ich habe mir das Heljan GWR AEC "Razoredge" Railcar No.29 zugelegt, in der letzten GWR Lackierung, Zeitrahmen etwa 1942 bis 1948. Gekauft bei Modellbahnunion, die Lieferung kam innerhalb 30 Stunden, Preis 577,79 Euro inklusive Versand. Die Heljan Artikelnummer ist die 1901.
Die sonntägliche Nachmittagssonne habe ich ausgenutzt, um ein paar Fotos auf der Terasse zu machen.
Das Modell kommt in einer relativ großen und stabilen Schachtel, auf ein Brett geschraubt und ordentlich abgepolstert. Die Schaumstoffeinlagen sind so angeordnet, daß man das Modell gut am Brett aus der Schachtel ziehen kann. Eine Folie ist auch noch drum.
Die wenige Beschriftung und die Linien sind sauber aufgebracht. Der Farbton des "cream" wurde gut getroffen, was ja nicht so einfach ist. Die Scheibenwischer sind recht grazil. Die Verglasung ist bündig und passgenau. An beiden Seiten sind gefederte Original-Schraubenkupplungen verbaut. Die Puffer sind ebenfalls gefedert.
Dann ging es auf den Rollenprüfstand zum Einlaufen im Analogbetrieb. Im DC-Betrieb leuchten mit der Fahrtrichtung wechselnd die drei Stirnlampen, die Führerstandbeleuchtung und die Fahrgastrauminnenbeleuchtung.
Hinten gibt es nur ein einzelnes rotes Licht. Im Analogbetrieb läuft der Motor und die Beleuchtung bei geringer Spannung an, alles ohne Probleme.
Danach folgte der Decodereinbau. Vorerst habe ich nur einen einfachen Bachmann Lokpilot Basic eingesetzt, um erst einmal digital fahren zu können. Zimo-Sound kommt später.
So schaut es von unten aus. Es wird nur ein Drehgestell angetrieben, reicht ja auch. Stromabnahme ist von allen Achsen. Der Triebwagen hat eine 21-MTC Schnittstelle, ein OO(H0)-Decoder reicht daher aus. Das hält die Kosten für den Soundeinbau im Limit.
Zwischen den Schürzen ist reichlich Platz für den Lautsprecher. Unter der Klappe rechts sitzt leicht zugänglich die Schnittstelle. Um den Decoder und den Lautsprecher einzubauen, braucht man nicht das Gehäuse anzunehmen. Links sind Dipschalter, um die einzelnen Lichtfunktionen im Analogbetrieb abzuschalten.
Die Anleitung sagt im Prinzip alles aus, was wichtig ist. Funktion der Dipschalter, wo kommt der Lautsprecher hin, wo sind die Gehäuseschrauben.
Hier die Schnittstelle mit dem DC-Brückenstecker. Es wird ein 21MTC-Decoder mit neun (!) Funktionsausgängen benötigt. Der rote Pfeil zeigt auf die Buchse für den Lautsprecher, mit "SP" gekennzeichnet. Heljan hat einen noch kleineren Buchse als wie z.B. bei der Class 05 verbauen lassen. Ein passender Stecker mit zwei Drähten wird nicht migeliefert, ich werde mir beim Soundeinbau etwas anderes einfallen lassen müssen und wahrscheinlich die Anschlüsse für den Lautsprecher direkt an Pin 9 und 10 der 21MTC-Schnittstelle löten. Oder den Umbau auf PluX22, wie es John Gymer von youchoos vergeschlagen hat: https://www.youchoos.co.uk/Index-Resourc...=OHeljanRailcar Das muß ich mir noch überlegen.
Jetzt erst einmal nur einen einfachen 21MTC Fahrdecoder. Bitte darauf achten, wie herum der Decoder kommt, er steht quasi "auf dem Kopf". Die Beinchen der Schnittstelle sind recht empfindlich gegen verbiegen und abbrechen.
Der Blick in den Führerstand. Details sind vorhanden, aber keinerlei farbliche Akzentuierung. Interessant ist das Triebgestell. Der Motor ist flach im Drehgestell verbaut und ragt nicht in den Gepäckraum hinein. Das scheint mir eine neue Konstruktion bei Heljan zu sein, um mehrere Triebwagenbaureihen mit denselben Antrieben zu realisieren.
Die Innneneinrichtung ist extrem einfach gehalten. Ich vermute, aus Kostengründen. Nun gut, der Zugang ist sehr einfach. Vier Schrauben lösen, die Schürzen leicht abspreizen und abnehmen. Dann kann man die Polstersitze, den Fußboden, die Einzelheiten des Gepäckraumes und des Führerstandes gestalten und Passagiere und Personal einsetzen. Es gibt ja noch das Vorbild mit der No.22, an dem man ein Beispiel für die Inneneinrichtung nehmen kann. Auf nach Didcot!
Der Triebwagen noch mal in der Sonne. Das Railcar hat eine Länge von 459 mm LüP und wiegt 1109 Gramm. Heljan gibt einen Mindestkurvenradius von 800 mm an. Fazit: Ein schönes Modell, fährt super, Detaillierung in Ordnung, ideal für den platzgeplagten O gauge Modellbahner. Weil, es ist ein kompletter Personenzug. Die wenigen Mängel (Inneneinrichtung, merkwürdige Funktionszuordnung der Schnittstelle) kann man leicht beheben. Der Preis ist sehr angemessen, ich bin zufrieden.
Seit einiger Zeit (genau seit 2011) besitze ich ebenfalls ein RTR-Messingmodell des Razorblade Railcars No.19 in O gauge von Tower Models. Da lag es nah, beide Modell in ihrer Ausführung miteinander zu vergleichen.
Bei beiden Modellen wird das typische Gesicht und die kantige Form gut getroffen. Links Heljan, rechts Tower Models. Bei Tower Models fehlt der Bremsschlauch an der Pufferbohle. Interessant ist die unterschiedliche Anbringung der Scheibenwischer. Vorbildfotos zeigen, die No.29 hatte die Scheibenwischer unten, wie richtig gemacht bei Heljan. Die No.19 hatte die Scheibenwischer (doppeltes Gestänge) oben befestigt. Beide Modelle sind in diesem Punkt korrekt. Viele Vorbildfotos findet man auf dieser Seite: http://rcts-shop.org.uk/features/archive...n=&srch=&page=0
Beide Modelle haben im Prinzip auf den Millimeter genau die gleichen Außenabmessungen im Maßstab 1:43,5. Auf dem Bild schaut es nur so aus, als ob das hinten stehende Modell von Tower ein wenig kürzer wäre. Das kommt durch die Verzerrung der Mobiltelefonkamera. In echt stimmt es exakt überein. Das Gewicht ist auch ungefähr gleich, das Tower Railcar wiegt 902 Gramm. Der Antrieb erfolgt bei beiden auf ein Drehsgestell, bei Heljan ist der Motor liegend, bei Tower stehend im Gepäckraum mit Schwungmasse. Beide haben gute Laufeigenschaften, die nur einen sehr kleinen Energiespeicher zur Soundunterstützung benötigen. Die wenige Beschriftung und Farbgebung ist bei beiden Modellen gut.
Etwas fällt unmittelbar auf, die unterschiedliche Dachgestaltung. Vorn Heljan, hinten Tower. Das größere runde Ding ist wohl der Ansaugstutzen des Motors, die kleine Haube die Entlüftung des Guard-Raumes. Beides fehlt auf dem Dach des Tower-Modells. Auch vermisst man völlig die Nieten des Heljan-Daches beim der Tower-Interpration. Da gibt es nur ein glattes Dach. Dafür sind die Dachlüfter vom "shell-type" bei Tower besser gelungen.
Unterschiede gibt es auch bei den Drehgestellen. In Bezug auf Detaillierung sind beide Ausführungen ebenbürtig. Das Tower-Modell (hinten) hat die spätere Variante, wo oft die Verbindungswelle zwischen beiden Achsgetrieben weggelassen wurde, weil man zum Ende der Betriebszeit die Kardanwelle nicht mehr vorrätig hatte oder nicht mehr aufarbeiten wollte. Der Triebwagen fuhr auch so, aus der Achsfolge B´B´ wurde dann (1`A)(A1`).
Die Detailausführung der Seitenwände ist stark unterschiedlich. Bei dem Heljan-Razorblade Railcar ist exakt nachgebildet, wie die Seitenwände aus auf Holzunterbau aufgenieteten Blechen zusammen gesetzt sind. Die verschiedenen Rahmenstärken des oberen Teils der Schiebefenster ist zu sehen. Die eingesetzte Verglasung aus Kunststoff hat jedoch aufgrund der Dicke einen leicht prismatischen Effekt.
Das Tower Models Razorblade Railcar hat nur glette Wände aus Ms-Blech, keine Nieten und Fugen. Die typische Rundung der Seitenwand ist jedoch auch getroffen. Durch die dünne Verglasung gibt es keinen Prisma-Effekt, die Fensterrahmen sind jedoch sehr einfach. Die Inneneinrichtung ist bei beiden recht einfach, Tower hat rote Sitze, Heljan grün. Gepäckablagen haben beide nicht. Details der Inneneinrichtung und der Führerstände kann man gut in diesem youtube-Film sehen: https://www.youtube.com/watch?v=4IlGfQcYH9A&t=152s Das Heljan Railcar hat 21MTC DCC Schnittstelle, Lichtwechsel rot/weiß mit LEDs, Innenbeleuchtung, Führerstandsbeleuchtung und seperat schaltbare obere Spitzenlichter. So etwas gab es bei Tower Models zu dieser Zeit nicht mal für Geld und gute Worte, Nachrüstung blieb dem Bastler überlassen.
Das Tower Models Modell ist 2006 konstruiert worden. Das ist jetzt fünfzehn Jahre her. Damals war an den Boom von erschwinglichen RTR-Modellen nicht im Traum zu denken. Für seine Zeit war das Tower Models Messingmodell mit 825 Pfund preiswert. Heute sieht das natürlich anders aus.
Das einzige Zurüstteil, was dem Heljan-Modell beiliegt, sind die Kardanwellen von den Achsantrieben zu den unter den mittleren Schürzen liegenden Verteilergetrieben. Die kann man einbauen, wenn das Modell nur in der Vitrine steht oder man sehr große Kurvenradien auf der Anlage hat. Muss man ausprobieren. Als Schlussurteil, heutzutage wird man eher dem Heljan-Modell den Vorzug geben. Das Tower Models Razorblade GWR AEC Railcar ist jedoch nicht so schlecht, besonders im direkten Vergleich nebeneinander, dass man es unbedingt ausmustern müsste.