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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Modellvorstellungen
Guardian Offline



Beiträge: 103

22.09.2020 01:27
Dapol Terrier Antworten

Stroudley A1X “Terrier” class (Dapol)


Vor gut zwei Jahren kündigte Rails of Sheffield in Zusammenarbeit mit Dapol neu konstruierte „Terriers“ an, die am Markt in zeitgemäßer Form schon lange fehlten. Jetzt hat eine davon auch den Weg in mein britisches Bw gefunden. Die Beschaffungskommission hat sich für eine „normale“ A1X der Southern Railways in Epoche II entschieden.


SR A1X class no. 2644, dapol 4S-010-004.

Die Geschichte der Terriers dürfte den meisten hinlänglich bekannt sein, daher nur ein kurzer Abriss.
Die Klasse A1 wurde vom Chefingenieur der London Brighton & South Coast Railways für den Londoner Vorortverkehr entworfen und zwischen 1872 und 1880 ausgeliefert. Die 50 Maschinen kamen dort die ersten zwanzig Jahre zum Einsatz, bis ab 1885 durch die stärkeren Tenderloks der Klasse D (B 1‘ n2-t) abgelöst wurden. Die „Terriers“ trugen bei der S.E. & C.R. sämtlich die von Herrn Stroudley als „engine green“ bezeichnete ockerfarbene Farbgebung (Herr Stroudley war leider farbenblind…).
In den Jahren 1898 bis 1905 musterte die S.E. & C.R. 23 Maschinen – meist durch Verkauf – aus. So gelangten Terriers beispielsweise zur South East & Chatham Railway, an die Kent & East Sussex Railway und weitere kleine Bähnchen, zumeist im Südosten der Insel.
Von den bei der L.B. & S.C.R. verbliebenen Maschinen wurden 12 Stück zwischen 1911 und 1913 modernisiert und verstärkt – diese wurden fortan als Klasse A1X geführt.
Mit dem Grouping gelangten die Maschinen der L.B. & S.C.R. und der S.E. & C.R. zur Southern Railways, die insgesamt 24 „Terriers“ beider Spielarten übernahm. Nun wurden die Maschinen teils im normalen Nebenbahndienst, vor allem im „departmental use“. Bei uns würde man wohl Lokal- oder Kleinbahn sagen. Das waren oft Strecken, deren Achslast keinen Betrieb mit schwereren Maschinen erlaubte. Bekannt geworden sind insbesondere die Einsätze auf der Inselbahn der Insel Wight und der Nebenstrecke auf die Insel Hayling (am Solent). Einige Maschinen veräußerte die SR an die Weston, Cleveland & Portishead Railway. Als die 1940 dichtgemacht wurde, landeten die Maschinen für ein paar Jahre bei der Great Western.
1948 übernahmen die British Railways noch 14 A1X und eine A1 und setzten diese bis 1963 auf der ehemaligen Kent & East Sussex und der Hayling branch ein.


Schräg von achtern.



Modell

Dapol hat bis jetzt sowohl die ursprüngliche Klasse A1 als auch die „verstärkte“ A1X angekündigt, und das auch noch in diversen Unter-Variationen und natürlich Farbgebungen. Seit etwas Juli sind die ersten Varianten in der Auslieferung.
Die hier vorgestellte A1X mit der Betriebsnummer 2644 ist in der Standard-Farbgebung der Southern Railways („Maunsell green“) gehalten. Dem entsprechend ist der Zustand zwischen 1923 und 1938/40 dargestellt. Erhöhter Kohlenkasten und waagerecht verlaufende Dampfzuleitungen sind Merkmale der verstärkten A1X.

Das Modell besteht weitestgehend aus Metall - Kessel, Umlauf, Chassis und soweit ich erkennen kann auch das Führerhaus. Das einzige, was aus Kunststoff ist, sind - entgegen der Ankündigung ("die cast wheels") - die Radsterne.



Details & Finish

Das Finish ist sehr gelungen - konturenscharfe Zierlinien und zahlreiche kupferfarbene Leitungen sind sauber aufgebracht, die Lackierung ist gleichmäßig und seidenmatt gehalten. Die zahlreichen Details an Kessel und Aufbau sind sehr filigran gelungen und ein echter Augenschmaus. Der durch die geöffneten Türen gut einsehbare Führerstand ist bis zum Boden vollständig nachgebildet und aufwändig farblich gestaltet.



Blicke in den Führerstand von beiden Seiten. Man beachte auch die (nachgerüstete) Speisepumpe am Führerhaus…

Auch die Proportionen sind getroffen. Handläufe und Griffstangen weisen geringe Materialstärken auf und sind teilweise aus Metall. Das Fahrwerk ist gut gelungen und filigran. Die Radsterne der Radsätze bestehen aus lackiertem Kunststoff, die Radläufe eloxiert. Das Gestänge (i.e. die Kuppelstange) besteht aus eloxiertem Metall. Das Modell kommt übrigens vollständig zugerüstet aus der Packung.



Technik & Laufeigenschaften

Die Laufeigenschaften sind hervorragend, die Stromabnahme ist gleichfalls gut, wenn auch nicht so gut wie die der L.S.W.R. B4 aus gleichem Hause. Das Modell verfügt über einen 5-poligen Motor ohne Schwungmasse, der über ein Schneckengetriebe die hintere Kuppelachse antreibt. Diese treibt über die Kuppelstangen die vorderen Kuppelachsen an. Die mittlere Kuppelachse ist federnd gelagert, diese hat knapp 2 mm Spiel.


Im Profil.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Modell fährt analog bei knapp 2 V weich an und hat aufgrund einer guten Untersetzung einen weiten Regelungsbereich. Der Antrieb bleibt auch bei (zu) hohen Geschwindigkeiten leise. Von den Zugleistungen darf man sich nicht allzu viel erhoffen – das Modell ist recht leicht und Haftreifen sind bei C-Kupplern für das Zweileitersystem aus Gründen der Stromabnahmesicherheit nicht angezeigt. Mit einer vorbildgerechten Garnitur aus zwei Bachmann-Birdcage coaches hatte 2644 in der Ebene gar keine Mühe. Die Kupplungen stecken in NEM-Schächten, allerdings ohne Kurzkupplungskulisse.


Das Hütchen mal abgenommen.


Lautsprecher bereits eingebaut...

Die Terriers sind mit einer NEXT18 Schnittstelle nach NEM 662 ausgerüstet. Im Führerstand glimmt eine Feuerbüchsbeleuchtung, die analog angeschaltet ist, digital aber wohl schaltbar sein dürfte (und etwas gedimmt werden sollte). In einem Wasserkasten überrascht das Modell bereits in der Analogversion mit eingebautem Lautsprecher (das dürfte ein 10x15 mm mit ganz flacher Schallkapsel sein). Wie alle britischen Dampflokmodelle hat auch dieses Modell leider kein Spitzenlicht.

Mein Modell benötigte etwas Nachjustierung der Stromabnahme-Federbleche des vorderen Kuppelradsatzes. Die Federbleche schliffen auf dem Kunststoffteil der Radsätze anstatt auf dem Metallteil und konnten so natürlich keinen bzw. unzuverlässig Strom abnehmen.



Und einmal die Heizerseite schräg von vorn.

Fazit

Sehr attraktiv gestaltetes und aufwändig gemachtes Modell dieser wirklich kleinen Dampflok mit guten Fahreigenschaften und maximalem „Niedlichkeitsfaktor“, das ausgesprochenes Bimmelbahn-Feeling aufkommen lässt.


Cheers
Mark


blackmoor_vale Online

Administrator


Beiträge: 2.891

24.09.2020 18:10
#2 RE: Dapol Terrier Antworten

Danke für deinen Bericht in gewohnt ausführlicher Länge. Das macht viel Arbeit, ich weiß es zu schätzen.
Sehr ansprechend, was Dapol da produziert hat. Besonders auf Bild 3 und 4 wird die ausgezeichnete Detaillierung sichtbar, denn es wird auf deinen Fotos ungefähr die doppelte Modell-Größe abgebildet.
Positiv ist auch der bereits eingebaute Lautsprecher. Auf dem sechsten Bild sieht man die Nachbildung der Innensteuerung, sehr schön bei so einer kleinen Lok.

Beste Grüße, Torsten


Guardian Offline



Beiträge: 103

19.11.2020 15:55
#3 RE: Dapol Terrier Antworten

Sound for the Terrier


Da die Dapol-Modelle über eine NEXt18-Schnittstelle verfügen und ein Lautsprecher bereits verbaut ist, sollte die Versoundung Plug n‘ Play sein – dachte ich jedenfalls.

Der verbaute Lautsprecher - ein 10x15 mm LS ohne Schallkapsel – war nicht sauber eingeklebt und schlabberte irgendwie an der Innenwand des Wasserkastens herum. Bei dem nachlässigen Verkleben mittels Doppelklebeband ist die Membran auch noch in Mitleidenschaft gezogen worden. Also Austausch des LS.

Versuche haben ergeben, dass ein 10x 15 mm LS auch mit der kleinsten Schallkapsel zu hoch für die Position im Wasserkasten neben dem Fahrwerk ist. Daher hat der Hersteller wohl versucht, einen solchen LS direkt auf die Innenwand des Wasserkastens zu kleben und diese als Schallkapsel zu nutzen. Die Idee ist nicht schlecht, die Montage mit Doppelklebeband jedoch völlig ungeeignet. So etwas muss präzise mit Sekundenkleber-Gel geklebt werden, ohne die LS-Membran zu beschädigen.

Letztlich habe ich als Lautsprecher einen 8 x 12 mm mit 2 mm Schallkapsel in der oberen Ecke des Wasserkastens verbaut. Dort ist Platz – und der Sound ist für solch einen Winzling recht ordentlich.

Platz für einen Stay Alive ist in dem Winzling nicht, dafür müsste man das Führerhaus opfern. Die analoge Stromabnahme des Dapol Terriers ist aber ausreichend – sofern man Stromabnahmebleche justiert.


Beim Einbau von Decoder und neuem Lautsprecher sind folgende Dinge zu beachten:

• Isolierung der Innenseite des Gehäuses neben dem Decoder! Dieser ist dicker als die Schnittstelle und kommt ggf. mit dem Chassis in Berührung. Das gilt es zu verhindern sonst gibt es Rauchzeichen!
• Isolierung der Metallteile des Lautsprechers von der Innenseite des Wasserkastens. Präventivmaßnahme gegen Kurzschlüsse!
• Lautsprecher-Resonanzkörpereinheit zuerst zusammenkleben (wie immer fest mit Sekundenkleber-Gel), dann die Anschüsse verlöten und dann erst einbauen. Position und Passung vorher genau überprüfen!


Chassis mit Decoder und Lautsprecher. Der 8 x 12 mm LS samt Schallkapsel stammt übrigens von Doehler und Haass.


Isolierung Innenseite Wasserkasten rechts – isoliert Decoder von Gehäuse.


Isolierung Innenseite Wasserkasten links – isoliert Lautsprecher von Gehäuse.


Position des Lautsprechers im linken Wasserkasten vorn oben.


Als Decoder kommt ein Zimo MX658N18 mit Soundprojekt von YouChoos zum Einsatz. Der Decoder hat mit der Ansteuerung des Motors keine Probleme. Das Soundprojekt ist sehr fortschrittlich - sobald man den Regler zurückfährt, bleiben die Dampfschläge weg und das Gestänge vor sich hin, Kohleschaufeln und Feuerbüchsenbeleuchtung sind sysnchronisiert usw. Das Projekt hat per Funktionstaste mehrere Lastzustände (Zwangsleerlauf, Mittel- und Vollast) eingerichtet. Da ich die „immersive drive“ Variante geordert habe, ist F2 als Bremstaste eingerichtet.

Die von YouChoos mitgelieferte Dokumentation ist umfangreich, zutreffend und sinnvoll. Selbstverständlich lassen sich die CV-Werte frei anpassen, das ist für die Motoransteuerung auch nötig.

CV2=1
CV3=20
CV4=100
CV5=200
CV6=127
CV9=55
(CV29=38)
CV56=55
CV57=90

Sound:
CV266=85 (Gesamtlautstärke)
CV550=240 (extrem leise Bahnsteigansage lauter)


Cheers
Mark


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