eine Frage treibt mich um. Wie realistisch betreibe ich meine Anlage?
Okay, wir zählen wie viele Blümchen in dem und dem Vorgarten gestanden haben, motzen darüber das der Tender von Sounso zu hoch ist oder zwei Reihen Nieten vergessen wurden.
Aber wie realistisch spielen wir Eisenbahn?
Bei der IOS gibt es ja z.B den Tokenbetrieb, das ist eine Signaltechnik. Aber was ist mit den Abläufen in einem Güterbahnhof/am Güterschuppen in Eurem Shed? Wie realistisch spielt Ihr da den Betrieb nach?
Ich freue mich auf Eure Gedanken
Andreas
Menschen hören nicht auf zu spielen weil Sie alt werden. Sie werden alt weil Sie aufhören zu spielen. J.Korth
<<...keine Dampfloks in Güterschuppen fuhren, wenn diese keinen Rauchabzug haben.>>, dann ist das ein klarer Fall für ein "Shunting Horse" - wer hat eines im Goods Yard im Einsatz ?
Hallo, imho war es eher die Regel, dass Dampfloks nicht durch Güterschuppen fuhren. Viele Schuppen waren wohl mit einem capstan ausgerüstet oder beim Rangieren wurden zusätzliche Wagen eingesetzt, um hinter den Schuppen zu kommen. Pferde, Maultiere oder Esel waren vor der Massenmotorisierung sicher auch eine Variante. Viele Güterschuppen waren auch von zwei Seiten angebunden. Das hing aber wahrscheinlich alles wieder von der Region oder Gesellschaft ab.
Um auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen, imho, hängt das auch von den Vorkenntnissen ab, was man als vorbildgetreu ansieht. Wer denkt bei der Modellbahn schon an eine Bremsprobe? Oder wer hält mit seinem "unfitted train" vor einer Steigung an und simuliert das "pinnen" der Handbremsen?
Vielleicht ist auch die Fülle der Aufgaben bei einem größeren Modellbahnhof der Grund für Vereinfachungen? zB., man fährt eine Dampflok ins BW und kümmert sich weiter um die nächsten Zugfahrten, und geht davon aus, dass in der Zwischenzeit die Lok irgendwie von irgendwem bekohlt, entschlakt und bewässert wurde, da man keine Zeit hat sie von einer Behandlungsstelle zur nächsten zu fahren?
zum Rangierbetrieb habe ich was Interesanntes herausgefunden - der Rangierbahnhof "Bricklayers Arms" auf der Southern war scheinbar mit Oberleitung ausgestattet, da Stromschienen auf dem großen Rangierbahnhof zu gefährlich war. allerdings gibt es zu wenig Literatur über Bricklayers Arms Goods (wer hat evtl. was in seiner Literatur?) darauf bin ich gekommen auf einem Foto mit dem Hinweis (Warnung) auf Oberleitung!
Bilder generell von Bricklayers Arms habe ich allerdings keine und das Internet (der Deutsche Wikipediaartikel ist von mir gegründet!) gibt auch nix her!
zum Betrieb als solches weiss ich allerdings garnichts. Da ich mich mit Güterzüge nicht so befasst habe (höchstens Güterverkehr auf der London Underground aber das war wohl eher Untergeordnet (war ja nur Stückgut, Kohle und Milch und zum Schluss Abfall und Heiz-Kohle (in Säcken!)!)
Es ist die goldene Mitte , die natürlich jeder für sich erschliessen muß . Mir wäre beispielsweise ein Betriebsablauf nach "Zeitplan" einer Modellbahnuhr zu -na sagen wir mal- pedantisch . Auf Dennis` Tube-layout wäre das aber so ziehmlich unverzichtbar um vorbildnah zu sein . Auf größeren Anlagen ergibt sich durch die Vielzahl der Abläufe ein an der Realität "angelehnter" Betrieb gewissermaßen von allein . Da ist nach Einfahrt des suburban der erste express dran , in der Zeit des Drehens der Maschine bereitet man sich im goodsyard auf die Ankunft des daily goods vor . Die letzten in der Nacht entladenen wagons einer mit Gleis versehenen Firma in Bahnhofsnähe werden zusammenrangiert . Zwischenzitlich kommt die schöne BoB-class der Southern vom turntable um die Rückfahrt anzutreten . U.s.w./u.s.f. Es ergibt sich eine Art "Kreislauf" der , wenn man in Ruhe "steuert und fährt" , eine Ahnung des Vorbildes ergibt. Viele US-Modellbahner schwören auf eine realistische "Zettelwirtschaft" beim Güterverkehr , das wäre mir auch nichts aber wem`s Spass macht ... ! Manche Modellbahnanlagen sind für meinen Geschmack überfrachtet mit strengen "Zitaten" der großen Bahn . Da kann der Betrieb auch schonmal totlangweilig werden ,wenn 20 Minuten nichts fährt weil der Zug "eben gerade weg ist" - --- wie schade !
Was ich für mich festgestellt habe, seit ich beim Fremo bin, das mir persönlich der ans Vorbild angelehnte Betrieb sehr viel Spaß macht. Auch das nach der Uhr fahren. Bei der IoS hat sich auch gezeigt das ein Sequenzbetrieb da nicht rankommt, denn dadurch entstehen häufig erst die langen Zeitabschnitten in denen nichts rollt. Ich meine mich auch in engl. und amerik. Modellbahnzeitschriften von Anlagen gelesen zu haben bei denen die Crew auch im Bahnbetriebswerk nach festen Regeln, Zeiten die einzelnen Behandlungsanlagen anfährt.
genau darum geht es mir, was mache ich mit dem wunderschönen Layout wenns fertigt gebaut ist? Abreißen? Was Neuen bauen? Odre doch den Vorbildbetrieb nachspielen ? Dazu habe ich nach den anregenden Fremotreffen und Modultreffen eine Ideen die wir evtl in Lohr beim nächsten Forentreffen mit Beteiligung der IOS mal ausprobieren wollen.
Okay, das ist das Eine, aber die Phantasieanlage mit vielen Gleisen und ner Menge Spielmöglichkeit, wird da immer nur gespielt, oder immer nur nach nem Raster gefahren? Hintergrund des Ganzen ist die oben genannte Frage was mache ich, wenn fertig..............
Okay "ich habe fertig" hört man ja von Modellbauern eher selten. Wir haben ja immer was zu verbessern. Nach dem Durchsuchen meiner Zeitungen und Bücher ist mir sehr aufgefallen das Grade die von Markus auch schon angesprochenen Betriebsbereiche Betriebswerk, oder Wageneinsatz immer sehr Stiefkindlich behandelt werden.
Wie behandelt Ihr das?
Gruß Andreas
Menschen hören nicht auf zu spielen weil Sie alt werden. Sie werden alt weil Sie aufhören zu spielen. J.Korth
der Betriebsaspekt ist etwas was ich in den letzten zwei Jahren immer mehr zu schätzen gelernt habe. Da sind uns die Amerikaner um einiges voraus, wenn man sieht wieviele in der Modellbahnpresse von Operating Sessions berichten. Ich denke das so eine Moba auch nach ihrer Fertigstellung interessant bleibt. Da 1. Betrieb gemacht wird, und 2. durch den Betrieb sich Schwachstellen zeigen die man dann ausmerzen kann.
Hallo, *philosophie modus := on* "Spielen" im allgemeinen kann man doch als "ausprobieren" oder "sich messen" ansehen; Skat, Doppelkopf, Puzzel, Computerspiel, Schach, fällt jeweils in "ausprobieren" oder "sich messen". Puppenspielen, imho, auch - soziales Verhalten durchspielen. Durch Spielen lernt man.
In diesem Sinne wird eine Anlage genau dann langweilig, wenn man nichts mehr "ausprobieren" kann. Das Eisenbahnspielen nach Zeit und Wagenkarten ist eine Variante immer wieder neue "Herausforderungen" zu meistern. Gerade wenn etwas unvorhergesehenes passiert. Und bei Modultreffen ergibt sich bestimmt eine unüberschaubare Zahl an "Problemen", die man lösen muss.
Eine andere Spielform sind die Shunting Puzzles, die völlig vorbildwiedrig immer die gleichen Wagen mit möglichst wenigen Manövern umrangieren. Wobei mit Würfeln oder mit "Aktioncards" die nächsten Schritte oder Hindernisse ermittelt werden. Alles was unsere grauen Zellen beansprucht - und natürlich das Belohnungszentrum streichelt - sollte, zumindest beim Eisenbahnspielen, erlaubt sein. Denn auch als Laufsteg für Selbstbauten oder als Diorama für den Fotografie-freund oder als Fahrstrecke für den Stellwerker/"Observer" kann eine Modellbahn sehr lange Zeit interessieren, und muss nach Fertigstellung nicht gleich durch eine Neue ersetzt werden. Es sei denn das Bauen ist das interessante.... Gibt es eigentlich schon eine "Modellbahner-Typologie"? *philosophie modus := off*
Das Fahren nach Zeit und mit Wagenkarten stelle ich mir in der Gruppe richtig gut vor. Für zuhause tendiere ich eher zu den Shunting Puzzles, da auf wenig Platz ziemlich viel möglich ist.
Sorry, wenn ich heute viel Mist schreibe, aber drei Tage SW-Designworkshop hinterlassen Spuren... Grüße Mac
Ich habe bis jetzt eigentlich nur gebaut und kaum gespielt. Bei meinem Layout Oakhill hatte ich ja erst nur die Rundstrecke mit einem Bahnhof und Ausweichgleis > auf Dauer langweilig! Einziger Vorteil mann kann die Loks schön einfahren. Nach dem Bau des Endbahnhofs kommen jetzt natürlich viel mehr Rangiermöglichkeiten dazu > intressant! Nachteil mit nur einem Endbahnhof sind keine Streckenfahrten möglich und eigentlich kommt auch nur ein Nebenbahn Thema in Frage. Kommt zu dem Bahnhof noch ein MPD ein Streckenstück und ein Fiddleyard vielleicht sogar mit Kehrschleife dazu geht schon richtig etwas. Damit denke ich kann mann auch alleine zu Hause lange Zeit sich beschäftigen, z.B. mit fahren nach Fahrplan etc. Die Modul oder Segmentbauweise ist da wohl am geeignetsten.
Liebe Betriebseisenbahner , möchte nochmal den "Faden" am Beispiel der Modellbahnpraxis aufgreifen . Ein langjähriger Bekannter betreibt eine (sichtlich gealterte ) H0-Anlage mit ziehmlich großem Endbahnhof ,eingleisige Hauptstrecke , BW und zusätzlicher kleinerer Haltestelle für Personenzüge . Immer ganz schön Betrieb ! Die Strecke verschwindet in einem Tunnel der eine Wendeschleife beherbergt . Die Züge enden also immer mit Lokomotive vorraus im Endbahnhof , diese müssen immer -um gedreht werden zu können- eine eigene Zufahrt zum MPD -Verzeihung- BW benutzen . Also ich kann sagen auch wenn die Anlage ein bißchen den typischen 70-er Jahre Charakter vertritt , es ist immer toll dort mitzumischen oder nur zuzuschauen . Auch ergibt sich auf wundersame Weise nach ein paar "Fahrrunden" ein relativ geordneter Ablauf .
Hallo Christian, rein interessehalber, hat dein Bekannter irgendeine Art Automatikbetrieb, wie automatischer Block oder automatische Fahrstraßen oder automatisches Anhalten und Anfahren am Signal? Ich wäre schon allein mit dem Stellwerk oder dem BW voll ausgelastet...
Hallo Mac , nochmal ausführlicher : nein, er at keine Automatiksteuerung , Anfahr-/Bremsbaustein ,Blockbetrieb o.ä. . Alles reine Handarbeit , sehr aufwendig ; man ist ständig am fahrwegprüfen , schalten und Reglerdrehen .Eben wie bei der alten Eisenbahn .Natürlich mit den Mängeln eines "uralten" Gleissystems .Er fährt auf Hohlprofilgleis , ich weiß garnicht ob das jemand von Euch noch kennt ! Sieht nicht gut aus , sorgt aber dafür für ne`Menge Kontaktprobleme !! Umrüstung ist für meinen Bekannten kein Thema , zu mächtig wären die Bauarbeiten . Auch gibt`s auf der Anlage Schwierigkeiten mit der Zugkraft am "Berge" , da der Erbauer (nicht mein Bekannter)vor ca. 30 Jahren die Fahrphysik der kleinen Brummer nicht beachtet hat und nun natürlich manche Maschinen sich bei etwa 4-5% quälen müssen um 3 D-Zugwagen hinauf zu führen . Das alles verdirbt den Spass ein ganz klein wenig , man sieht was man nicht (!) tun sollte . Für mich stellt sich bei diesen Erfahrungen -natürlich auch bei meinen Anlagenversuchen- die Überzeugung ein das ein durchdachter und vernünftig hergestellter Gleisbau das A und O eines layouts ist ! Egal wie umfangreich die Plangung ist , bloß nicht am falschen Ende sparen und wirklich über alles Gedanken machen ! So gut es eben geht ! Natürlich könnte man auf einem dann vorbildlich gestalteten und betrieblich funktionierenden Gleiskörper einen realen Bahnbetrieb erwarten . Für mein Dafürhalten kann aber eine umrahmte "Freiheit des Künstlers" walten und der Ablauf der "Vorgänge" sollte nicht zum Diktat werden . Eben eine etwas verspielte Philosophie , nicht wahr ? Im übrigen habe ich den Begriff des Spielens nie als negativ empfunden oder gewertet . Ist vielleicht eine Mentalitätssache .