die letzten Tage beehrte ein ganz besondere Lokomotive die *hust hust* Stonetown Railway, oder so ähnlich. Hornby hat nun endlich ihre Schöne ausgeliefert. Ich hätte sie ja schon fast Felicia getauft, aber eigentlich ist die 488 in sudrianischen Kreisen ja bereits als Adams bekannt.
Der erste Eindruck ist sehr positiv, das Modell liegt gut in der Hand, sieht aus wie eine Radial und fühlt sich an wie eine Radial, die Proportionen stimmen.
Ebenso überzeugen mögen die Fahreigenschaften, bereits nach kurzem Einfahren fährt die Radial gewohnt ruhig und geschmeidig, auch im "Rangiergang". Die Achsen legen sich elegant um sämtliche Kurven. Nach etwas Lockern der vordersten Pickups laufen nun auch alle Achsen ohne das kleinste Stocken mit, auch über modellbahntypische Unebenheiten. Es gibt nur ein einziges Problem. Sämtliche Weichenkombinationen meistert die Radial mühelos - außer die unten angedeutete S-Formation, insofern die Lok rückwärts auf das Nebengleis fährt. Die Schuld kann man geben, wem man möchte. Zum einen fehlt es der Hinterachse an Federn, die sie zurück in die Mittelstellung bringen (entsprechend tritt das Problem nicht auf, wenn die Lok rückwärts einen Wagen schiebt), zum anderen haben die Peco Setrack-Weichen auch bei anliegender Zunge noch eine kleine Einkerbung auf der Innenseite der jeweiligen Schiene. Genau hier greift die noch von der vorherigen Weiche in die entgegengesetzte Richtung gelenkte Achse ein und verkeilt sich zwischen der geraden Schiene und der gebogenen Zunge. Teilweise "stolpert" die Lok nur darüber und findet wieder ins rechte Gleis und teilweise entgleist sie. Ärgerlich, da auch mein späterer Gleisplan genau solche Weichenabfolgen vorsieht und ich die Radial als Tenderlokomotive durchaus auch rückwärts einsetzten würde, jedoch scheint das ein durchaus bekanntes Problem mit einzelnen Vor- bzw. Nachlaufachsen zu sein. Ich vermute mal vorsichtig, dass schlankere Weichen das Problem minimieren würden.
Optisch überzeugt die Radial auf voller Linie, gerade im Frontbereich macht sich eine (im Gegensatz zum Oxford-Modell) sorgfältige Umsetzung erkennbar. Die Griffe der Rauchkammertür sind bei Hornby vorbildgerecht schwarz und nicht silber, die Scharniere sind auf der richtigen Höhe und die Kurve der Tür selbst wurde gut getroffen, die Scharniere der Werkzeugkästen wurden vorbildgerecht bei der Bedruckung ausgespart und unter den Lamp Irons sind keine schwarzen Nasen erkennbar. Zudem ist auch der Dom vorbildgerecht. Alle diese Punkte sind bei Oxford fehlerhaft umgesetzt.
Und dann kommen wir zum runden bzw. unrunden Kessel. Einige Zeitgenossen sagen zwar, dass man diese Problemzone beim Oxford-Modell im Anlagen-Einsatz sowieso kaum sehen würde, aber dem ist meines Erachtens nicht so, zumindest wenn man nicht gerade nur einen halbherzigen Blick von oben auf die Anlage wirft. Es ist nicht nur das fehlende Sonnenlicht, sondern gerade auch die harte Trennlinie zwischen grün und schwarz, welche den Oxford-Kessel unglaubwürdig erscheinen lässt. Hornbys Entwicklungsteam hingegen zeigt, wie es richtig geht.
Die Bedruckungen sind Scharf und die Schildchen über der vorderen Kuppelachse sind in zwei Goldtönen gedruckt, um einen 3D-Effekt zu erzielen; bei Oxford hat man nur einen Goldton verwendet, welcher schwarz hinterlegt ist. Vermissen lässt das Hornby-Modell aufgedruckte schwarze Radringe, hier ist Oxford voraus. Nicht jedoch, wenn es um die Form der Räder selbst geht: Während Oxford uns übertrieben breite Räder mit übermäßig dicken Reifen verkaufen möchte, sind die Hornby-Räder gewöhnlich schlank ausgeführt. Teilweise unvergoldet sind bei Oxford einige Bauteil im Bereich der Pfeife, bei Hornby ist jedoch die ganze Baueinheit vergoldet. Bildbeweise konnte ich nur für letzteres finden, jedoch lasse ich mich gerne einens besseren belehren, sollte jemand entsprechende Bilder haben.
Die Instrumente im Fahrerhaus wurden zeitgemäß reichhaltig umgesetzt, jedoch ist das Fotografieren in diesem Bereich schwer, das Schmökern mit dem Auge am echten Modell auch.
Das Heck rundet diese viktorianische Schönheit passend ab. Die Aufnahmen der Lampen sind einzeln angesetzt, die Puffer sind wie die vorderen gefedert und auch die Rückwand der Cab ist mit Linien bedruckt; letzteres weist das Oxford-Modell nicht auf. Zumindest für die Bluebell-Zeit der 488 wäre mir jedoch nur die Version mit Linien bekannt.
Insgesamt finde ich es sehr beeindruckend, wie fein sämtliche Modellbahn-Hersteller mit Metall arbeiten können. Klar sind auch bei diesem Modell nur die gröberen Komponenten wie Kessel oder Tanks aus Zinkdruckguss und nicht feine Strukturen, wie z.B. das Fahrerhaus. Dennoch, unterscheiden lassen sich die beiden Materialen an dem Modell nur aufgrund der Temperatur, oder wenn man sich ganz genau die Oberflächenstruktur betrachtet. Aber im Lack ertrinken, wie beispielsweise sämtliche 87er-Modelle von Schuco, tun bei Hornby nicht einmal die kleinsten Nieten. Zudem geben die Metallteile der Lok natürlich ein hohes Gewicht, Grundvoraussetzung für eine gute Zugkraft, auch wenn das bei einer Radial mit Sicherheit keine gar so große Rolle spielt, wie bei "größeren" Lokomotiven.
Fazit? Das mit der Weichen-Rückwärts-Kombination bereitet mir leichte Sorgen, ansonsten bin ich aber sehr zufrieden. Ich habe das bekommen, was ich erwartet habe, ein erstklassiges Modell einer Radial, nein, eine erstklassige kleine Radial. Ein kleiner, aber feiner Unterschied. Und der Preis? Das Hornby-Modell ist (bei Hattons) rund 23 Pfund teurer als der Oxford-Pendant. Angesichts der zahlreichen kleinen und großen optischen Mängel ist das Hornby-Modell aber fast schon ein Schnäppchen im Vergleich. Das ist zumindest meine Meinung.
Ich würde die Lokomotive noch einmal kaufen und es wird mit Sicherheit auch nicht die letzte Radial in meiner Sammlung sein.
gut ist sie geworden. Du scheinst alle Fotos mit Blitz und/oder starker Beleuchtung gemacht zu haben, das lässt die Räder plastikhaft aussehen, da die Dicke der Speichen betont wird. Ist das bei Zimmerlicht auch so auffällig? Dieser helle Grünton scheint mir recht viel Licht zu reflektieren.
Bei Gegenbögen ist das A und O eine Zwischengerade. Ich würde der Lok keine Schuld geben. Versuch mal, solange du noch testest, etwa 10 cm Zwischengerade einzubauen, damit in Rückwärtsfahrt die Nachlaufachse und beide Treibachsen in die Gerade passen. Für deinen endgültigen Aufbau kannst du versuchen, diese Länge mit akzeptablem Parallelgleisabstand zu gewinnen, indem du die Weichen am stumpfen Ende kürzt, also sozusagen den Abzweigwinkel verringerst.
ja, das mit Fotos machen in meiner finsteren Kammer ist immer so eine Sache. Auch bei Zimmerlicht können zumindest die Treibräder ihr Material nicht verhehlen, aber wie du schon selbst schreibst wird der Effekt durch die Blitz-Fotos verstärkt, in der Realität wirkt es in jedem Fall auf mich nicht störend.
Danke für deine Tipps. Sobald ich eine Zwischengerade drin habe, passiert das auch nicht mehr. Mir ist klar, dass diese abrupt einsetzenden Setrack-Kurven, insbesondere in einer solchen S-Formation, auch wenig mit der Realität gemein haben. Das ist halt der Preis einer festen Gleis-Geometrie. Irgendwann werde ich wohl doch weg vom reinen Setrack-System kommen müssen, auch wenn meine Hauptanlage eine "Gleis-auf-weißem-Tisch-Eisenbahn" bleiben wird, bei der es rein um die Präsentation der Züge geht.
Der Nachteil vom Peco Set Track ist der, daß die Weichenwinkel noch größer sind als bei der kleinsten Streamline Weiche. Wenn du unbedingt Set Track nutzen mußt, dann wähle Elemente mit vernünftigen Radien und Weichenwinkeln. Das Hornby Gleis scheint identisch mit dem Peco Set Track und Hornby bietet eine große Weiche mit kleinerem Winkel an. Bachmann hat merkwürdiger Weise eine völlig identische Gleisgeometrie, also Auswahl ist da um deinen Loks es leichter zu machen sicher zu rollen. Alternativ kannst du dich bei den deutschen Firmen Roco, Trix, Fleischmann oder Piko umsehen.