die Welle aktueller Ankündigungen von neuen 0 Gauge R-T-R Modellen scheint nicht abzureißen. Jüngster Neuzugang ist die Meldung von Steven Leathers (Little Loco Company) zusammen mit einer Partnergruppe ein Modell der Class 50 realisieren zu wollen. Dieses Projekt soll über ein sogenanntes „Crowdfunding“ finanziert werden. Für die ersten 200 Besteller/Vorfinanzierer soll es einen Vorzugspreis von 360 GBP geben. Der angestrebte normale Verkaufspreis ist mit 500 GBP veranschlagt. Für weitere Informationen muss man sich wohl bei Facebook anmelden und einer der beiden folgenden Gruppen beitreten:
Da ich mich diesem Medium bislang komplett verweigere, kann ich nicht mehr dazu sagen. Ist mir aber auch egal, da ich mich nicht für diesen Loktyp interessiere (zu groß, zu modern). Der Umstand Facebook als Plattform für dieses Projekt zu nutzen hat auch eine recht heftige Diskussion ausgelöst. Offenbar teilen eine Reihe von Hobbykollegen meine Abneigung, sehen das aber nicht so gelassen und hauen munter auf den armen Steve ein.
kaum ist die Meldung über das Class 50 Crowdfunding-Projekt raus, kontert Heljan mit der eigenen Ankündigung einer Class 50, allerdings explizit in der "refurbished" Variante. In dem Ankündigungspaket ist auch eine Neuauflage der Class 20, diesmal mit Centre Headcode, enthalten. Das wäre nach der 57xx (Minerva / Dapol) und dem BR Standard Brake Van (LLC / Dapol) schon die dritte Doppelentwicklung im R-T-R Bereich innerhalb kürzester Zeit - bedenklich. Wobei man von der Dapol 57xx nichts mehr hört. Möglicherweise ist man dort still und leise dem Pfad der Vernunft gefolgt, überlässt Minerva das Feld und konzentriert sich stattdessen auf die Jinty? Die am 20. März von Dapol Direktor Joel Bright angekündigten News zur strategischen Neuausrichtung ("over the next two weeks we will update our development pages") lassen auch auf sich warten. Eine merkwürdige Informationspolitik, wie schon im Brake Van Thread angesprochen.
Ich kann die Aufregung nachvollziehen. Auch ich kann mit Gesichtsbuch, Zwitschervögelchen, Schnappischatt und Watt-is-ab nur wenig anfangen. Es ist schon schlimm genug, daß Heljan und Dapol ihre Neuheiten fast nur noch über die sozialen Medien verkünden. Aber um die Dapol- oder Heljan-Facebook-Seite zu besuchen, muß man sich nicht Mitglied werden. Nur die ständige Aufforderung mit einem großen Fenster („wollen sie nicht endlich anmelden“) nervt ein wenig. Mir gefällt die Art der Veröffentlichungen besser, wie Tower Models sie macht. Jüngere Menschen mögen das anders sehen, für diese ist auch wohl eher das Modell der Class 50 bestimmt. Für mich ist die Lok zu groß und zu modern.
Das Problem der Doppelentwicklungen sehr ich nicht so dramatisch. Zum ersten ist der 7 mm O-gauge-Markt in Großbritannien um einiges größer als in Deutschland. In Old Germany hatte und hat der Modellbahner, wenn er etwas größeres als H0 haben wollte, die Wahl zwischen Spur 1, LGB und Spur 0. Und dann auch noch bei Spur 0 in zwei verschiedenen Maßstäben, 1:45 und 1:43,5. Das hat zu einer gewissen Zersplitterung und geringen Stückzahlen geführt. In UK gab es größer als OO eigentlich nur die O gauge 7mm einheitlich in 1:43,5 mit Originalkupplung (die Nischen British Gauge 1, Live Steam 5 Zoll und 7¼ Zoll lasse ich mal außen vor). Und Duplikation gab es schon immer auch bei den Bausatz/Messingmodellanbietern in O gauge. Aber dann auf einen höheren Preisniveau! So wird derzeit die Dampflok 9F „Evening Star“ alternierend von den Firmen Finescalebrass und Lee Marsh Models in Messing RTR angeboten. Die eine kostet 2300 Pfund ohne Sound, Lee Marsh möchte für die 9F 2850 Pfund inkl. Sound. Scorpio Models hat ebenfalls die 9F als Bausatz, ebendso Modern Outline Kits. Und alle werden ihre Abnehmer finden...
Deswegen glaube ich auch, daß die Doppelung bei der Class 50 (LLC Ursprungsvariante, Heljan refurbished) kein Grund zur Sorge ist. Bei den Brake Vans schon gar nicht. Dapol macht die Diagrams 1/504 bis 1/507. Das sind reine British Railways Brake Vans, gebaut von 1950 bis 1962. Steve Leather von Little Loco Company will LNER/BR Brake Vans heraus bringen. Da könnte das BR Diagram 1/500 oder das LNER Diagram 158 als Vorbild sein. Sie wurden etwa 1946-50 gebaut und liefen bis weit in die 80er Jahre, auch mit TOPS-Nummer. Siehe Paul Bartlett`s Seiten http://paulbartlett.zenfolio.com/lnerbrake Unterseite 4 und 5. Duplikation ist das nicht.
Ich bin mir zu 90 Prozent sicher, daß Dapol die Pannier Tank Class 57xx einen leisen Tod sterben lässt. Zu ruhig ist es um die Lok geworden. Die 8750-Variante wollten sie sowieso nicht machen, die hat nur Minerva angekündigt. Die von Dapol vorgesehene und sicher sehr stark nachgefragte Lackierung der GWR Pannier Tank in „London Transport“-Farben kann von Minerva ohne weiteres aus der 5783 abgeleitet werden, ebendso die NCB-Lackierungen. Minerva hat mittlerweile schon ein Video mit einem fahrenden 57xx-Prototyp anzubieten: http://www.rmweb.co.uk/community/index.p...ders/?p=2672240 und der 8750-Prototyp ist auf dem Weg nach Großbritannien. Dapol wird sich auf die Jinty 3F konzentrieren und die angekündigten ex-Lionheart-Modelle 64xx, 74xx, 45xx, 4575 und die neue BR Standard 3MT weiter voran treiben.
Was immer noch fehlt, sind preiswerte und vernünftig konstruierte Personenwagen wie z.B. British Railways Mark I. Der Heljan Mark I ist eindeutig zu teuer. Mal schauen, wie die von Darstead werden.
auf der Webseite von Hattons gibt es ein Update und Bilder eines ersten Testmusters der BR Class 50 von Heljan. Vorbild für das Heljan Modell ist die Ausführung nach erfolgter Generalüberholung ("refurbished") in den Jahren 1979 bis 1984. http://www.hattons.co.uk/NewsDetail.aspx?id=300
Parallel dazu läuft weiterhin Steven Leathers Projekt der Class 50 in der Ursprungsausführung. (siehe Beitrag #1)