Heute möchte ich mal was neu Aufgegossenes vorstellen. Bachmann hat die überarbeitete class 56XX in der Version mit "Great Western"-Schriftzug, also für die Zwanziger und frühen Dreißiger Jahre aufgelegt. Da ich mit dem Modell ganz happy bin, möchte ich es mal kurz vorstellen.
Die GWR classes 56XX und 66XX Mit Übernahme der Bahnen in Südwales durch die Great Western im Rahmen des Groupings 1923 zeigte sich, dass dringend neue, leistungsfähige Maschinen für den Kohlenverkehr im südwalisischen Revier benötigt wurden. Man behielt zwar die bewährte Achsfolge C 1' (0-6-2) bei, konstruierte aber aus standardisierten GWR-Bauteilen eine deutlich schwerere und leistungsfähigere Maschine als die Vorgängerbauarten. Das Ergebnis hatte - bei aller Leistungsfähigkeit - ungefähr die Grazie einer frühen (preußischen) Garbe-Maschine: der Kessel ragt weit über die erste Kuppelachse hinaus und die hohen Wasserbehälter geben der Maschine ein klobiges Aussehen. Abgesehen davon bewährten sich die Klassen 56XX und die etwas schwerere 66XX sehr gut. Wir haben hier also ein richtiges Arbeitspferd und nix für den Beauty Contest.
Die GWR stellte zwischen 1924 und 1928 insgesamt 200 Maschinen in Dienst. Deren Einsatzgebiet war und blieb hauptsächlich das südwalisische Kohlerevier mit seinem sehr dichten, hügeligen und kurvigen Netz. Ab den späten Zwanzigern machten Pannier Tanks der Klasse 57XX den 56XX Konkurrenz - sie waren zuverlässiger und das Minus an Leistungsfähigkeit war für viele Dienste wohl unschädlich. So stellte man 1928 die Beschaffung weiterer 56XX/66XX ein. British Railways übernahm 1948 alle Maschinen uns setzte sie bis 1965 - meist unverändert in Südwales - ein. Heute sind neun Maschinen erhalten, davon immerhin drei aktuell unter Dampf und fünf in Überholung.
Modell Das Bachmann-Modell basiert auf einer Mainline-Konstruktion und ist daher eigentlich schon ein älteres Semester. Vor drei Jahren wurde das Modell überholt und verfügt nun über einen überarbeiteten Antriebsstrang und eine 8-polige Schnittstelle. Ich finde, dass das Modell in optischer Hinsicht immer noch überzeugen kann.
Die hier vorgestellte Ausführung der no. 5637 in unlined brunswick green mit "Great Western" Schriftzug entspricht der zwischen 1922 und 1934 üblichen Beschriftung und Farbgebung der Great Western für "normale" (=Nicht-Express-) Loks. 5637 wurde 1925 in Swindon gebaut und 1964 ausgemustert. Die Lok hat überlebt - heute steht sie bei den East Sommerset Railways (in BR lined green, also Ep. III) unter Dampf.
Profilansicht.
Die Farbgebung ist satt und einwandfrei, die Bedruckung konturenscharf. Handläufe und Griffstangen sind angesetzt. Die Radsätze sind aus Metall und gefallen - wie bei vielen Bachmann-Dampfern. Die Kuppelstangen sind brüniert, dicht anliegende Sandfallrohre aus Draht geben dem Fahrwerk einen vollständigen Eindruck. Das Führerhaus ist bis zum Boden frei.
Bei diesem Modell ist die Überarbeitung erfolgreich gewesen. Der 3-polige Motor ist ausreichend untersetzt, so dass das Model analog nicht mehr rast. Dabei verrichtet er seine Arbeit nach der Einlaufzeit recht leise. Das Fahrwerk ist ganz gut gemacht - Antrieb über Schneckengetriebe auf die letzte Kuppelachse, die mittlere ist federnd gelagert, die vordere nur seitenbeweglich. Ich habe der mittleren Kuppelachse mehr Spiel (etwa 1,5 mm) nach unten gegeben, damit die Federung mehr Effekt hat. Die Stromabnahme erfolgt nur über die Kuppelachsen, was nach Abfahren der Brünierung der Radreifen gut ausreichend ist. Das Modell ist mit 282 g recht schwer und die Gewichtsverteilung über der angetriebenen Achse gut gewählt, so dass die Zugleistung gut ist. Das Modell kommt problemlos mit einer größeren Anzahl der (sehr leichten) englischen Kohlenwagen zurecht. Bachmann hat der 56XX zwar Kupplungsaufnahme nach NEM 362 spendiert, aber leider keine Kulissenführung. Eine Beleuchtung ist natürlich auch nicht vorhanden, aber man hat ein paar Signalscheiben beigelegt, so dass wenigstens im Tagbetrieb richtig signalisiert werden kann.
Fahrwerk mit Decoder.
In meinem Modell kommt wieder ein - flach aufbauender - Zimo MX600R zum Einsatz. Dieser passt problemlos in den vorgesehenen Einbauraum im Stehkessel (über dem Getriebe). Nach etwas Spielerei mit den CVs läuft das Modell bei sehr niedriger Geschwindigkeit ruckfrei an und beschleunigt mit der gewählten weichen Ansteuerung (fast) ruckfrei durch.
Da des gesamte Führerhaus frei und die Fenster eher Schießscharten sind, könnte man den unteren Teil gut für einen ordentlichen Brüllwürfel oder ein paar Elkos nutzen. Mal sehen ...
...und nochmal schön in's rechte Licht gerückt...
Das Fahren mit dem Hobel macht schon Spaß - und vor einem ordentlichen Schwung von 5 plank, 6 plank und 7 plank - Kohlenwagen vorzugsweiser walisischer Einsteller macht sich die 56XX richtig gut.