gestern sind die brandneuen Güterwagen von Dapol bei mir angekommen. Heute wurde dann endlich ausgepackt. Die im RMweb beschriebenen ersten Eindrücke kann ich bestätigen. Die Seitenwände aller Wagenkästen, gleich ob offen oder geschlossen, sind LEICHT nach innen gebogen. Bei den geschlossenen Wagen wird das durch die Führung im Dach wieder etwas nach außen gedrückt und damit kompensiert. Diese leichte Klemmung ist dann auch die einzige Kraft, die das Dach auf dem Wagenkasten hält. Bei den offenen Wagen funktioniert das natürlich nicht. Es fällt aber nur auf, wenn man ziemlich von oben auf die Wagen schaut. Wen das stören sollte (mich jedenfalls nicht), der wird sich wohl nur mit einem Ladungseinsatz behelfen können, der diese Spreizfunktion übernimmt. Im RMweb wurde auch über andere Richt-Techniken philosophiert. Ich möchte diese Tipps aber nicht ausprobieren... Die etwas oberfächliche Endkontrolle kann ich ebenfalls bestätigen. Bei fünf von acht Wagen war jeweils mindestens eine Achse aus der Fassung geraten. Das Dach bei allen Vans hatte man nach dem Entfernen der umgebenden Blisterbox als Einzelteil in der Hand. In einem Fall lag eine Kupplungskette lose im Karton herum. Das ist aber alles ganz leicht wieder in den Sollzustand zu bringen. Zum Glück habe ich beim ersten Check keine echten Beschädigungen o.ä. festgestellt. Ein Umtausch würde sich bei den internationalen Versandkosten als kleiner Alptraum entpuppen.
Abschließend ein kleiner Bilderbogen der bislang ausgelieferten Typen. Zunächst den "12 ton Diagram 1/208 Planked sided Van" und den "12 ton Diagram 1/213 Plywood sided Van". Beide sind jeweils noch mit einer anderen Betriebsnummer erhältlich.
Das ist der "12 ton Diagram 1/251 Insulated Van"
Weiter geht es mit dem "Diagram 1/039 Open Merchandise wagon" in "BR grey" und "natural colour". Besonders letzterer ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber ausgebesserte Planken ohne Farbanstrich waren wohl zu einer gewissen Epoche ein nicht unüblicher Anblick. Im Auslieferungszustand ist diese Farbvariante ein echter "No-Go", aber mit passender Alterung wird das bestimmt ein interessanter Blickfang.
Der "Diagram 1/044 Open Merchandise wagon" zeichnet sich durch den auch beim Modell beweglichen "tarpaulin bar" aus, aber auch am Fahrwerk gibt es sichtbare Unterschiede zum Diagram 1/039. Der Bügel sitzt so stramm, dass er in jeder Stellung stabil stehen bleibt, ist dabei aber noch leicht genug zu bewegen. Diese Mimik ist hier wirklich sehr gut gelungen. Von dem Typen müsste ich wohl noch ein paar mehr anschaffen. Hoffen wir mal auf Neuauflagen mit anderen Nummern. Zumindest bei Tower Models scheinen die Modelle reißenden Absatz zu finden. Fast alle Varianten stehen dort schon auf "low stock".
Zum Abschluß nochmal der Gesamteindruck eines kleinen Van Rudels. Der abgebildete Zug misst ca. 95 cm in der Länge (Lok 20 cm, Wagons je 15 cm), mehr passt nicht auf das eine 100 cm Modul, das gerade bei mir in Arbeit ist.
danke für die Vorstellung. Ich habe versucht, ewtas über die Vorbilder heraus zu kommen. Generell basieren die Modelle auf Entwürfe des Railway Clearing House von 1923. Damals wurde versucht, den Güterwagenpark der "Big Four" zu vereinheitlichen, um Kosten zu sparen. Die Great Western Railway hat sich jedoch nicht beteiligt, sie hatte ihre eigenen Designs.
Die RCH Wagons von 1923 hatten eine Länge über Pufferbohle von 17 Fuß 6 Zoll (5,33 m) bei einem Radstand von 9 Fuß (2,74 m). Die von Dapol gebauten Wagons beruhen jedoch auf Entwürfen des Ideal Stocks Committee aus dem Jahr 1948 und hatten einen Radstand von 10 Fuß (3,047 m). Im Gegensatz zu früheren Bauarten war die Beplankung nicht komplett aus Holz, sondern die Stirnwände wurden aus gepressten Stahlprofilen (corrugated steel) hergestellt. Das hat sich besonders im harten Rangierdienst als vorteilhaft erwiesen.
Noch etwas zur Beschriftung. Dapol bietet die Wagen in der Regel in zwei Beschriftungsvarianten an, gut zu sehen an den braunen gedeckten Güterwagen (fünftes Bild). Zum einen die "normale" Beschriftung, wo die Schrift einfach auf den Wagenkasten aufgebracht wurde (zweites Bild). Das war die Beschriftung bis etwa 1957. Ab dieser Zeit wurde dann die Beschriftung in viereckige Rahmen gesetzt (erstes Bild). Bis zur Einführung des TOPS-Systems im Jahr 1973 blieb es dabei, dann kam die Kennzeichung der Wagenbauart mittels dreistelligen Buchstabencodes dazu.
Am Beispiel des braunen offenen Wagens mit dem Bügel über der Ladefläche (viertes Bild) will ich noch einmal kurz auf die Beschriftung eines normalen Güterwagens in der Zeit von 1948 bis 1957 eingehen. Es ist angeschrieben:
HYBAR 13 T. B 486144
XP WB 10 - 0 7 - 2
Das bedeutet:
HYBAR = Kurzwort für Wagen mit obenliegenden klappbaren Planenbügel
13 T. = maximales Gewicht der Ladung in Imperial tons ( 1 ton = 1016 kg)
B 486144 = Fortlaufende Wagennummer. B steht für "British Railways". Vorläuferbauarten, übernommen von den "Großen Vier" hatten M, W, S oder E als Prefix. Bahndienstwagen (Departmental) hatten ein "DB" vor der Wagennummer. Waren es Bahndienstwagen einer ehemaligen "Big Four" Bauart, stand dementsprechend DW, DM, DE oder DS davor.
XP = Wagen hat eine Vakuum-Betriebsbremse (neben der Feststellbremse) und kann in schnellfahrende Züge (über 25 mph) eingestellt werden
WB 10 - 0 = Radstand in Foot und Inch
7 - 2 = Leergewicht des Wagens (Tara) in imp. tons (siehe oben) und hundredweight (1 cwt = 50,802 kg). Manchmal bestand die Tara-Angabe aus drei Ziffern, die dritte Ziffer waren dann "quarter hundredweights" (1 qtr=12,7kg). Der im vierten Foto abgebildete Wagen hat somit ein Leermasse von 7218,2 kg.
das sind sehr interessante Ausführungen, die mir helfen mein Bild der britischen Eisenbahnen ein weiteres Stück zu ergänzen. Vielen Dank dafür! Ich hatte einige Wagen und die mittlerweile mit Paul Chetter Sound vertonte Class 08 gestern Abend zum monatlichen Fahrtag im Verein (0EC Köln-Porz) mitgenommen. Durch die große verfügbare Streckenlänge und die sehr geringe Höchstgeschwindigkeit (da muss ich noch dran drehen, Vorbild hin oder her, ebenso an den voreingestellten Verzögerungswerten) brauchte der Zug unglaublich lang für eine einzige Runde. Ich habe es nicht gestoppt, aber er war wohl mehr als eine halbe Stunde unterwegs, ungelogen. Lok und Wagen liefen sehr gut, es kam zu keinerlei Entgleisungen. Mit der angehängten Last hatte der Diesel nicht das geringste Problem, da ist noch viel mehr drin. Lediglich auf ein paar unpolarisierten Weichen kam die Lok zum Stehen. Der Pufferkondensator fehlt eben noch.
Hier noch zwei Bilder von dem Gastspiel. Unkorrektheiten bei der Zugbildung bitte ich zu entschuldigen, es war nur eine So-zum-Spaß-Fahrt auf fremden Territorium.
ich habe inzwischen ebenfalls zwei der Dapol 10ft wagons erhalten und möchte noch auf ein paar Details eingehen.
Der insulated van braucht noch ein wenig Alterung, so sieht er viel zu sauber aus. Da der Wagen mit"XP" beschriftet ist, hat er einen Vakuum-Bremsschlauch an jeder Pufferbohle.
So schaut es von unten aus. Das große runde Teil ist dr Vakuum-Zylinder. Es fehlen die Leitungen von den Bremsschläuchen zum Zylinder, und besonders in Bereich der Kupplungen sieht das Untergestell nicht vorbidgerecht aus, wahrscheinlich aus funktionellen Gründen. Gut gelungen sind die freistehenden Flacheisen unter der Seitenwand. Das Fahrgestell besteht aus einem Mix von Druckguß und Plastik, Farbunterschiede der verschiedenen Materialien sind nicht festzustellen. Insgesamt sieht die Farbgebung sehr gelungen aus. Mein Foto ist aufgrund Belichtung/schlechter Kamera nicht so besonders und verfälscht die Farben. Das Modell glänzt in echt auch nicht so wie auf dem Bild. Alles ist schön matt.
Der zweite Wagen ist ein offener Wagen in "Holz roh ohne Farbanstrich". Auch hier ist Alterung noch erforderlich. Die Scharniere, Bänder, Nieten usw. sind gut gelungen. Leider kann man die Klappe nicht öffnen.
Auch hier ein Blick von unten. Man sieht gut das Wippenfahrwerk. Das Dreipunktfahrwerk minimiert die Entgleisungsgefahr bei Unebenheiten. Das ist ein Fortschritt gegenüber den bisherigen Modellen. Wobei ich sagen muß, daß meine bisherigen Dapol-Güterwagen in Spur O (Pillbox Brake Van, Milk Tank, diverse open goods) auch ohne Wippenfahrwerk recht gut gelaufen ist.
Noch etwas zu den verbogenen Seitenwänden. Die Wände des insulated van haben eine relativ große Durchbiegung, diese wird jedoch durch das straff sitzende Dach ausgeglichen und ist im Fahrbetrieb nicht bemerkbar. Der offene Wagen hat eine ganz leichte Biegung nach innen. Das sieht man jedoch erst, wenn man aus einem bestimmten Winkel längs der Bordwand schaut oder, wie geschehen, ein Stahllineal auflegt. Ich habe einen 16ton open mineral wagon von Lionheart zu Hause, der ist viel mehr nach innen gebogen (und der war viel teurer als die Dapol-Wagen).
vor ein paar Tagen ist bei mir eine Lieferung von Dapol Vans der letzten Auflage angekommen. Neben neuen Wagennummern weisen diese Modelle einen weiteren Unterschied zu den Erstauflagen auf. Statt der üblichen Three Link Coupling verfügen die neuen Modelle über eine Nachbildung der Instanter Coupling. Ob diese im Spielbetrieb auch wie beim Original funktioniert konnte ich bislang mangels Gelegenheit nicht überprüfen. Aufgrund des niedrigen Gewichts der einzelnen Kettenglieder bin ich aber eher skeptisch. Immerhin ein interessantes Detail, auf das ich hinweisen wollte, da ich bislang noch nichts dazu gelesen hatte.
Dank des miesen Wetters habe ich die Zeit gefunden und die neuen Instanter Couplings einem kurzen Funktionstest unterzogen und das ganze im Bild festgehalten. Fazit: Ist die Kupplung erstmal in der gewünschten Position eingehakt, dann hält das ganz gut. Es ist ein deutlicher Unterschied beim Abstand der Puffer und dem Kupplungsspiel erkennbar (siehe Bilder). Der Weg dahin ist allerdings sehr mühsam und erfordert viel Geschick im Umgang mit der Kupplungspinzette, im Spielbetrieb meiner nach Meinung nach nicht sinnvoll anwendbar. Aber probiert es einfach selbst aus.
auf der Webseite von Hattons gibt es ein Update zu den schon vor längerer Zeit angekündigten Varianten des BR Vanwide 12t Vans. Da hier "Engineering Samples" gezeigt werden, scheint man also beim Formenbau angekommen zu sein, immerhin. Wenn ich frühere Aussagen richtig verstanden habe, dann sollen neue Wagenmodelle, also auch diese, aus der eigenen Fabrik in Chirk (UK) kommen. Zu den avisierten Modellen habe ich eine Frage an unsere Vorbildkenner: Bei den Vanwide Vans (es soll auch die ab 1977 modernisierte VEA Variante geben) findet man zwei Versionen mit dem Zusatz "VMV" hinter der Betriebsnummer. Mir fällt zu dieser Abkürzung nur der Begriff "Ventilated Meat Van" ein, aber das war doch ein anderer (bereits erhältlicher) Typ. Kann mich jemand erhellen?
Ein wenig Hintergrundwissen: Etwa um 1959 begann BR, die Markierungen an Güterwagen ein klein wenig umzugestalten, sie sollten nun in einem rechteckigen Feld zusammengefasst werden. Oben in diesem Rechteck sollte der Funkrufname der Wagenbauart eingetragen werden. Die an die Werke gegebenen Anweisungen waren aber nicht sehr detailliert und unterlagen regionaler Interpretation in hohem Maße.
Bei Spezialwagen hat das ganz gut funktioniert, auf einem GWR Herring stand auch Herring.
Bei anderen Spezialwagen, welche eine umgangssprachlichen Namen hatten, wurde mal der Funkrufname und mal der umgangssprachliche Name, üblicherweise abgekürzt, angeschrieben. Beispiel: Ein GWR Beetle ist ein Wagen der Kategorie Special Cattle Van. Es konnte also sowohl Beetle wie auch SCV angeschrieben werden. Die anderen drei Bahngesellschaften hatten auch Special Cattle Vans, die nicht notwendigerweise den Funknamen Beetle hatten (genau weiß ich das nicht, ich kenne nur die Funkrufnamen der GWR, weil diese gut dokumentiert sind).
Die allerhäufigsten Wagen sind gleichzeitig die mit der meisten Vielfalt an Anschriften. An einem 16T Mineral konnte z.B. Min, Minfit oder Coal16 stehen. An einem High Sided open konnte High oder Highfit stehen, an einem Van (Funkrufnamen Van, Vanfit, Ventvan, Ventvanfit) konnte alles mögliche als Bauart angeschrieben sein.
TOPS wurde in den 60ern geplant und kam 1973 zur Anwendung. Bei einigen Codes ist aus dem Zusammenhang klar, was gemeint ist, Beispiel: S steht für Stahlwagen, eine Bauart SCV wurde als Bezeichnung nicht vergeben. Bei anderen wurde damals versucht, mit den TOPS-Codes einen Bezug zur vorigen Bezeichnung herzustellen, z.B. kann man sich den TOPS-Code VVV herleiten aus Ventilated Van Vacuum(brake).
Außerdem gab es zum Teil andere Kriterien bei der Vergabe der TOPS-Codes als zuvor bei den Rufnamen. Während bei Tankwagen alle Wagen ähnlicher Kapazität zu einer Gruppe zusammengefasst wurden (TB = 70-79t, TC = 80-89t, TD = 90-99t, TE ≥ 100t), egal ob damit Rohöl oder Milch transportiert wurde, bedeutet VE z.B. lediglich, dass es sich um einen Van mit Rollenlagern handelt. Rollenlager sind ein Merkmal des Chassis, der Code gibt keine Auskunft über den Aufbau; es kann sich um einen Non-Ventilated Van, Ventilated Van, Vanwide oder einen Pallet Van handeln. Ähnlich erging das den Personenwagen, ein Mark 1 First Corridor, Mark 1 Second Corridor und ein Mark 2 First Corridor haben alle den TOPS-Code AA, weil nur das Merkmal Corridor zählte.
Drei-Buchstaben-Codes können also sowohl Abkürzungen von umgangssprachlichen Namen aus der Zeit 1959 – 1973 oder eben TOPS-Codes sein. Wahrscheinlich hatte man damals einfach im Sinn, die Modellbahner von heute zu verwirren.
vielen Dank für Deinen wirklich erhellenden Beitrag. Auch der Link ist sehr informativ. Dann sind die Wagen mit dem Zusatz VMV also der TOPS-Periode zuzuordnen. Das hilft mir sehr weiter.
Wünsche allen besinnliche und gesunde Feiertage Klaus
Weil die Unterboden-Gestaltung im Kupplungsbereich kritisiert wurde: Dapol hat hier wie schon bei den salt vans und den lime vans eine Vorrüstung für Kadee-Kupplungen eingebaut. Wen also das Hantieren mit der Originalkupplung nervt, der kann auf Mittelpufferkupplungen mit US-Vorbild umrüsten. Schaut an den kleinen Wagen wahrscheinlich gruselig aus und ist nichts grundsätzlich Neues, denn Kadees gibt es schon an den scale coaches von Darstaed und auch an den Orient-Express-Wagen von MTH. Schöner wäre eine NEM-Kurzkuppelkulisse, aber die widerspricht vermutlich der Philosophie der "splendid isolation" ...
Noch einmal zu den neuen VEA-VMV-VWV Waggons, im Forum der Gauge O Guild wird ausführlich mit Links zu anderen Webseiten vom Waggonspezialisten Paul Bartlett ausgeführt, wie die Zusammenhänge sind: https://www.gaugeoguild.com/xenforo/inde...raked-vea.6866/
vor einigen Tagen wurden die VEA-VMV-VWV Wagons an den Handel ausgeliefert. Seit heute sind sie auch bei Modellbahnunion im Angebot zu finden, spürbar günstiger als von der Insel und in allen Varianten. Meine Bestellung ist bereits raus.