen.

Ausgestattet ist das Modell mit einer NEM 651 6-Pin-Schnittstelle für einen Zwei-Funktionen-Decoder, der nur über die rudimentärsten Fähigkeiten verfügt. Vollkommen ausreichend, so sind die Modelle weder mit Sound noch mit Licht ausgestattet. Wer eine Lok mit Decoder möchte und mit dem Standard-Produkt von Hornby zufrieden ist, spart gegenüber dem Einzelkauf, wenn er die bereits ab Werk digitalisierte Variante kauft. Äußerlich unterscheiden sich die Modelle nur durch einen aufgedruckten Hinweis auf der Bodenplatte der DCC-Modelle. Eine Nachrüstung mit Sound ist werkseitig nicht vorgesehen. In meinen Augen geht damit jedoch nicht viel verloren. Gerade bei diesem Modell bin ich der Meinung, dass die aufgrund des begrenzten Platzes zu erwartende Soundqualität ohne adäquater Tiefendarstellung in keinem sinnvollen Verhältnis zu den zusätzlichen Kosten und dem daraus resultierenden Gewichtsverlust steht.


Allgemeine Details und Proportionen

Die Löcher am Fahrerhaus zum Einstecken von Leitungen und der Schutzgitter der hinteren Fenster sind ausgeformt und nicht nachträglich gebohrt. Das hat den Nachteil, dass je nach Ausführung ungefüllte Löcher zurückbleiben und umgekehrt sich die erfreulicherweise einzeln angesetzten Schutzgitter nicht bei jeder Version montieren lassen. Die Gestaltung der Kabinenrückwand ist unglücklich gewählt, so gibt sie nicht den ursprünglichen Zustand mit einem zusätzlichen, senkrechten Metall-Streifen zwischen den beiden Fenstern wieder, wie es für die meisten Versionen korrekt wäre, sondern eine Modifikation weniger Exemplare in den späten Jahren mit zwei waagrechten Nieten-Reihen.

Ausgestattet ist der Führerstand mit vielen zum großen Teil farblich hervorgehobenen und teilweise einzeln angesetzten Details. Die Fenster sind leider nicht einzeln verglast, sondern mit je einem Streifen vorne und hinten. Auf der Vorderseite sind zusätzlich Steuerinstrumente an diesem Streifen angegossen und farblich hervorgehoben. Leider schließen von außen die Scheiben nicht bündig mit den Wänden ab.



Da Hornby nur einen Einsatz für die Wassentanks gefertigt hat besitzen alle Modelle lediglich acht Nieten an den Seiten, obwohl für die meisten umgebauten Fahrzeuge zwölf korrekt wären. Vereinzelt falsch positionierte Nieten sind aber bei einem derart vielfältigen Modell wie der Terrier verzeihbar. Eher ist ärgerlich, dass alle Modelle über Spülöffnungen über der Feuerkammer verfügen, obwohl dies einen späteren Umbau darstellt. Ebenso ärgerlich ist, dass die Oberseiten der Tanks glatt sind. Im Vorbild wurden die Außenseiten mit einer isolierenden Metallplatte verkleidet, die über die obere Wölbung gebogen wird und mit der Oberseite abschließt, wodurch sich eine kleine Kante bildet. Auf den damit einhergehenden Farbübergang wurde jedoch sehr wohl geachtet; während die Isolierbleche in Fahrzeugfarbe sind, sind die Tankoberseiten immer schwarz.



Vorbildgerecht sieht man durchbrochen ausgeführte Löcher im hinteren Bereich des äußerst feinen Bremsgestänges. Die Sandfallrohre bestehen aus Kunststoff, dadurch sind sie immer gerade und müssen nicht vor Inbetriebnahme erst zurechtgebogen werden, wie es bei Draht-Fallrohren sehr oft notwendig ist.

Die Gegengewichte sind an allen drei Achsen für den Ursprungszustand korrekt geformt und die Speichen sind zur Nabe hin konvex gebogen. Die Achsen der Radsätze sind nicht nach außen hin sichtbar, sondern werden von den Felgen komplett überdeckt. Damit werden nicht nur störende Isolierringe verdeckt, sondern auch können die rein kosmetischen Naben vorbildgerecht ausgeformt werden. Auf der Kehrseite bestehen dafür die Felgen lediglich aus Kunststoff. Durch die Radreifen aus Metall gibt es aber keine Einbußen bei den Rolleigenschaften, dafür können unlackierte Kunststoffteile, je nach Farbe, optisch negativ auffallen. Bei den vorliegenden Modellen ist das jedoch nur bei dem sehr hellen Improved Engine Green der Fall. Bei den schwarzen Felgen hingegen ist mit bloßen Augen kaum ein Unterschied zu erkennen.

Die Kuppelstangen wurden wie im Original zweitteilig und mit leichter Wölbung ausgeformt. Die Schrauben zur Befestigung sind zwar verglichen mit anderen Modellen nicht sonderlich groß, fallen aber bei diesem kleinen Modell doch etwas negativ ins Auge.

Auf den ersten Blick stehen die Puffer zu weit heraus. Tatsächlich fehlen aber an den Pufferbohlen die im Original vorhandenen Einkerbungen, in denen die Puffer ein Stück weit versinken. Dafür weisen die Puffer selbst korrekte Proportionen auf. Dafür war es notwendig, sie ungefedert auszuführen, da sonst der Unterschied im Durchmesser zwischen Hülse und Stößel zu groß gewesen wäre. Insbesondere ist positiv zu erwähnen, dass die ungefederten Puffer nicht einteilig und schablonenlackiert sind, sondern zweiteilig. Dadurch ist die Farbkante immer scharf und die Puffer wirken natürlich, während einteilige Puffer oft einen sehr künstlichen Eindruck erwecken. Die Pufferhülsen sind aus Kunststoff gefertigt, wohingegen die Stößel samt Teller jeweils ein Metallteil sind.

An den Pufferhülsen angespritzt sind die Lampeneisen. Alle anderen Lampeneisen hingegen sind einzeln angesetzt. Auch Bremsleitungen und Kupplungshaken sind angesetzte Einzelteile. Weitere Leitungen liegen zur Montage an den Pufferbohlen bei, können aber nicht zusammen mit den Modellkupplungen verwendet werden.

Der Rahmen des Fahrgestells ist vor der ersten Achse zu weit nach unten gezogen. Dadurch sind die an sich fein ausgeformten vorderen Räumeisen, selbst die Nieten wurden dargestellt, viel zu kurz und gedrungen. Dazu aber später noch mehr. Davon abgesehen stimmen alle sonstigen Proportionen. Kessel und Rauchkammer haben für die jeweilige Version die richtige Länge, die Fenster sind korrekt positioniert und die Dachform wurde vorbildlich nachgezeichnet, um nur die die grundlegendsten Linien zu erwähnen.

Alle grundlegenden Unterschiede zwischen der ursprünglichen A1 Baureihe und den umgebauten A1X-Maschinen wurden nachgebildet, sowie viele andere Details und Umbauten, unter anderem auch für die Terriers der Isle of Wight. Viele Details sind filigrane, angesetzte Elemente, sie unterscheiden sich von Version zu Version, sind in den meisten Fällen sorgfältig recherchiert und vor allem zahlreich. Es finden sich im Formenfundus zwei verschiedene Bremsgestänge, eine Vielzahl an verschiedenen Rauchkammern und Rauchkammertüren, mehrere Schornsteine, verschiedene Positionen für den Dampfdom, unterschiedlichste Leitungen und vieles mehr. Einen Einblick dazu hatte Hornby im eigenen Blog „The Engine Shed“ gegeben. Näher soll auf diese Details aber bei der Vorstellung der einzelnen Modell-Versionen eingegangen werden. Es darf aber nicht vergessen werden, dass mit den ersten sechs Modellen erst ein kleiner Teil aller zur Verfügung stehenden Formen und Formeinsätze genutzt wurde.


LB&SCR 655 Stepney

Die ursprüngliche Lackierung Improved Engine Green kommt mit dem Namen Stepney zu Ehren, der wohl bekanntesten Vertreterin dieser Baureihe. Jedoch mit der Nummer 655; damit stellt das Modell nicht den Ursprungszustand dar, sondern repräsentiert den Betriebszustand zwischen 1901 und 1907, als Stepney im Befördern von Motor-Trains eine zweite Aufgabe gefunden hatte, jedoch noch nicht vollständig dafür umgebaut wurde. So weist das Modell zwar schon die neue Betreibsnummer ohne Plakette auf, aber korrekterweise noch immer die niedrigen, ursprünglichen Puffer.

Die Lackierung wurde von Hornby sorgfältig im Tampondruck-Verfahren ausgeführt, auch die Radnaben und Gegengewichte wurden ebenso korrekt in dunkelgrün kontrastiert, wie die Kuppelstangen in rot. Als einziges Modell wurden bei Stepney die Kesselbänder um die kompletten 360 Grad des Kessels gedruckt; bei allen anderen Modellen bleibt der am Rahmen angespritzte Sockel unbedruckt. Jedoch ist der Druck nicht immer perfekt ausgerichtet, beispielsweise überschneiden sich die Linien mit den Einfassungen der Fenster. Details, wie Rauchkammertür, Ventile und Leitungen wurden allesamt korrekt umgesetzt. Abweichungen vom Vorbild gibt es nur, wo der Formenfundus Limitierungen aufweist. Der schwierige Farbton wurde in meinen Augen gut getroffen.




SE&CR 751

Nummer 751 der SE&CR, gebaut als Waddon mit der Nummer 54, wurde 1904 von der SE&CR gekauft und ab 1905 auf der Sheppey Light Railway eingesetzt. Technisch ist sie sehr ähnlich zum Modell von Stepney. Korrekterweise besitzt auch sie noch ihre Westinghouse Luftpumpe. Lediglich für die Bestückung mit Bremsleitungen vorne konnte ich bislang kein eindeutiges Beweisfoto finden. Der grüne Farbton wurde gut getroffen und die Linien wurden wie bei Stepney sorgfältig ausgeführt, lediglich das vorderste Kesselband hört unvermittelt auf, wohingegen das hintere noch weiter bis zur Montagespalte geführt wird. Hierbei scheint es sich um einen Serienfehler zu handeln. Auch die Felgen wurden mit roten Linien bedruckt.




K&ESR 5 Rolvenden

Als Nummer 71 mit dem Namen Wapping gebaut, wurde sie für den Bau der Sheppey Light Railway angestellt und letztlich 1905 von der K&ESR gekauft. Dort bekam sie die Nummer 5 und den Namen Rolvenden. 1932 wurde sie außer Betreib gesetzt und versorgte von nun an ihre Schwester Bodiam mit Ersatzteilen. Ihr Modell unterscheidet sich von den anderen beiden A1s durch längere Scharniere an der Rauchkammertür, anders positionierten Lampeneisen vorne und das Fehlen des vorderen, oberen Lampeneisens. Leider konnte ich bislang kein Foto finden, welches diese Details belegt, es gibt ohnehin nur sehr wenige Fotos von ihr. Auch habe ich bislang keine Bestätigung für die blau gefärbten Felgen; schöner als schwarze sind sie aber in jedem Fall.

Vorbildgerecht hat man für die Terriers der K&ESR einen eigenen Tenderaufsatz erstellt. Dieser besteht aus drei waagrechten, vorbildgerecht dicken Verstrebungen. Lediglich fehlen an beiden Seiten des ursprünglichen Tenders jeweils vier Nieten zur Befestigung des Aufsatzes. Schade ist es, dass man aufgrund des Eingangs erwähnten Kompromisses die rückseitigen Fenster mit Schutzgittern ausgestattet hat, obwohl das Vorbild nie welche hatte. Vielleicht wäre es die bessere Lösung gewesen, die ohne Gitter offenen Spalten einfach in Kauf zu nehmen. So wirkt das Modell in der Rückansicht, in der es eigentlich durch den Tenderaufsatz glänzt, etwas anachronistisch.




SR 2662

Im Olive Green der Southern Railway erscheint die als Nummer 62 mit dem Namen Martello gebaute Maschine, welche mit dem Grouping Act bei der SR zunächst die Kennung B662, und später die Nummer 2662 bekam und auf der Hayling Island Branch Line eingesetzt wurde. Als umgebaute A1X-Maschine besitzt sie einen längeren Kessel mit größerer Rauchkammer, angehobene Puffer, einen undurchbrochenen Tenderaufsatz und korrekterweise Schutzgitter. Ebenso korrekt sind die noch vorhandenen Kondenswasserrohre, Tankventile, sowieso die Luftpumpe. Die Gegengewichtsformation entspricht jedoch nicht dem mir bekannten Foto. An der Mittelachse hätte man eine spezielle Felge verwenden können, von der beim nächsten Modell noch zu lesen sein wird, für die äußeren Achsen hätte man aber eine zusätzliche Felge erstellen müssen.




BR 32655

Mit der Nummer 32655 ist Stepney ein zweites Mal vertreten. Sie hat als erste Terrier im Jahr 1949 die schwarze Lackierung der British Railways bekommen und arbeitete nach der Verstaatlichung hauptsächlich auf der Hayling Island Branch Line und dem Gleisnetz der K&ESR. Da es sich bei der Lackierung um ein sehr frühes BR Lined Black handelt, trägt sie noch das frühe Emblem, keine Zugkraft-Klassifikation und korrekterweise auch keine Plakette des für sie zuständigen Betriebswerks. Als typische A1X-Maschine besitzt sie den Tenderaufsatz und die Schutzgitter vor den hinteren Fenstern.

Historisch inkorrekt ist die Ausstattung mit einer Westinghouse Luftpumpe, diese hatte Stepney schon längst vor der Verstaatlichung verloren. Leider ist die Griffstange über der Rauchkammertür viel zu lang geraten und konnte somit auch nicht zentriert montiert werden. Die Nummerntafel ist angespritzt und nicht separat angesetzt, was in dem kleinen Maßstab völlig ausreichend ist. Im Gegensatz zu ihrem heutigen Zustand weist das Modell historisch korrekt eine mit mehreren Nieten-Reihen verzierte Rauchkammer auf. Speziell für Stepney hat man eine zusätzliche Form für die Felgen der Mittelachse hergestellt. Vorbildgetreu erhält damit diese Achse längere Gegengewichte, welche jeweils an einer Seite zwei Mal genietet sind. Die kurzen Gegengewichte der vorderen Achse sind ebenso korrekt, aber für die hintere Achse wäre, wie bereits bei 2662, eine neue Form notwendig gewesen.




BR 32636

Nummer 32636, als 72 Fenchurch gebaut, kommt mit dem späten BR-Wappen zur Auslieferung; damit auch mit aufgedruckter Zugkraft-Klassifikation und unten auf der Rauchkammer findet sich der Verweis auf ihr Heimatsdepot. Besonders ist die Schriftart der Betriebsnummer; diese ist bereits im Stil der BR-Diesel-Lokomotiven aufgetragen, was das Modell einzigartig macht und den Betriebszustand ab 1962 zuweist. Bereits ein Jahr später hat sie in diesem Zustand den Sonderzug Hayling Farewell gezogen.

Trotz ihres Umbaus behielt sie stets ihre tiefen Puffer und der Kohlekasten blieb ohne Aufsatz. Auch die Luftpumpe ist hier korrekt, sowie die Kesselleitungen. Aufgrund der Limitierungen der Formen konnten die im Vorbild vorhandenen Schutzgitter nicht montiert werden. Schade finde ich jedoch, dass man sie nicht zur Selbstmontage beigelegt hat. Durch abtrennen der Steckstifte und sparsam dosierten Kleber wären diese leicht nachzurüsten gewesen. Wie bei 32655 ist auch hier die vordere Griffstange zu lang. Die Gegengewichte sind alle korrekt.




Verarbeitungsqualität

An anderer Stelle hatte ich die Verarbeitungsqualität bereits angesprochen. Mit den beiden Modellen in BR Lined Black hatte ich große Probleme, vor allem mit abgebrochenen Puffern, aber auch anderen kleineren und größeren Mängeln. Insgesamt hatte ich zwei Modelle mit frühem Emblem und vier mit dem späten Wappen in meinen Händen. Jedoch möchte ich, ohne es zu bewerten, erwähnen, dass alle problembehafteten Modelle vom Händler Rails of Sheffield kamen. Die vier weiteren Terrier-Versionen, sowie das vierte Exemplar mit spätem Wappen habe ich über Hattons bezogen und waren alle beim ersten Versuch in unbeschädigtem Zustand. Auch diese Modelle waren keineswegs perfekt, aber innerhalb meines Erwartungs- und Akzeptanzbereichs für Modelle aus chinesischer Fertigung. Aber es bleibt auch anzumerken, dass man die Verpackung im Laufe der sechs Versionen mehrmals durch kleine Schaumstoffeinsätze verbessert hat, die Bewegung und somit die Beschädigung von Kleinteilen verhindern. Im Zweifelsfall einfach den Händler darum bitten, sich das Modell vor dem Versand kurz anzuschauen.


Ausblick und Resümee

Mit den Ankündigungen zur Jahresmitte wurden bereits zwei weitere Versionen vorgestellt, darunter die erste Isle of Wight-Terrier. Insofern man den Zeichnungen Glauben schenken darf kommen diese Modelle mit einem korrigierten Rahmen mit neu ausgeformten Schienenräumern, womit der ärgste Fehler behoben wäre. Insgesamt wären wir dann schon bei acht Versionen. Darauf, dass es noch viele mehr werden! Einen persönlichen, jedoch sehr unwahrscheinlichen Wunsch hätte ich aber noch: Die beiden für kurze Zeit auf 2-4-0-Konfiguration umgebauten Motor-Train-Terriers.

Schelte für die vermeidbaren und peinlichen Fehler. Schelte für die Verarbeitungsqualität einiger Modelle der ersten Auflage. Aber Lob für den gelungenen Modellbau, die getroffenen Proportionen und der breiten Verfügbarkeit eines Klassikers der britischen Eisenbahnen im Rahmen des Standardsortiments. Und das alles zu einem äußerst günstigen Preis. Auch wenn an Details stellenweise geschludert wurde, zeigt das Design-Team von Hornby sehr wohl Verständnis für das Vorbild und insbesondere Verständnis von Modellbau, wodurch es gelingt, den komplexen Charakter der Terriers auch im Modell zu wahren. Keine Frage, dieses Modell wird zu einem Verkaufsschlager und Klassiker werden und vielleicht auch frischen Wind in einem immer mehr zur Nische werdenden Markt bringen. Bislang waren die Terriers aus Brighton Dapols Wappentier; das hat sich dieses Jahr wohl geändert.

Vielen Dank für eure Geduld und euer Interesse!


FelixM, blackmoor_vale, Rhabe, AGBM, Guardian und Phil haben sich bedankt!
FelixM Online

BBF- und BBF-Wiki-Admin


Beiträge: 4.086

11.07.2019 23:07
#2 RE: LB&SCR A1/A1X "Terrier" Class von Hornby Antworten

Hallo Manuel,

danke für die interessante Vorstellung!

Ich habe einen Teil des Themas abgetrennt und nach
Gruppierung britischer Lokomotiven nach Einsatzzweck
verschoben.

Viele Grüße
Felix

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


blackmoor_vale und stonetown haben sich bedankt!
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