Robinson D 11/2 "Improved Director" class der L.N.E.R. (Bachmann)
Unter den zahlreichen Schnellzug-Dampfern der Bauart "American" (Achsfolge 2' B) der L.N.E.R. ist die D 11 aufgrund ihrer bulligen Erscheinung auffällig. Mir gefällt die Maschine optisch ausgesprochen gut und die Umsetzung ist m.E. beachtlich, so dass sie in den Fuhrpark aufgenommen wurde.
LNER 6401 "James Fitzjames", D 11/2 class, Bachmann Branchline 31-137A
Die D 11 wurden als Weiterentwicklung der "Director" class vom Chefingenieur der Great Central Railways (GCR) entwickelt. Die Maschinen wiesen einerseits Merkmale klassischer viktorianischer Maschinen auf (Innentriebwerk, innenliegende Steuerung), waren andererseits als Heißdampfmaschine und Belpaire-Hinterkessel vollkommen auf der Höhe der Zeit. Die Treibräder wiesen einen Durchmesser von 2057 mm auf, die Zylinder 507x660 mm. Zwischen 1919 und 1922 beschaffte die GCR elf Maschinen als Klasse 11F.
Profilansicht. Man beachte den hochliegenden Kessel.
Nach dem Grouping - die Great Central ging 1923 in der London & North Eastern auf - stellte sich auf dem Netz der ehemaligen North British Railways (NBR, im Osten Schottlands) akuter Mangel an Schnellzugmaschinen ein. Daher ließ Nigel Gresley, als Chefingenieur der LNER nunmehr zuständig, weitere 24 Maschinen bauen, die bis 1924 ausgeliefert wurden. Die Maschinen für das schottische Netz wiesen ein etwas kleineres Lichtraumprofil auf, was durch etwas kleinere Führerhäuser und einen kürzeren Schlot erreicht wurde. Insgesamt wurden von den bei der L.N.E.R. als D 11 bezeichneten Klasse also 35 Maschinen beschafft. Die von der GCR beschafften Maschinen bildeten die Unterklasse D 11/1 und trugen namen von Direktoren der GCR sowie von Schlachten des 1. Weltkriegs, diejenigen mit dem kleineren Lichtraumprofil die Unterklasse D 11/2. Aufgrund ihrer besonderen Spezifikation für das schottische Netz wurden sie auch "Scottish Directors" genannt. Außerdem erhielten sie Namen nach Charakteren aus den Romanen von Sir Walter Scott.
Die D 11 waren Schnellzugmaschinen und kamen zwischen 1928 und '32 auch vor Pullman-Zügen wie dem Edinburgh Pullman oder dem Harrowgate Pullman zum Einsatz. Ab den späten Dreißigern wurden sie durch schwerere Maschinen wie die B 17 aus dem hochwertigen Schnellzugdienst verdrängt und versahen Personen- und Eilzugdienst. Ab etwa 1950 verdrängten die neu in Dienst gestellten B 1 die D 11 auch dort, so dass sie meist als Reserve dienten. Die letzte D 11 schied 1962 aus dem Dienst, immerhin eine - die erstgebaute - Maschine konnte erhalten werden.
Ansicht schräg von hinten
Bachmann hat sich mit der "James Fitzjames", Nummer 6401, der letzgebauten Maschine angenommen. Dies ist eine D 11/2 der "Scottish Director" class. Die Maschine wurde 1924 gebaut, 1946 in 2694 umbezeichnet, 1948 von den BR als 62694 übernommen und 1959 ausgemustert. Die Farbgebung - rot liniertes schwarz - entspricht der Standard-LNER-Farbgebung für Personenzugloks. Aufgrund der Anordnung der Betriebsnummer auf der Führerhausseite anstatt auf dem Tender (ab 1928) und der black lined livery gibt das Modell den Betriebszustand zwischen etwa 1928 und 1946 wieder.
Nochmal die Lok schräg von vorn.
Das Modell ist optisch sehr überzeugend umgesetzt. Die Proportionen sind gut getroffen, das Fahrwerk aus feinen Metallrädern überzeugt und der Detaillierungsgrad ist sehr hoch. Die Farbgebung samt Linierung ist fehlerfrei gelungen. Der Führerstand ist farblich ausgestaltet. Die Materialstärken der angesetzten Griffstangen sind gering, Zurüstteile - Bremsschläuche, Bremsgestänge, Kupplungen, Schienenräumer - sind passgenau. Die Kuppelstange ist aus eloxiertem Metall, die Räder sind brüniert und aus Metall.
Der Antrieb - ein 5-Poler mit Schwungmasse - erfolgt über Schneckengetriebe auf die hintere Kuppelachse. Die Stromabnahme erdolgt über die Kuppel- und die Tenderachsen. Die Fahreigenschaften sind analog sehr gut, auch im Kriechgang, und sehr leise. Das Modell ist angemessen untersetzt. Haftreifen natürlich nicht montiert, allerdings ist das Modell recht gewichtig. Lok und Tender sind durch eine einfache Deichsel verbunden, deren Aufnahmezapfen frei verstellbar ist, so dass der Lok-Tender-Abstand variiert werden kann. Wie in UK bei Dampfloks üblich, weist das Modell kein Licht auf und verfügt über NEM-Schächte ohne Kurzkupplungskulisse.
Das Modell ist mit einer 21-poligen MTC-Schnittstelle nach NEM 660 ausgerüstet, einen Decoder habe ich aber noch nicht verbaut.