ich war heute im Bochum im Eisenbahnmuseum. Dabei ist mir ein Tiefladewagen aufgefallen. Meiner Meinung ein älterer britischer Bogie Well Wagon.
Er hat zwar schon andere modernere Drehgestelle bekommen, auch sieht die Bremsbühne sehr "gebastelt" aus. Jedoch wenn man die Pufferbohle mit dem dahinter stehenden kontinentalen Flachwagen vergleicht, sieht man deutlich, dass er schmaler ist, also britisches Lichtraumprofil.
Die deutsche Nummer ist EH 64003. LüP 18,1m, Drehzapfenabstand 12,5 m. Tragfähigkeit 30240 kg. Letzte Untersuchung 03.12.96
ich weiß leider nichts genaueres zu diesem Wagen, aber der bekannte Bogie Well Wagon von Bachmann ist ein GWR Crocodile H, und der sieht anders aus als der Wagen aus deinem Foto. Nach einer Recherche in LNER Wagons von Peter Tatlow kann ich auch ausschließen, dass es sich um einen LNER-Wagen handelt.
Hast du mal auf die Achslagerdeckel geschaut? Auf deinem Foto ist der Bereich zu klein, um etwas lesen zu können.
Danke für deine Antwort und den Fingerzeig in Richtung Seag Siegen. Ich habe mir ein paar Bilder von dem Uaik721 (Sst202) angeschaut. Unglücklicherweise sieht dieser doch anders aus als der Waggon in Bochum-Dahlhausen.
Hier erst einmal für Felix Bilder von den Achslagerdeckeln. Es sind unterschiedliche Deckel (oder Lager?) verbaut.
Links ist es von der Friedrich Wilhelm Hütte Mühlheim/Ruhr 1937.
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Rechts ist der Hersteller Eisengiesserei Rödinghausen in Menden 1925.
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Ich glaube jedoch, es sind nicht die originalen Drehgestelle, die der Wagen bei der Ablieferung ab Werk hatte. Dazu passen sie von der Machart eher nicht, auch der Farbanstrich ist anders als der Waggon.
Die Längsträger und die gesamte Konstruktion ist ebenfalls anders als der Uaik721. Man sieht deutlich, die Pufferbohle ist schmaler als bei konteninentalen Waggons. Neben dem Puffer sind vielleicht nur 15 cm.
Im Gegensatz dazu der links daneben stehende deutsche Rungenwagen. Dort sind neben den Puffern etwa um die 35 cm. Leider hatte ich kein Bandmaß zum genauen Maßnehmen mit. Aber ich glaube, der Tiefladewagen hatte höchstens die Breite des drei Wagen weiter stehenden Fährbootwagens "Trier", und der deutsche Rungenwagen ist etwa gesamt 30 cm breiter. Es sind übrigens auf beiden Seiten unterschiedliche Puffer angebaut. Rechts sind die äußeren Hülsen am Pufferteller dran und die runden Puffer sind oben abgeflacht. Links sind die äußeren Hülsen am Wagenchassis angeschraubt.
Die Bremserbühne ist nachträglich angeschweißt und ziemlich primitiv aus Winkeleisen zusammen gesetzt. Ebenso der Zettelkasten wurde später angeschweißt. Elektro-Schweißverbindungen waren in den 20er/30ern nocht nicht so üblich. Meine Theorie, der Wagen ist nach dem zweiten Weltkrieg irgendwo in den Westzonen stehen gebleiben. Da man die britische Handhebelbremse nicht wollte, hat man eine Spindelbremse nebst Bühne angefrickelt. Ebenso der Zettelkasten. Britische Güterwagen haben so etwas nicht, da reicht ein Stück Kreide ;-)
Es wäre schön, wenn man die Herkunft aufklären könnte. Ich vermute immer noch, britische Bauart. Und wenn es doch ein deutsches Fabrikat sein sollte, warum hat man ihn dann so schmal gebaut? Eine bisher unbekannte Type Fährbootwagen?
Es wäre spannend, herauszufinden, was dieser Wagen für eine Geschichte hat.
Übrigens, bei Wagen für seltene Spezialtransporte ist die Fährboottauglichkeit gar nicht so ungewöhnlich. Grund ist, wenn man schon teure Spezialanfertigungen baut, sollen sie bitteschön auch möglichst überall fahren können.
Die Drehgestelle sehen eigentlich gar nicht so unbritisch aus. Die Achslager sind aber definitiv deutsch, und auch als Rollenlager ausgeführt. Es könnte daher tatsächlich so gewesen sein, dass nach dem 2. Weltkrieg die britischen Gleitlager gegen deutsche ausgetauscht worden sind.
Wie breit ein Wagen ist, hängt von der Länge ab. In Kurven würden bei längeren Wagen bei gleicher Breite die Enden den Regellichtraum überschreiten. Einen solchen Fall haben wir hier - der Rungenwagen ist zweiachsig und somit vermutlich kaum mehr als 10 - 12 Meter lang. Der Tieflader ist mit den beiden Drehgestellen deutlich länger (18,1 Meter). Somit würde bei gleicher Fahrzeugbreite trotz der Drehgestelle das Fahrzeugprofil über den Regellichtraum hinausragen.
Zur Bremserbühne: Die ist aus meiner Sicht fester Teil des Wagens gewesen, vermutlich aber zu früherer Zeit mit einem Bremserhaus und eine somit etwas anders angeordneten Bedienung.
Die Drehgestelle sind tatsächlich besonders - weisen aber mit dem Drehgestellrahmen gewisse Ähnlichkeiten mit denen der Wannentender der BR 52 auf.
Seitens der UIC wurden erst 1965 Standards für Güterwagen in Europa veröffentlicht - ich würde mich soweit aus dem Fenster lehnen, dass zumindest in den frühen 1960er Jahren keine Normen existierten, Drehgestelle oder auch gar nur Achslager zwischen Insel und Kontinent freizügig zu tauschen.
Ich bin weiterhin der Meinung, dass es sich hier nicht um ein britisches Gefährt handelt.
Im Übrigen ist auch die Zugeinrichtung kontinentaler Bauart. ;)
Das Rätsel hat sich aufgeklärt. Yorkshire Lad hat recht, es handelt sich in der Tatum einen deutschen Waggon. Ein Forenmitglied und Mitglied der Gauge O Guild hat mir einen Link übermittelt.
Baujahr 1910, Ladegewicht 45 Tonnen, Hersteller Vereinigte Stahlwerke Hütte Ruhrort Meiderich, kommt von der Werkbahn.
Ich hatte an dem Tag in Bochum mich auf den Fährbootwagen Trier 180038 konzentriert, dabei ist mir die schmale Breite des Tiefladewagens aufgefallen. Aber wahrscheinlich war es so, dass man den Waggon etwas schmaler gebaut hat, um ihn universell einsetzbar zu haben. Und Normen in eigentlichen heutigen Sinne gab es 1910 noch nicht.