Ende November/Anfang Dezember lieferte Dapol erste Modelle der neu konstruierten GWR „Large Prairie“ der Klasse 51XX aus. Nachdem Hornby nach der Ankündigung des Dapol-Modells 2018 im darauffolgenden Jahr mit einem eigenen Modell „dazwischen gegrätscht“ ist, wurde das Dapol-Modell deutlich später ausgeliefert als ursprünglich angedacht.
GWR 5101 class no. 5109, Dapol 4S-041-001.
Die 1‘ C 1‘-Tenderloks der 51XX-Klasse waren die typischen Lokomotiven der Great Western Railways für den Vorortverkehr in Ballungsräumen, also das GWR-Pendant der deutschen BR 78 (pr. T 18). Darüber hinaus fanden die Maschinen lange Zeit als Vorspann- und Schiebeloks auf Steigungen Verwendung (mit den großen Kuppelrädern!).
Die Baureihenbezeichnung 51XX dient als Oberbezeichnung für alle „Large Prairies“ der GWR, die sich in mehrere, über den Zeitraum zwischen 1906 und 1950 beschaffte Unterklassen aufteilen.
Der von G.J. Churchward entworfene Prototyp mit der Betriebsnummer 99 stammt bereits aus dem Jahr 1903. Das Nassdampftriebwerk arbeitet auf Außenzylinder von 470 mm x 762 mm mit einfacher Dampfdehnung. Die Dampfzufuhr wird durch eine innenliegende Stephenson-Steuerung geregelt. Als Kessel kam der GWR Standardkessel Nr. 2 zum Einsatz. Die Maschine wies für den gedachten Einsatzzweck relativ große Kuppelräder von 1727 mm auf. Diesem Prototyp folgte nach zweijähriger Erprobung 1905/06 eine Serie von 39 Maschinen, die zunächst als Klasse 3100 eingeordnet wurden. 1927 wurden sie als Klasse 5100 geführt. Insgesamt wurden zwischen 1903 und 1950 290 Maschinen in folgenden Unterbauarten geliefert:
3100/5100 Prototyp und erste Serie mit Standard 2 Kessel. 40 Stück gebaut. Betriebsnummern ursprünglich 3100 und 3111-3149, ab 1927 5100 und 5111-49. 3150 Schwerere Ausführung mit Standardkessel Nr. 4. 41 Stück gebaut 1906-08. BN 3150-90. 5101 Durch Collett überarbeitete Klasse 5100 mit Standardkessel Nr. 2 und ab Werk mit Heißdampf. 140 Stück gebaut 1929-49. Betriebsnummern 5101-5110, 5150-99, 4100-79. 6100 Stärkere Version der 5101 mit höherem Kesseldruck. 70 Stück gebaut 1931-35, BN 6100-69. „Neue“ 3100 Umbauten aus der Klasse 3150 mit kleineren Treib-/Kuppelrädern. 5 Stück umgebaut 1938/39, umgenummert 3100-04. 8100 Umbau aus Klasse 5100 mit kleineren Treib-/Kuppelrädern und dem Kessel der Klasse 6100. Zehn Stück umgebaut 1938/39, umgenummert 8100-09.
Die beiden älteren Serien 3100 und 3150 wurden ursprünglich mit Nassdampftriebwerken ausgeliefert und später sukzessive auf Heißdampf umgebaut. Die Klassen 5101 und 6100 aus den Zwanziger und Dreißiger Jahren wiesen natürlich von Anfang an Überhitzer auf.
Das Vorbild des Dapol-Modells: GWR 5101 class no. 5102 um 1930 in Birmingham.
Die 51XX prägten den Vorortverkehr der großen Städte wie London und Birmingham und haben sich sehr bewährt – was auch die lange Beschaffungsperiode bis 1949 erklärt – die letzten zwanzig Maschinen kamen bereits unter BR-Ägide unter Dampf. Eine einzige – 5149 – kam 1948 nicht zu British Railways. Ausmusterungen begannen im Rahmen des Traktionswechsels in den späten Fünfzigern, die letzten 29 Maschinen wurden 1965 ausgemustert. Von diesen hat immerhin ein knappes Dutzend überlebt – zehn 5101 class und eine 61XX class.
Der Spitzname „Large Prairie“ rührt übrigens aus dem Größenunterschied zu den „Small Prairies“ der gleichzeitig entstandenen Klassen 44XX, 45XX und 4575 her. Beide Konstruktionen weisen zwar dieselbe Achsfolge 1‘ C 1‘ auf, die im amerikanischen als „Prairie“-Bauart bezeichnet wird, die 51XX sind jedoch deutlich größer als die für den Nebenbahnbetrieb gedachten „Small Prairies“.
Modell
Profilansicht. Die vorbildgerecht messing-glänzende Verkleidung der Sicherheitsventile funkelt im Winterlicht.
Das Dapol-Modell stellt die Sub-classes 5101 und 6100 aus den Zwanziger und Dreißiger Jahren dar und ist in vier GWR- und drei BR-Varianten erhältlich. Davon stelle ich hier die 5109 in brunswick green mit „Great Western“-Schriftzug vor, also die Ursprungsausführung der 1929 gebauten Maschine.
Im Unterschied zu dem leichtgewichtigen Hornby-Modell besteht das Dapol-Modell weitestgehend aus Metall – Kessel, Chassis und Fahrwerk. Dies macht sich im Gewicht durchaus bemerkbar - 320 Gramm sind für britische Verhältnisse sehr ordentlich und immerhin mehr als eine Fleischmann-78.
Details & Finish
Die Lackierung entspricht derjenigen der 43XX und ist in gleichen, satten brunswick green gehalten. Die Bedruckung ist einwandfrei scharf, der Führerstand – bei britischen Dampflokmodellen heute Standard - ist aufwändig farblich gestaltet. Die Proportionen des Vorbilds sind hervorragend getroffen. Handläufe, Griffstangen und Aggregate sind separat (und fehlerfrei) angesetzt und weisen geringe Materialstärken auf.
Das Fahrwerk ist komplett aus Metall – die Radsätze sind gegossen, Treib- und Kuppelstangen sind dunkel vernickelt. Das Bremsgestänge ist bei diesem Modell mal ab Werk montiert.
Heizerseite.
Technik & Laufeigenschaften
Das Modell ist mit einem 5-poligen Motor mit Schwungmasse ausgestattet, der über Schneckengetriebe die letzte Kuppelachse antreibt, die übrigen Kuppelachsen werden über die Kuppelstandgen mitgenommen. Bei der Analogversion ist ein Feuerbüchsflackerlicht eingebaut, das digital betrieben werden kann. Wie im Vereinigten Königreich bei Dampflokmodellen üblich, weist auch dieses Modell keine Spitzenbeleuchtung auf. Die Kupplungsaufnahmen entsprechen NEM 362, sind bei diesem Modell aber leider nicht kulissengeführt.
Das Modell läuft aus der Packung einwandfrei und leise, einzig die Stromabnahmebleche hört man schleifen. Die Langsamfahreigenschaften sind bereits analog sehr gut. Die Stromabnahme erfolgt nur durch die Kuppelachsen, dennoch scheint die Stromabnahmebasis lang genug für ein sicheres Durchfahren von Weichenstraßen bei geringer Geschwindigkeit. Das für britische Verhältnisse recht schwere Modell hat mit einer vorbildgerechten Garnitur am Haken zugkraftmäßig keine Probleme – auch ohne Haftreifen.
Das Modell verfügt über eine NEXT18-Schnittstelle (18-polig nach NEM 662) und weist im Kessel einen Einbauraum für einen Lautsprecher auf - eine Schallkapsel ist schon dabei. Die Soundversionen sind mit Zimo-Soundecodern ausgerüstet – allerdings für einen saftigem Aufpreis.
Fazit
Sehr eigenständiges Modell einer typischen Brot- und Butter-Lok für die tägliche Pendelei mit sehr guten Laufeigenschaften. Endlich hat mein Hornby Suburban D-Set adäquate Traktion. Die Wagen habe ich hier mal vorgestellt. Nun muss noch Sound in die 5109 hinein. Einziger Wehmutstropfen bei meinem Modell ist der „Ski-jump“ der vorderen Pufferbohle. Die ist leider aus Metall und mit dem Gehäuse verbunden…
Dann mal Glückwunsch zu dem schönen Maschinchen. Meine Prairie, die 5108 mit dem GWR Roundel, kam letzte Woche bei mir an. Leider ist auch an diesem, ansonsten sehr guten Modell, die vordere Pufferbohle nach oben verzogen.