Nun möchte ich ein richtiges englisches workhorse vorstellen, schwarz wie die Kohle, die die Maschinen über fünfzig Jahre beförderten. Unprätenziös, etwas unbalaced in der Formgebung, aber extrem gutmütig und zuverlässig. Ein Arbeitspferd, dass abseits vom Glanz der spektakulären Pacifics der L.N.E.R. unauffällig seinen Dienst verrichtete. Vielleicht hat es deshalb bis 2015 gedauert, bis ein RTR-Modell umgesetzt wurde. Hornby hat dies getan - und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Nachdem nun auch eine Vorkriegs-Variante aufgelegt wurde, ist diese auch zu meinem Bestand gestoßen.
LNER Q 6 class no. 2265, Hornby R3541
Um 1910 zeigte sich bei der North Eastern Railway, dass für den gewachsenen schweren Kohle- und Erztransport nicht ausreichend leistungsfähige Lokomotiven zur Verfügung standen. Dem entsprechend schuf Vincent Raven, Chefingenieur der NER, einen laufachslosen D-Kuppler mit dem Kessel der Schnellzugmaschine B 15 (2' C h2), die ab 1913 als NER class T 2 in Serie beschafft wurde. Kurz darauf wurde zur weiteren Leistungssteigerung der Schmidt'sche Überhitzer eingeführt, mit dem die nachfolgenden Maschinen ausgeliefert und auf den die vorhandenen Maschinen umgebaut wurden. Dem entsprechend entsprach die Maschinen der Bauart D h2 mit Außenzylindern und innen liegender Steuerung.
Profilansicht.
Zwischen 1913 und 1921 wurden 120 Maschinen gebaut. Die Maschinen wurden im schweren Güterzugdienst, neben Kohle- und Erztransport in den ersten Jahrzehnten auch im Langstreckendienst, eingesetzt. Einsatzgebiet war zunächst das Netz der NER um Newcastle, Darlington, Leeds und York. Erst lange nach dem Grouping 1923 kamen die nunmehr als Q 6 bezeichneten Maschinen aus ihrem "Revier" heraus. 1946 wurden die Q 6 von Betriebsnummern 22xx ff. auf 3340-3459 umgezeichnet. Die BR übernahm 1948 alle Maschinen und ergänzte eine "6" vor der Betriebsnummer. Die Maschinen wurden zwischen 1963 und 1967 ausgemustert. Erhalten blieb einzig 63395 (vormals 3395, vor 1946 Nr. 2218) bei der North Yorkshire Moors Railway.
Steuerbord schräg von achtern
Das Modell der Q 6 wurde 2015 neu konstruiert. Die hier vorgestellte Ausführung der no. 2265 in LNER unlined black entspricht der zwischen etwa 1928 und 1946 für Güterzug- und Tenderlok üblichen Beschriftung und Farbgebung.
Die Umsetzung in's Modell darf als gelungen bezeichnet werden. Die Farbgebung in seidenmatt ist fehlerfrei und die Bedruckung konturenscharf. Der Führerstand ist komplett farblich ausgestaltet.
Der für den Betrieb auf engeren Radien erforderliche weite Lok-Tender-Abstand lässt sich durch die Kupplungsdeichsel um etwa 3 mm verringern.
Treib- und Kuppelstangen sind aus eloxiertem Metall, die Räder sind brüniert mit Radsternen aus Kunststoff. Die Sandfallrohre sind unterhalb des Umlaufs aus feinem Draht dargestellt (wie übrigens seit etwa zehn Jahren bei Neukonstruktionen von Hornby und Bachmann Standard).
Fahrwerk
Technisch entspricht die Konstruktion dem hauseigenen Standard: Antrieb im Kessel, Schneckengetriebe auf die letzte Kuppelachse, die über die Treibstangen die übrigen Kuppelachsen mitnimmt. Zum Einsatz gelangt in diesem Modell ein 5-poliger Motor mit Schwungmasse. Der Antrieb ist ausgesprochen leise und untersetzt. Zwar nicht so sehr, dass es den vorbildgerechten 60- höchstens 70 km/h entsprechen würde, aber deutlich bemerkbar. Die Fahreigenschaften sind analog und erst recht digital sehr gut: das Modell läuft bei niedriger Spannung konstant an. Weichenstraßen sind dank der Stromabnahme über sechs Achsen (kuppel- und zwei Tenderachsen) kein Thema. Fast überflüssig zu erwähnen, dass das Modell weder Haftreifen noch Beleuchtung aufweist. Die Kupplungsaufnahmen sind nach NEM 362 ohne Kulissenführung, die vordere ist nicht montiert und liegt bei.
...und nochmal von der Lokführerseite
Das Modell weist wieder eine 8-polige Schnittstelle auf. Allerdings werden - abgesehen vom Sound - mangels Beleuchtung auch nicht mehr Pole benötigt. Für den Soundeinbau ist im Tender eine Kapsel für einen 23er Rundlautsprecher vorgesehen. Darüber hinaus ist Platz für einen Donau oder Dumbo-Lautsprecher mit Schallkapsel vorhanden. Ich verwende in diesem Modell einen Lenz Standard+ v2, der bereits mit Werkswerten sehr gut mit dem Antrieb harmoniert.
Das hat mich dazu animiert mal meine LNER Schätze aus der Verpackung zu nehme, und im BW ihre Beine mal ausstrecken zu lassen.
Zum Vergleich auch die Thomson Class O1.
Und hier Beide nebeneinander
ACHTUNG: nach dem Auspacken musste ich feststellen, das gerade bei der O1 die in die Plastikverpackung hineingeklebten Pads unschöne Spuren auf dem Geäuse hinterlassen hatten. Das habe ich zwar schonen wieder mit Goo-Gone wegbekommen, aber ich werde jetzt alle Loks mit dieser Verpackungsart mal durchgehen und mit Seitenpapier schützen.
Zitat von Railfun im Beitrag #2ACHTUNG: nach dem Auspacken musste ich feststellen, das gerade bei der O1 die in die Plastikverpackung hineingeklebten Pads unschöne Spuren auf dem Geäuse hinterlassen hatten. Das habe ich zwar schonen wieder mit Goo-Gone wegbekommen, aber ich werde jetzt alle Loks mit dieser Verpackungsart mal durchgehen und mit Seitenpapier schützen.