schon kurz nach der gelungenen P Class lieferte Hattons auch ihr zweites Projekt aus: Die 14‘‘ und 16‘‘ 0-4-0ST Andrew Barclay. Gleich der P Class bereits zu Beginn in zwölf Versionen, welche diesmal alle zur selben Zeit erschienen sind. Dennoch ist im Falle einer Industrielokomotive schwer davon zu sprechen, alle wichtigen und typischen Lackierungen vertreten zu haben, so ist die Zahl dieser nahezu unendlich. Trotz alledem ist es gelungen, eine repräsentative und attraktive Auswahl zu schaffen, welche nur bei Hattons selbst erhältlich ist. Der Preis je Lokomotive beträgt 99 GBP.
Neben den facettenreichen Privatlokomotiven finden sich auch Exemplare der British Railways, Great Western Railway und gar der Caledonian Railway. Alle drei freilich historisch nicht korrekt, aber realitätsnah, da es ähnliche Lokomotiven sehr wohl bei den entsprechenden Gesellschaften gab. Letztere Lackierung (H4-AB14-004), eine waschechte Pre-Grouping-Lackierung – und wohl auch das erste hochdetailierte RTR-Modell in CR Blue – möchte ich euch vorstellen. Zusammen mit der Barclay im Grün des National Coal Board sind diese beiden jedoch bereits komplett ausverkauft. Da beide Versionen dennoch wieder vorbestellbar sind, besteht Hoffnung, dass diese vielleicht nachproduziert werden.
Die Detaillierung entspricht dem heutigen Stand. Viele verschiedene Anbauteile ermöglichen das vorbildgetreue Darstellen verschiedenster Versionen. Neben den beiden verschieden langen Rahmen existieren auch verschiedene Rückwände, eine davon in geöffneter Ausführung, und zwei verschiedene Wassertanks. Leider gibt es die Vorderwand des Fahrerhauses jedoch nur in einer Ausführung; entsprechend ist die Position der Fenster nur an den hohen Satteltank angepasst und somit für den niedrigen sichtlich zu hoch.
Ein zweiter Kritikpunkt ist für mich der nicht vollständig ausgeprägte Kessel, der an der Unterseite verkleidet ist und keinen freien Durchblick gewährt. So stört nicht nur das fehlende „Sonnenlicht“ aus niedrigen Kameraperspektiven, sondern insbesondere stören auch die Lichtreflexionen des Kunststoffes aus hören Perspektiven. Freilich soll Hattons insoweit entschuldigt sein, als dass der Platz in Baureihen dieser Größenordnung einfach begrenzt ist; erst recht bei Satteltank-Lokomotiven, deren Kesselunterseite im Vorbild naturgemäß vollständig sichtbar ist. Dennoch soll als Vergleich nicht unerwähnt bleiben, dass Hornby genau dies mit ihrer Peckett gelungen ist.
Die offene Rückwand bei der CR-Version lässt einen guten Blick auf die üppig gestalteten Instrumente zu. Leider sind ähnlich der P Class die Fenster nicht einzeln verglast, sondern in einem flächig verklebten Kunststoff-Streifen integriert.
Bei den Modellen mit offener Rückwand kommt es immer wieder dazu, das bei einzelnen Exemplaren diese stark nach innen gebogen ist. Ich hatte diesbezüglich Glück. Durch eine überarbeitete Verpackung will man das zukünftig verhindern. Keine Probleme gibt es jedoch mit der Bedruckung. Nicht nur das Emblem der CR, sondern insbesondere auch der mehrfarbig bedruckte Rahmen macht einen guten Eindruck. Ebenso soll aber auch das blau lackierte Antriebsgestänge nicht unerwähnt bleiben.
Die Fahreigenschaften sind excellent. Selbst in sehr langsamer Geschwindigkeit kommt sie mit R2-Weichen ohne elektrischem Herzstück zurecht. Zudem ist auch die mögliche Minimalgeschwindigkeit beachtlich.
Als Sammler von Pre-Grouping-Lokomotiven war dieses Modell für mich natürlich ein Muss, auch wenn historisch inkorrekt. Die Barclay erfüllt meine Erwartungen und der Preis ist fair für das Modell. Dennoch gibt es mit der Kesselverkleidung und den zu hohen Vorderfenstern bei den Versionen mit niedrigem Tank zwei gewichtige Mängel, die hätten vermieden werden sollen. Aber wer eine Barclay für seine Anlage oder Sammlung möchte, ist mit dem Modell von Hattons trotzdem bestens bedient.