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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 792 mal aufgerufen
 Signals and Permanent Way
Markus Spandau † Offline




Beitrδge: 664

12.12.2015 15:33
Signaling, Paper vs. Real life Antworten

Hallo,

hab mir heute ein Drivers View von Shrewsbury nach Aberystwyth über Dovey Junction 1988 angetan. Was man in der Theorie über das britische Signalsystem gelernt hat, wird teilweise über den Haufen geworfen.
Da gibt es:
- besetzte Blockstellen in Form einer ca 100-150m langer Ausweiche mit Rückfallweichen
- upper and lower quadrant Signale gemischt an einer Signalbox
- einzelne Semaphore Signals durch Colour Light Signals ersetzt
- durch Gleisrückbau Signale die bis zu 10m vom Gleis weg stehen aber gültig sind
- Betriebsstellen ohne Starter Signal
- Level Crossings mit Gate, die in einer Fahrtrichtung nur mit einem Distant Signal gesichert sind, in der Gegenrichtung wenigstens mit einem Home Signal
- Aberystwyth hat lediglich ein Distant Signal, alle Weichen über Groundframes und am Gleisende eine rote Laterne auf dem Bock.
- Level crossings (ohne Schranke(?) aber) mit Blicklicht, die automatisch gesteuert werden, haben direkt am Übergang zum Gleis hin eine weiße Blinklampe, welche dem Lokführer die Funktion der Anlage anzeigt.

Ich glaub ich seh die Modellumsetzung nicht mehr ganz so sklavisch nach Signal Book ...

Markus


FelixM Offline

BBF- und BBF-Wiki-Admin


Beitrδge: 4.169

13.12.2015 12:54
#2 RE: Signaling, Paper vs. Real life Antworten

Hallo Markus,

schon zu Dampfzeiten war die Cambrian Coast Line ein Unikum, weil sie so leichten Oberbau hatte (da hat wohl jemand gespart), dass nur bestimmte Lokomotiven darauf verkehren konnten. Bekannt für ihre Einsätze auf dieser Strecke waren die GWR Manors und Dukedogs, letztere war 2014 in Rendsburg im Einsatz.

Zitat
- upper and lower quadrant Signale gemischt an einer Signalbox


Lower Quadrant sind ex-GWR-Signale, Upper Quadrant BR-Erweiterungen oder -Ersatzbauten.

Zitat
- einzelne Semaphore Signals durch Colour Light Signals ersetzt


Na und? Das ist zeitgemäß. Wenn das alte Signal kaputtzugehen droht, stellt man eben einen Ersatz auf.

Zitat
- durch Gleisrückbau Signale die bis zu 10m vom Gleis weg stehen aber gültig sind


Auf zweigleisigen Strecken soll sich das Signal links der Gleise befinden. Soll. Es steht nirgendwo, dass es nicht auch weit weg vom Gleis stehen darf, oder sogar rechts der Gleise. Letzteres hat man z.B. in Linksbögen gemacht, der besseren Sichtbarkeit zuliebe. Regelwidrig ist das nicht, die Lokführer haben dank Fahrwegsignalisierung Ortskenntnis.

Zitat
- Aberystwyth hat lediglich ein Distant Signal, alle Weichen über Groundframes und am Gleisende eine rote Laterne auf dem Bock.


Das ist ein Endbahnhof. Googel mal "fixed distant". Gibt es mittlerweile auch als Tafel.

Viele Grüße
Felix

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


Markus Spandau † Offline




Beitrδge: 664

13.12.2015 13:57
#3 RE: Signaling, Paper vs. Real life Antworten

Zitat von FelixM im Beitrag #2
Hallo Markus,

schon zu Dampfzeiten war die Cambrian Coast Line ein Unikum, weil sie so leichten Oberbau hatte (da hat wohl jemand gespart), dass nur bestimmte Lokomotiven darauf verkehren konnten. Bekannt für ihre Einsätze auf dieser Strecke waren die GWR Manors und Dukedogs, letztere war 2014 in Rendsburg im Einsatz.


Die Manors sehen wenigstens noch nach was aus. Ob der vielen Kurven lagen die Geschwindigkeiten sowieso nicht über 60mph, was wollte man dort mit stärkeren und schnelleren Loks?

Zitat
- upper and lower quadrant Signale gemischt an einer Signalbox


Lower Quadrant sind ex-GWR-Signale, Upper Quadrant BR-Erweiterungen oder -Ersatzbauten.

Der Ursprung ist bekannt, sollte aber dennoch genügend GWR Signale aus Rückbauten gegeben haben

Zitat
- einzelne Semaphore Signals durch Colour Light Signals ersetzt


Na und? Das ist zeitgemäß. Wenn das alte Signal kaputtzugehen droht, stellt man eben einen Ersatz auf.

Mich wundert nur das es mit der Stellwerkstechnik geht. Bei uns wäre es nur im elektromechanischen Stellwerk möglich ohne größere Umbauten

Zitat
- durch Gleisrückbau Signale die bis zu 10m vom Gleis weg stehen aber gültig sind


Auf zweigleisigen Strecken soll sich das Signal links der Gleise befinden. Soll. Es steht nirgendwo, dass es nicht auch weit weg vom Gleis stehen darf, oder sogar rechts der Gleise. Letzteres hat man z.B. in Linksbögen gemacht, der besseren Sichtbarkeit zuliebe. Regelwidrig ist das nicht, die Lokführer haben dank Fahrwegsignalisierung Ortskenntnis.

Das bei Gleisrückbauten Signale am Standort verbleiben ist ja nicht ungewöhnlich aber hier stand es für meine Begriffe extrem weit weg, ich meine 3 Gleisabstände nach links. Muß mal schauen ob ich ein verlinkbares Foto finde
EDIT verlinkbare Fotos waren nicht zu finden, also hier ein paar Screenshots der Abfolge, ebenfalls wieder Interessant die Spring Turnout:







Zitat
- Aberystwyth hat lediglich ein Distant Signal, alle Weichen über Groundframes und am Gleisende eine rote Laterne auf dem Bock.


Das ist ein Endbahnhof. Googel mal "fixed distant". Gibt es mittlerweile auch als Tafel.

So neu ist die Tafel nicht, ich war halt nur verwundert, daß man einen mehrgleisigen (End)Bahnhof von der Sicherungstechnik so weit zurückbaut und dann nur ein fixed Distant oder eine Tafel aufstellt. Wer diese übersieht kracht mit Schmackes ins Stationsgebäude

Markus


FelixM Offline

BBF- und BBF-Wiki-Admin


Beitrδge: 4.169

13.12.2015 14:52
#4 RE: Signaling, Paper vs. Real life Antworten

Zitat von Markus Spandau im Beitrag #3

Zitat
- einzelne Semaphore Signals durch Colour Light Signals ersetzt

Na und? Das ist zeitgemäß. Wenn das alte Signal kaputtzugehen droht, stellt man eben einen Ersatz auf.

Mich wundert nur das es mit der Stellwerkstechnik geht. Bei uns wäre es nur im elektromechanischen Stellwerk möglich ohne größere Umbauten



Es gab sogar die Konvention, dass etwas kürzere Hebel dort in einem mechanischen Stellwerk einzubauen sind, wo kein Gegengewicht dranhängt, damit sich der Signalman nicht in Erwartung eines Widerstandes verletzt. Das bedeutet, es war sogar gang und gäbe, z.B. Outer Homes oder Advanced Starter von einer mechanischen Signalbox aus anzusteuern.

Ich bin mir sicher, da in Deutschland Signalhebel hinten Kontakte dran haben, dass es möglich wäre, da je eine rote und grüne Glühbirne dranzuhängen. Es wäre bloß nicht zugelassen.

Zitat von Markus Spandau im Beitrag #3

Zitat
- durch Gleisrückbau Signale die bis zu 10m vom Gleis weg stehen aber gültig sind

Auf zweigleisigen Strecken soll sich das Signal links der Gleise befinden. Soll. Es steht nirgendwo, dass es nicht auch weit weg vom Gleis stehen darf, oder sogar rechts der Gleise. Letzteres hat man z.B. in Linksbögen gemacht, der besseren Sichtbarkeit zuliebe. Regelwidrig ist das nicht, die Lokführer haben dank Fahrwegsignalisierung Ortskenntnis.

Das bei Gleisrückbauten Signale am Standort verbleiben ist ja nicht ungewöhnlich aber hier stand es für meine Begriffe extrem weit weg, ich meine 3 Gleisabstände nach links.
[...]

[...]



Man sieht auf dem Bild sehr gut, dass kein Signalarm über dem Mast ist (Bedeutung: "Ich stehe weiter links, als ich gelte") und der noch verbliebene Arm der zweite auf gleicher Höhe ist, also dazwischen noch ein Gleis war, welches hier auch signalisiert wurde. Das heißt, dieses Signal darf völlig legal 2 Gleise weiter links stehen als das befahrene Gleis.

Zitat von Markus Spandau im Beitrag #3

Zitat
- Aberystwyth hat lediglich ein Distant Signal, alle Weichen über Groundframes und am Gleisende eine rote Laterne auf dem Bock.

Das ist ein Endbahnhof. Googel mal "fixed distant". Gibt es mittlerweile auch als Tafel.

So neu ist die Tafel nicht, ich war halt nur verwundert, daß man einen mehrgleisigen (End)Bahnhof von der Sicherungstechnik so weit zurückbaut und dann nur ein fixed Distant oder eine Tafel aufstellt. Wer diese übersieht kracht mit Schmackes ins Stationsgebäude



Ortskenntnis. Jeder Lokführer kennt jeden Baum mit Vornamen. Da übersieht keiner die Vorsignaltafel bzw. alle wissen, wann sie mit dem Bremsen anfangen müssen.

Viele Grüße
Felix

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


Markus Spandau † Offline




Beitrδge: 664

13.12.2015 18:24
#5 RE: Signaling, Paper vs. Real life Antworten

Zitat von FelixM im Beitrag #4

Es gab sogar die Konvention, dass etwas kürzere Hebel dort in einem mechanischen Stellwerk einzubauen sind, wo kein Gegengewicht dranhängt, damit sich der Signalman nicht in Erwartung eines Widerstandes verletzt. Das bedeutet, es war sogar gang und gäbe, z.B. Outer Homes oder Advanced Starter von einer mechanischen Signalbox aus anzusteuern.


Das wußte ich z.B. nicht


Zitat von FelixM im Beitrag #4

Ich bin mir sicher, da in Deutschland Signalhebel hinten Kontakte dran haben, dass es möglich wäre, da je eine rote und grüne Glühbirne dranzuhängen. Es wäre bloß nicht zugelassen.


Die DR hat das bei einigen wenigen Stellwerken gemacht, dann aber die komplette Signalanlage auf Hl-Signale umgestellt und im Spannwerksraum unter dem Bedienraum die Seilzüge entsprechend gekürzt und Kontaktgeber eingebaut. An der Hebelbank wurde nichts geändert.



Zitat von FelixM im Beitrag #4

Man sieht auf dem Bild sehr gut, dass kein Signalarm über dem Mast ist (Bedeutung: "Ich stehe weiter links, als ich gelte") und der noch verbliebene Arm der zweite auf gleicher Höhe ist, also dazwischen noch ein Gleis war, welches hier auch signalisiert wurde. Das heißt, dieses Signal darf völlig legal 2 Gleise weiter links stehen als das befahrene Gleis.


Ich mein ja auch nicht, daß es nicht legal wäre aber es ist unglücklich gewählt, da vom Signal vor der Signalbox dieses Signal nicht eindeutig zu sehen ist. Hier wurde eindeutig was zusammengebastelt. Der Abstand zwischen befahrenem Gleis und Ausleger sieht mir nach mehr als nur 1 Gleis aus. Ich meine da lagen mal 2 Gleise und das aktuell befahrene Gleis hatte ein eigenes Signal, was beschädigt wurde. Das Signal auf dem Ausleger ist auch nicht GWR sonder BR.


Zitat von FelixM im Beitrag #4

Ortskenntnis. Jeder Lokführer kennt jeden Baum mit Vornamen. Da übersieht keiner die Vorsignaltafel bzw. alle wissen, wann sie mit dem Bremsen anfangen müssen.


Eben wegen der Streckenkenntnis (Ortskenntnis) bin ich verwundert, denn diese Distantplate/-signal erfüllt keinerlei sicherheitsrelevante Aufgabe.

Markus


Markus Spandau † Offline




Beitrδge: 664

13.12.2015 18:45
#6 RE: Signaling, Paper vs. Real life Antworten

Als Nachtrag hier noch eine Skizze der ehemaligen Blockstelle(?) Westbury der ex GWR Strecke Shrewsbury - Dovey Jct. Wäre als Modul für eine Nebenstrecke nicht uninteressant:

Markus


FelixM Offline

BBF- und BBF-Wiki-Admin


Beitrδge: 4.169

19.12.2015 16:37
#7 RE: Signaling, Paper vs. Real life Antworten

Hier mal noch ein paar Signallagepläne, die so auch in keinem Lehrbuch vorkommen, aber gut veranschaulichen, was alles möglich war:
https://www.flickr.com/photos/pwayowen/22723619763/
https://www.flickr.com/photos/pwayowen/22774147773/
https://www.flickr.com/photos/pwayowen/22032999728/
https://www.flickr.com/photos/pwayowen/21598009574/

Alle recht einfach und dennoch hat jede Box ihre Tücken. Ich denke daher, dass es keine "sklavische" Regelbefolgung geben muss, wenn man mit Lichtsignalen und in modernen Epochen arbeiten möchte.

Viele Grüße
Felix

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


Markus Spandau † Offline




Beitrδge: 664

20.12.2015 08:29
#8 RE: Signaling, Paper vs. Real life Antworten

Vor allem die letzte Gewissheit, daß es nicht immer des Starter Signals bedarf!

Markus


FelixM Offline

BBF- und BBF-Wiki-Admin


Beitrδge: 4.169

09.01.2016 19:51
#9 RE: Signaling, Paper vs. Real life Antworten

Hallo,

die Strecke im Ausgangsbeitrag, die Cambrian Coast Line, kann man hier in Echtzeit im Stellwerk betrachten:
http://www.opentraintimes.com/maps/signalling/cambrian

Viele Grüße
Felix

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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