vor einiger Zeit hatte ich ja mal – off topic – berichtet, dass ich mir einen kleinen Engländer in Form eines Morris Minor Convertible zugelegt habe. Ostern war die bei einem Fachbetrieb in Bristol in Auftrag gegebene Vollrestaurierung abgeschlossen, und für den 15. April hatte ich einen Flug nach Birmingham gebucht, wo mich Freund Roger abholen wollte. Am Tag darauf wollte er mich nach Bristol bringen um den „Moggy“ (so der Spitzname des Gefährts in Großbritannien) in Empfnag zu nehmen. Nach zwei Tagen bei der Severn Valley Railway sollte es am 19. April dann auf eigener Achse über die Verbindung Dover – Calais zurück gehen.
Nur leider hatte ich bei diesen Planungen den unseligen Vulkanausbruch in Island nicht berücksichtigt. So stand ich zweimal am Frankfurter Flughafen vor der Anzeige „cancelled“ auf der Abflugtafel. Nachdem beim zweiten Anlauf mein Flug erst auf einen Abflug eine Woche später umgebucht werden sollte, habe ich mich zur Bahnfahrt entschlossen.
Dank der unermüdlichen Suche eines engagierten DB-Bediensteten bekam ich eine Reservierung im Eurostar mit entsprechenden Zulaufzügen für den 20. April. Alles hat dann auch ganz gut geklappt, wenn man davon absieht, dass die Bundespolizei in Köln Hbf aus meinem ICE alle Fahrgäste ohne Reservierung teils mit Gewalt „entfernen“ musste, ansonsten hätte die Besetzung an Hamsterfahrten nach dem 2. Weltkrieg erinnert. Angekommen bin ich schließlich doch noch planmäßig und habe den ersten Abend mit Roger und einem erstklassigen Pint in einem Pub bei Birmingham verbracht.
Die Übernahme meines Schmuckstücks verlief sehr harmonisch, wie auch die Rückfahrt zum Haus meines Freundes. Leider musste ich einen Tag später schon wieder zur Heimreise aufbrechen, da ich die Überführung und TÜV-Abnahme noch innerhalb meines Urlaubs erledigen wollte. Einen Platz auf der Fähre hatte ich noch für den 22. ergattern können, allerdings war die Abfahrt schon um 10.00 Uhr. So drehte ich kurz nach vier a.m. den Zündschlüssel des Morris um nach Dover aufzubrechen – doch der hatte wohl beschlossen, nicht von der Insel fort zu wollen und gab keinen Mucks von sich. Ich war geschockt: Es war noch stockdunkel, keiner von uns hatte eine geeignete Lampe und mein Reparaturhandbuch lag zu Hause. Schweren Herzens haben wir dann den AA gerufen, der fast zwei Stunden für die Anfahrt benötigte, aber nur fünf Minuten um festzustellen, dass sich am Anlasser ein Kabel losgerüttelt hatte. Die 11.00 Uhr-Fähre hat daraufhin ohne uns abgelegt, aber auf der um 13.00 Uhr war noch ein Platz frei. Den Rest des Tages lief der „Moggy“ wie ein Uhrwerk, und kurz vor Mitternacht waren wir zu Hause.
Nachdem bis dahin mehrere Hürden überwunden waren, verlief der Termin beim TÜV ausnahmsweise mal ausgesprochen problemlos. Nach rund 30 Minuten hatten „Moggy“ und ich alles hinter uns und die Papier für die Zulassung als historisches Fahrzeug in der Tasche.
Inzwischen sind weitere 200 Meilen auf schönen Ausflügen zurückgelegt, und meine Frau und ich haben reichlich Freude und schöne Erlebnisse mit dem Wägelchen genießen dürfen. Wir freuen und auf viele weitere Ausfahrten mit dem kleinen Engländer.
Schließlich habe ich noch drei Fotos für Euch:
Macht sich doch gut, oder? Mein Morris vor dem Empfangsgebäude des Bahnhofs Kidderminster der Severn Valley Railway
Nicht mehr lange und der Morris wird den Boden verlassen, auf dem er 41 Jahre lang herumgezockelt ist, aufgenommen kurz vor dem Auffahren auf die Fähre im Hafen von Dover
Im neuen Zuhause angekommen: Nach bestandener TÜV-Prüfung vor der heimischen Garage. Inzwischen sind die Schilder mit dem Kennzeichen SÜW-MO 69 H angebracht, die schönen britischen Schilder musste ich leider erst mal abgeben.
Das war mein Off-Topic Beitrag für heute. Es ist absehbar, dass mir demnächst wieder etwas mehr Zeit für’s Hobby bleibt, dann will ich meine Severn Valley Reihe fortsetzen.
schön das es Dein Kleiner auf den Kontinent geschafft hat. Ein sehr schönes Auto. Und von den Bildern her zu urteilen auch eine sehr gut gelungene Restauration.
ein feines auto. ja so ein altes auto hat schon mal seine eigenheiten, aber da keine elektronik weiter dran ist (höchstens ein relais), kann eigentlich nicht viel kapput gehen. aber ohne lampe im dunkeln, kann man nicht viel machen.
Das ist wirklich ein Schmuckstück. Danke für deine ausführliche Schilderung der Überführung. Zum Glück hattest du das lockere Kabel noch in GB, ich glaube kaum daß der ADAC sich mit den Feinheiten britischer Automobilbaukunst auskennt. Darfst du die britischen Schilder wenigstens behalten? So kann man sie immerhin ab und zu mal ranschrauben, um dem Moggy ein Stück seiner Historie zu erhalten. Sehr schön ist auch das Foto in Kidderminster vorm Bahnhof. In vier Wochen bin ich ebenfalls dort anläßlich der diesjährigen Rundtour. Ich finde, zur Severn Valley kann man nicht oft genug hinfahren. Das Bahnhofsgebäude Kidderminster stammt übrigens aus dem Jahr 1984 (auch wenn es nicht so aussieht), es wurde nach 80 Jahre alten Plänen gebaut. Im Jahr 2006 kam dann dann noch die Überdachung des Innenhofes dazu. Für mich ist Kiddderminster einer der schönsten Bahnhöfe in UK.
Ich wünsch euch immer gute Fahrt auf allen Wegen und freue mich auf weitere Berichte von der SVR.
weil der AA so lange gebraucht hat, haben wir uns ernsthaft überlegt, den Morris anzuwerfen, denn er hat noch eine Kurbel, die in die Riemenscheibe eingreift. Nur haben weder Roger noch ich Erfahrung mit dem Anlassen per Kurbel, dabei kann man sich bei falscher Handhabung ganz schön verletzen.
Aber auch unser ADAC sollte sich mit der Elektrik meines Morris auskennen. Aufgrund des Rufs, der der Elektrik von Lucas ("Gott der Dunkelheit") vorauseilt habe ich bei der Restaurierung stattdessen eine Bosch-Elektrik mit Drehstromlichtmaschine und negativer Masse einbauen lassen. Der deutsche TÜV verlangt ja u.a. zwingend eine Warnblinkanlage, die es beim Minor nie gegeben hat. Und die gibt es nicht m it positiver Masse, der Einbau wäre ansonsten etwas aufwändiger geworden. Die Elektrik ist jetzt nicht andres als die z.B. eines VW Käfers oder eines Opel Kadett, also quasi so wie bei jedem Auto der Vor-Elektronik-Ära. Das beruhigt :-)
Die britischen Schilder mussten laut irgendeiner Verordnung eingegzogen werden. Ich habe aber gleich mündlich und gestern nochmals schriftlich bei der Zulassungsstelle meinen Anspruch auf die Rückgabe geltend gemacht. Nach Ablauf von 6 Monaten kann ich sie dann innerhalb von 14 Tagen wieder abholen. Ich habe dann vor, mir auf der Rückseite flache Magnete anzubringen und die Schilder dann bei Ausstellungen etc. einfach auf die deutschen Kennzeichen zu heften.
Kidderminster finde ich auch toll, ebenso wie die ganze SVR. Wie Du richtig schreibst wurde das Empfangsgebäude erst 1984 errichtet. Es handelt sich um den spiegelverkehrten Nachbau des Bahnhofs von Ross-on-Wye. Dort wo der SVR-Bahnhof heute steht, war ursprünglich der Güterbahnhof von Kidderminster.
Also allein für die Nummernschilder hätte ich mir eine Briefkastenmelde Addresse in UK besorgt. Sage mal die Britische Rhein Armee fährt doch in Deutschland schwarze Kennzeichen auch an privaten PKW geht da nicht was? Stefan
Die Briten der Rheinarmee sind vor vielen Jahren aus Sicherheitsgründen (IRA) von den schwarzen Kennzeichen auf die normalen gelben/weißen umgestiegen, um sich von anderen britischen Reisenden nicht mehr zu unterscheiden.
Danke für die Ideen zum Erhalten der britischen Nummernschilder *schmunzel*.
Das mit der Briefkastenadresse wäre prinzipiell kein Problem, denn ich habe in den west Midlands viele Freunde, von denen mich sicher einer als Untermieter aufnehmen würde.
Aber dann würden ein paar kleine "Nebenproblemchen" neu entstehen. Zum einen müsste ich dann alle Jahre wieder mit dem Morris nach England fahren um ihn zum MOT vorzuführen. Und mit britischem Wohnsitz würde irgendwann auch mein deutscher Führerschein nicht mehr anerkannt werden und ich müsste einen britischen machen.
Nee, ich glaube, dann finde ich mich damit ab, dass mein Moggy deutsche Nummernschilder hat. Und wie schon gesagt, die Rückgabe der britischen nach einem halben jahr ist schon beantragt, dann kann ich ihn wenigstens für Fotos oder Ausstellungen wieder umrüsten.
ich denke auch, dass man bei einer engl. nebenwohnung keinen andere führerschein mehr braucht. das mit dem engl. "tüv" ist dann schon eher nervig. aber wenn man öffters drüben ist, kann man sowas ja planen. evtl erkennen die auch den dt.tüv an, kann ja sein .
und GRATULATION zu dem knuffigen Morris. Der sieht echt klasse aus !!! Ich träume allerdings immer noch von einem "Morgan Plus8" - aber das wird ein Traum bleiben...
herzlichen Glückwunsch zu deinem kleinen Morris - das ist wirklich ein Schmuckstück! Und in der Autoschlange zur Fähre ganz sicher das schönste Auto! Dafür könnte ich mich auch noch begeistern, wenn wir nicht schon genug Oldies bei uns in der Familie hätten (sind allerdings aus "bella Italia": FIAT 500 (1973), FIAT 127 (1974, mein erstes Auto, nie abgegeben)).
Allzeit gute Fahrt! (und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel, wie man hier an der Küste so sagt).
Ich steuere an dieser Stelle mal ein etwas raumgreifenderes Gefährt bei, ist allerdings bisher nur ein Youngtimer und muss wegen der immer unerträglicheren Unterhaltskosten (5,7 Liter mal Euro1) abgemeldet in der Halle ausharren. Aber den behalte ich, bis ich das H-Kennzeichen anschrauben kann. Und das Kennzeichen auf den Fotos ist auch historisch, denn in Hessen lebe ich nun auch schon wieder seit 2 Jahren nicht mehr...
Offenbar sind wir nicht nur ein Modellbahn- sondern auch ein Autoklassiker-Forum
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> Offenbar sind wir nicht nur ein Modellbahn- sondern auch ein Autoklassiker-Forum
Macht doch nix, oder?!?
Meiner Meinung nach gehören auch Straßenfahrzeuge dazu, wenn man sich für den Verkehr insgesamt interessiert. Ich finde, da sollte man nicht so polarisieren. Ich selbst - wie viele meiner damaligen Schulkameraden und Sandkastenfreunde - habe mich für Autos schon lange vor dem Beginn des Eisenbahnhobbys interessiert. Autos waren damals, Anfang der 60er Jahre doch noch mehr etwas Besonderes als heute.
Die beiden Mini-Ferraris finde ich auch sooo süüüß, besonders den Cinquecento. An den 127er habe ich reichlich Erinnerungen, denn einer meiner FH-Studienkollegen fuhr so einen, als Fahrgemeinschaft bin ich da gelegentlich mitgefahren. Mit 4 Personen und Gepäck für 14 Tage hat man sich nach mehr PS gesehnt. Hatte der nicht nur 900 ccm und 45 PS? Ein Horror war immer die Steigung der A 8 am Karlsruher Dreieck, da gab es damals noch keine Beschleunigungsspur. Entweder mit Schwung in die Auffahrt und riskieren, dass man bei Verkehr voll abbremsen musste. Oder vorsichtig herantasten, dann fiel der Fiat auf der Steigung bis auf knapp 50 km/h im 2. Gang zurück. Durch den Umbau in den 80er Jahren hat das Karlsruher Dreieck gottseidank viel von seinem schrecken verloren.