Mir ist aufgefallen, dass noch niemand Bilder der Lionheart Trains/Dapol MkI Coaches eingestellt hat. Das will ich nun nachholen.
Das Modell kommt in einer grünen Schachtel mit Sichtfenster und Styropureinsatz mit einer für Personenwagen sehr ausführlichen 15-seitigen Anleitung. Der Wagen hat eine Länge über Puffer (LüP) von 464 mm und wiegt 843 Gramm. Die ovalen Puffer sind aus Metall, die Achsen laufen in Messingbuchsen und sind etwa 2 mm seitenverschiebbar.
Farbgebung und Beschriftung sind ohne Fehl und Tadel. Die Türgriffe und Griffstangen sind einzeln angesetzt. Die Fensterrahmen und Verschlüsse der oberen Schiebefenster halte ich für sehr gelungen.
Auch die Wagenenden wissen zu überzeugen. Das typische unten abgerundete Profil des Wagenkastens ist gut getroffen. Das hatte Heljan mit seinen Mk1 nicht geschafft.
Die Faltenbälge sind beweglich und schwenken aus. Im Rahmen sind kleine Magnete drin, so dass die Faltenbälge ohne Spalt auch in engen Kurven vorbildgerecht geschlossen aneinander liegen. Der Mindestradius ist R2 1024mm. Es liegen jeden Wagen vier Brems- und Heizschläuche, vier Elektrokabel-Nachbildungen, vier Endabschlußtüren für die Übergange und zwei Abdeckschürzen für den oberen Faltenbalg bei.
So sieht es von unten aus. Die Wagen haben Kurzkupplungskulissen. Die Kupplung sieht zwar aus wie eine Kadee, ist jedoch nur ähnlich. Die normalen Coaches (SK, TSO und CK) haben auf beiden Wagenenden Kulisse und diese sogenannte "Knuckle"-Kupplung. Die BSK besitzen auf einer Seite Kulisse und Knuckle-Kupplung, auf der anderen Seite (Guard Abteil) normale Schraubenkupplung, da sie dort an die Lok gekuppelt werden sollen. Vorbildgerecht ist über der "Knuckle"-Kupplung noch ein zusätzlicher Kupplungshaken vorhanden. Die Drähte rechts sind die Stromzuführung zur Lichtplatine, die Stromabnahme erfolgt in den Achslagerbuchsen. Die DCC-Schnittstelle befindet sich in der Toilette ist ist vom Typ 21MTC. Dapol empfiehlt einen Imperium Funktionsdecoder mit 6 Funktionen. Jeder andere MTC-Funktionsdecoder mit mindestens 3 Fu-Ausgängen geht jedoch laut Anleitung auch, zum Beispiel der Zimo MX686D.
Hier sieht man den Abstand zur Lok mit der herkömmlichen Schraubenkupplung. Die Puffer des MarkI Coaches sind selbstverständlich gefedert.
Die Coaches sind mit digitaler Schnittstelle und warmweißen Leuchtdioden ausgestattet. Im normalen Analogbetrieb leuchtet alles gleichzeitig, DCC-digital kann man den Korridor, die Fahrgastabteile und den Gepäckraum/Guard-Abteil getrennt schalten. Für den Analogfahrer stehen außerdem Microschalter am Wagenboden zur Verfügung, womit die einzelnen Beleuchtungen seperat abgeschaltet werden können.
Die Polster, Wagenböden, Wandlampen und Trennwandtüren zum Korridor sehen sehr hübsch aus. Auch das Guard-Abteil ist komplett eingerichtet. Die Gepäckablagen sind aus Kunststoffgitter und sind realtiv grob. Aus Ätzmetall wäre es feiner und besser. Reklametafeln wäre auch noch eine Verschönerung.
Den Wagen habe ich bei Modellbahnunion in Kamen gekauft, der Preis ist 199,99 Euro. In den Kritiken der britischen Foren wie rmweb und dem Forum der Gauge O Guild sind die Wagen sehr positiv aufgenommen worden und als die besten Modelle von RTR-MarkI Coaches bewertet worden, die es bisher gibt. Dem kann ich zustimmen, denn die MkI kenne ich von vielen Besuchen bei britischen Museumsbahnen recht gut. Das Preis-Leistungsverhältnis ist wie meistens bei Dapol sehr gut. Eine klare Empfehlung, wobei man für einen längeren Zug ordentlich Platz benötigt. Die abgebildete Kombination Lok mit BSK ist die Mindestkonfiguration für einen kurzen Zug.
soweit ich das sehen kann, gibt es noch einen Aspekt am Wagen, der sehr gut gelungen ist, den du noch erwähnen solltest: Das Dach. Die Darstellung der einzelnen Streifen, mit denen das Wagendach gedeckt ist und insbesondere die Fugen dazwischen sind sehr dezent ausgefallen und damit sehr nah am Vorbild.
Zu diesem Teil deiner Beschreibung hätte ich aber noch eine Frage:
Zitat von blackmoor_vale im Beitrag #1Die Faltenbälge sind beweglich und schwenken aus. Im Rahmen sind kleine Magnete drin, so dass die Faltenbälge ohne Spalt auch in engen Kurven vorbildgerecht geschlossen aneinander liegen. Der Mindestradius ist R2 1024mm. Es liegen jeden Wagen vier Brems- und Heizschläuche, vier Elektrokabel-Nachbildungen, vier Endabschlußtüren für die Übergange und zwei Abdeckschürzen für den oberen Faltenbalg bei.
Kannst du von den Zurüstteilen mal ein Foto machen? Bei den Elektrokabeln wird es sich um die RCH Jumper Cables handeln, welche die Wagenbeleuchtung versorgen und für die zeitmultiplexe Wendezugsteuerung genutzt werden können. Aber von Abdeckschürzen und Endabschlusstüren kann ich mir ohne Foto nicht so recht ein Bild machen, ich weiß auch nicht, wo am Wagen ein Balg sein sollte. Wäre schön, wenn du da mit einem Foto weiterhelfen könntest.
das ist ja hochspannend. Das sieht aus wie ein Regenschutz, aber so etwas ist mir noch nie auf Fotos begegnet. Vielleicht bei Corridor Tenders?
Die Bremsschläuche kann ich identifizieren als Vakuumbremsschläuche und -reservoirleitung für die Montage am Ende des Zuges. Die RCH jumper cables sind für zwischen den Wagen.
Zu den Gangway Shields habe ich gelesen, dass diese nur in den 50ern und 60ern genutzt wurden, und zwar weil in die Gangway am Ende des Zuges durch den Unterdruck Dreck eingesaugt wurde, welcher hauptsächlich durch die Dampfloks entstand. Daher wurden diese nach der Ausmusterung generell nicht mehr genutzt. Allerdings gab es auch schon vorher Züge, die ohne fuhren, nämlich wenn die Züge fest gekuppelt blieben, dann nahm man das Verdrecken in Kauf. Eigentlich sind die Türen hinter der Gangway ja weiß, ganz selten gibt es Vorbildfotos, die bei der Zugbildung aufgenommen wurden, auf denen man dies sieht.
Ein weiterer Grund, warum man die Gangway Shields abgeschafft hatte, waren die zunehmenden Oberleitungen. Die Pullman Gangway kommt ja eigentlich nicht so weit heraus wie auf dem Modellfoto, sondern besteht unten aus einer Druckplatte, mit der die Wagen sich beim Schieben berührten (die Puffer waren zurückgezogen und in der Klaue viel Spiel) und dem Metallrahmen darüber, welcher starr war, aber mittels Federn von der Wagenstirnwand abstand und einfach an dem Metallrahmen des Nachbarwagen, falls vorhanden, rieb. Häufig benutzte Gangways erkennt man am Rost im oberen Drittel, wo wohl die besagten Federn sitzen und der Anpressdruck am höchsten ist. Jedenfalls sind die Gangway Shields bessere Holzbretter, welche an den Endbahnhöfen in die Gangway eingehoben und darin verankert wurden. Ganz erschließt sich mir nicht, warum diese Öffnungen hatten wie auf deinem Foto zu sehen. Jedenfalls lagen diese in den Endbahnhöfen in unschönen Stapeln herum.
Die Puffer lassen sich vermutlich nicht in der Länge verstellen? Wenn ich deine vorigen Fotos richtig deute, dann kann man mit der schwenkbaren Gangway zumindest diese länger als die Puffer erscheinen lassen, so dass zumindest beim Kuppeln über die Gangway die Puffer sich nicht vorbildwidrig berühren. Trotzdem bleibt das Ankuppeln einer Lokomotive möglich. Ich halte dies für einen guten Kompromiss.
Hallo Felix, vielleicht soll es diesen bellows Schutz darstellen. Im Original könnte es wohl etwas flexibler aussehen, als bei dem Modell. https://paulbartlett.zenfolio.com/brmark1 Bild 9 mit dem 1860 Wagen
ich habe mit einem zweiten Dapol/Lionheart Mk1 in Southern Region grün einige Versuche zum Kuppeln und Bogenlauf gemacht.
Kuppeln geht gut auf weitestgehend gerader Strecke. Die Dapol-eigenen "knuckle"-Kupplungen rasten weich ein. Die Puffer liegen nicht an, die magnetischen Rahmen der Übergänge sitzen ohne Spalt aufeinander. Übrigens, auch beim Vorbild ist kuppeln nur im geraden Gleis mmöglich.
Den Peco Gleisbogen R2 1028 mm bewältigen die Übergänge und Kurzkupplungskulissen ohne Probleme. Die Rahmen der Übergänge werden durch die Magneten sicher aufeinander gehalten.
Danach habe ich einen Lima/Rivarossi-Gleisbogen von 800mm ausprobiert. Wie zu erwarten, es ging gar nichts. Die Kurzkupplung kam nicht weit genug heraus und verhakte sich, die Übergange hielten nicht aufeinander. Die Peco R2 sind daher der Mindestradius.
Hier noch drei Vergleichsbilder Dapol/Lionheart Mk1 mit Darstead Mk1 Suburban Coach.
Die Wagenhöhen, Höhe der Puffer usw. stimmen exakt überein. Die Dachlüfter sind gleich gut. Auch Farbgebung und die Nähte der Dachbeblechung ist bei beiden Wagen gut getroffen.
Lionheart und Darstead haben beide die typische Rundung des Wagenkastens schön nachgebildet. Alle Leitungen und Türgriffe am Darstead Coach sind einzeln angesetzt. Sie sind aus Draht und daher recht stabil.
Der Darstead Mk1 Suburban in Gesamtansicht. Auch ein sehr schönes Modell, welches nicht den Vergleich mit Dapol zu scheuen braucht. Danke für die Aufmerksamkeit, mit besten Grüßen
Jau, den Suburban habe ich bei Ellis gekauft. Er hat auch immer mal eine paar Sonderangebote und/oder Gebrauchte da. Zu erwähnen wäre, das der Darstaedt aus Messing ist... VG Joachim
Nur zur Ergänzung dieses Threads (in einem anderen hatte ich es auch gezeigt): Die "knuckle couplers" von Lionheart und die echten Kadees sind kompatibel. Kuppeln zwar nicht sonderlich weich oder eng, aber ich habe nach Kupplungstausch einen MTH und einen Lionheart zusammengebracht. Wie eng die Radien sein dürfen (MTH hat keine KK-Kulisse), konnte ich nicht ausprobieren, weil bei mir nur Lenz R10 im Einsatz ist, schon des Fahrens mit Schraubkupplung halber...
Hallo Torsten, Minimalkonfiguration stimmt nicht ganz... Da die Engländer (fast) immer auch 1. Klasse hatten, fehlt, leider immer noch, der CK. Oder ein BCK (in deutsch DAB). Besserwissermodus aus VG Joachim
Zitat von Stereohans im Beitrag #9...die "knuckle couplers" von Lionheart und die echten Kadees sind kompatibel. Kuppeln zwar nicht sonderlich weich oder eng, aber ich habe nach Kupplungstausch einen MTH und einen Lionheart zusammengebracht. Wie eng die Radien sein dürfen (MTH hat keine KK-Kulisse), konnte ich nicht ausprobieren...
Hallo Hans, danke für die Ergänzungen. Gerade solche Beiträge machen den Mehrwert dieses Forums aus, wenn man Informationen bekommt, die sonst nicht so irgendwo in den Weiten des Internets stehen.
Leider gibt es nicht immer zu allem Antworten in kurzer Zeit, wie zum Beispiel an der Frage zu den Parkside Dundas Bausätzen gesehen, weil einfach die Erfahrung fehlt. Die Mühe um Aufklärung ist jedoch hoch anzurechnen.
Zitat Jau, den Suburban habe ich bei Ellis gekauft. Er hat auch immer mal eine paar Sonderangebote und/oder Gebrauchte da. Zu erwähnen wäre, das der Darstaedt aus Messing ist... VG Joachim
Ellis Clark Trains aka Darstaed hat die Preise für Coaches umstrukturiert. Überraschenderweise ist es preiswerter geworden.
Thompson Coaches vorher 229 GBP, nun 189 GBP zum Beispiel.
Mk1 Suburban Coaches von von 169 auf 149 Pfund (alle Preise inkl.britischer VAT).