meine Sammelaktivitäten hinsichtlich vintage 0 gauge sind zwar nicht überbordend, aber ab und zu kann ich nicht widerstehen. So war es auch hier, denn über ein Kleinanzeigenportal wurden für einen "alten Gepäckwagen, markiert Exley" 50 Euro aufgerufen. Schon zwei E-Mails später lag das Modell, einer sehr sorgfältigen Verpackung entnommen, bei mir auf dem Tisch. Es handelt sich in der Tat um einen Gepäckwagen, der von Exley selbst als K6 LMS Parcels Coach bezeichnet wird.
Nach einer kurzen Recherche auf den sich zu Exley aufdrängenden Internetseiten: http://www.tcawestern.org/exley.htm und https://www.binnsroad.co.uk/railways/exley/index.html bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es sich um ein Modell aus der Fertigung zwischen 1950 und 1962 (dem Ende der klassischen Produktion) handeln muss, hierbei aber wohl eher aus den frühen 1950ern, da der Wagenboden des Modells tatsächlich noch aus Holz besteht. An dem Produktionszeitraum gemessen sind die Modellausführung, jedoch auch der Erhaltungszustand sehr gut.
Schließlich erwähnte der Verkäufer, weitere "englische Modelle im Keller" zu haben, woran ich rein vorsorglich grundsätzlich Interesse bekundet habe. Mal sehen, ob sich daraus etwas ergibt.
Foristen, die sich mit LMS besser als ich auskennen, haben mich darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei dem Vorbild eher um das LMS Period I Diagram 1778 50′ Full Brake handelt.
ich habe nun auch meinen ersten Exley O gauge Coach bekommen. Leider nicht in dem tollen Zustand wie Matthias seiner, das war ein absoluter Glücksfall.
Ich habe meinen ebenfalls in Deutschland (Leipzig) erwischt.
Der Coach ist ein Restaurant Coach mit erster und dritte Klasse Sektion, in der Mitte die Küche. Auf einer Seite sind mittig zwei breite Türen zum Einladen der Ware und der Korridor, auf der gegenüberliegenden Seite auch zwei Türen und die Küchenzeile mi Milchglasfenstern.
Die Enden sind dem Vernehmen nach auch aus Aluminium. Die Wagenübergänge sind aus Holz mit Kunstleder (oder Wachspapier). Die Puffer sind nicht federnd.
Sehr schön sind die nachgebildeten Tischlampen. Über dem Fenster ist etwas Krakelüre zu sehen. Ein Zeichen, dass es noch die originale Lackierung und Beschriftung ist.
Die Türgriffe sind seperat aufgesetzt. Wenn ich richtig informiert bin, waren Seitenwände und Dach aus einem Stück Aluminiumblech, in dem die Fensteröffnungen eingestanzt wurden. Die Stanztechnik erklärt auch das Fehlen der Rahmen und Oberlicht-Schiebefenster. Das hat man mit einfachen Werkzeugen damals nicht hinbekommen.
So sieht es von oben aus. Die schwarzen Striche sind aus Draht gefertigte Handgriffe. Diese hat man wohl bei Vorbild benutzt, um sich beim Befüllen des Wassertanks (viereckige Haube?) fest zu halten.
Die Drehgestelle sind sehr massiv, die Radscheiben sind magnetisch und somit aus Stahlguss. Das sorgt für einen tiefen Schwerpunkt. Das Gewicht des gesamten Wagens beträgt 782 Gramm, trotz Alu-Bauweise. Der Wagenboden und die Batteriekästen sind aus Holz, das deutet auf Herstellungszeitraum frühe/Mitte 50er Jahre. Ich muss mir mal einen Exley-Katalog aus dieser Zeit besorgen. Vielleicht finde ich den Coach dort. Ich weiß momentan auch nicht, welches Diagramm der Coach ist. Exley hat ja maßstäblich gebaut. Der Wagen hat eine Länge von 421 mm, was auf einen 57´Coach hin deutet.
Ein schönes Modell, ganz andere Herstellungsweise als zum Beispiel Leeds LMC Coaches. Exley war damals das Nonplusultra und hat auch 00-Coaches in maßstäblicher Bauart gemacht.
Danke für die Aufmerksamkeit, beste Grüße, Torsten