Ein gut gemachtes Arbeitspferd ist die kleine J 15, in UK auch als "Little Goods" bekannt, die Hornby Anfang des Jahres herausbrachte.
LNER 7510, J15 class, Hornby R3380
Die "Little Goods" wurden 1882 vom Chefkostrukteur der Great Eastern Railways, T.W. Worsdell, konstruiert und zwischen 1883 und 1914 (!) in mehreren Serien mit insgesamt 259 Stück als Klasse Y 14 beschafft. Nach dem Grouping ordnete die LNER die Maschinen als J 15 in ihr System ein. Ab 1893 erhielten die Maschinen neue Kessel, die von William Holden, dem Nachfolger Worsdells als Chefkonstrukteur der GER, entworfen wurden. Nach dem Grouping wurden die Maschinen mit Kesseln nach LNER-Bauart neu bekesselt. Im Unterschied zu vielen anderen britischen Bauarten, die als Nassdampfloks entworfen worden waren, wurden die J 15 nie auf Heißdampf umgebaut.
Profilansicht
Die Maschinen waren klassisch vikorianische Güterzugmaschinen und weisen als solche die Bauart C n2 mit Innenzylinder, Innensteuerung Bauart Stephensen und Innenrahmen auf. Der Kessel der Bauart Holden wies eine Gesamtheizfläche von 98,9 qm bei einer Rostfläche von 1,67 qm auf. Der Kesseldruck betrug 11 bar, die Kuppelräder maßen 1498 mm. Die Innenzylinder waren 445 x 610 mm dimensioniert. Die Lokomotiven waren mit einer Dampfbremse, aber ohne Vakuumbremsen ausgerüstet. Güterzüge fuhren im Vereinigten Königreich bis nach dem 2. Weltkrieg ohne durchgehende Bremse....
Ansicht schräg von hinten
Die J 15 waren ausgesprochen vielseitig, zuverlässig und einfach zu warten und daher im Betriebsdienst sehr beliebt. Darüber hinaus konnten sie auch auf Strecken mit sehr niedriger Achslast (Achslast beträgt nur 13, 7 t) eingesetzt werden. Solche Eigenschaften bescherten Lokomotiven oft ein langes Leben, so auch der J 15.
die J15 war eine Zeitgenossin der bayerischen C IV Zwilling oder der preußischen G 4.2
Ursprünglich wurden die Lokomotiven im Güterzug-Streckendienst eingesetzt. Ab 1922 wurden die ersten J 15 ausgemustert und die Little Goods zunehmend im Zubringer- und Nahgüterzugdienst sowie vor Vieh- und anderen Spezialgüterzügen eingesetzt. Von den ursprünglich 259 Maschinen gelangten 242 im Jahre 1923 zur LNER und noch 127 im Jahre 1948 zur British Railways. Die letzten vier J 15 wurden 1962 ausgemustert - als einzige hat die Maschine mit der BR-Nummer 65462 bei der Midland & Great Norther Joint Railway Society überlebt.
auch hier der "Säbel" auf der (rechten) Lokführerseite
Das Modell der 7510 gibt den Zustand zwischen ca. 1928 und 1940 wider. Die Farbgebung des Modells ist in einfachem, unlinierten schwarz gehalten. Lackierung und Bedruckung sind einwandfrei. Die Kuppelstange besteht aus eloxiertem Metall, die Räder sind brüniert. Die Radsterne der Kuppelradsätze bestehen aus Kunststoff und sind ausreichend filigran gestaltet.
Ausgestaltung des Führerstands. Hätte der Lehrling mal putzen sollen...
In Sachen Technik gibt es Fortschritte: das Modell weist einen 3-poligen Motor mit zwei Schwungmassen auf, der über eine Schnecke auf die hintere Kuppelachse wirkt. Damit erzielt das Modell ausgesprochen gute Fahreigenschaften. Mit dem verwendeten Motor lassen sich dieselben Fahreigenschaften nun auch digital erzielen. Im Unterschied zu den früher verwendeten 5-poligen Motoren ohne Schwungmasse, bei denen nicht einmal ein ESU LokPilot V4 völlig ruckfreie Ergebnisse liefern konnte (auch, wenn die Entstörkondensatoren abgelötet wurden). Die Stromabnahme erfolgt über fünf Achsen (Kuppel- und zwei der Tenderachsen) und ist vollkommen ausreichend. Die Höchstgeschwindigkeit ist überhöht, der Regelungsbereich gut. Der Antrieb ist sehr leise, mit sehr guten Langsamfahreigenschaften. Offensichtlich weist der verbaute Motor eine niedrigere Drehzahl und ein geringeres Rastmoment als früher verbaute Motoren auf. Ansonsten der übliche Standard: Keine Haftreifen, Lok-Tender-Kupplung durch starre Deichsel, kein Licht, NEM-Schächte, aber keine Kurzkupplungskulisse.
Das Modell ist im Tender mit einer 8-poligen Schnittstelle nach NEM 652 ausgestattet, was bei den nicht vorhandenen Funktionen des Modells völlig genügt. In meiner werkelt ein Lenz Standard+ v2 mit leicht modifizierten Standardwerten, der dem Lökchen ausgesprochen gute Fahreigenschaften verleiht.
Ich habe mir auch eine geleistet, allerdings die R3230 mit der Betriebsnummer #7524, und ich bin ebenfalls sehr beeindruckt von der Maschine und ihrer Ausführung.
Eine Konstruktion von 1882, die bis ins Jahr 1962 auf den Schienen zu finden war, das nenne ich einen "Return of Invest"!