vor einiger Zeit ist bei der australischen Firma Ixion ein Modell der Hudswell Clarke Industriedampflok im britischen Spur O Maßstab 1:43,5 mm erschienen. Dieser Maßstab wird auch als "7mm gauge" bezeichnet, weil ein Fuß beim Vorbild im Modell sieben Millimeter lang ist.
Kurz ein paar Sätze zum Vorbild. Die Hudswell Clarke 24 ton war das Standardmodell der Railway Foundry in Leeds. 1888 wurde die erste Lok dieser Serie mit der Werks-No. 299 ausgeliefert. Die Lok war bestimmt zum Einsatz in Kohlegruben, Stahlwerken, Depots und anderen Industriebetrieben. Es war eine robuste und zuverlässige Konstruktion. Insgesamt wurden 80 Loks gebaut, die letzte Lok wurde 1946 fertig gestellt. Bis in die späten sechziger Jahre war diese Lok in ganz Großbritannien im Dienst bei verschiedenen Firmen und Kleinbahnen, wie um Beispiel bei der Easingwold Railway. Eine Lok (Werknummer 1530) wurde nach Australien exportiert. Drei Loks sind museal erhalten, jedoch keine ist zur Zeit betriebsfähig.
Die Aufbauten sind aus Kunststoff, das Fahrwerk aus Zinkdruckguß. Der in der Kesselmitte befindliche Motor treibt die mittlere Achse an, die anderen beiden Achsen werden über die Kuppelstangen aus Metall mit bewegt. Die Toleranzen der Stangen sind eng, so daß fast überhaupt kein Spiel vorhanden ist. Das führt zu einen gleichmäßigen Lauf. Die Lok wiegt 640 Gramm, die Zugkraft sollte ausreichend sein.
Die Lackierung ist erstklassig, die Linierung sehr fein und gleichmäßig ausgeführt. Es gibt die Lok in drei Farbvarianten: rot (maroon) wie abgebildet, grün mit schwarz-weißen Zierstreifen und schwarz. Durch die helle Beleuchtung wirkt das Modell heller als sie in Wirklichkeit ist. Ich würde den roten Farbton als nahe an RAL 3003 rubinrot bezeichnen.
Die Handläufe und Griffstangen sind ein Gemisch aus Metall und Kunststoff. Das Modell hat Federpuffer und die für britische Modelle typische gefederte Three-Link-Kupplung. Die Lokführer- und Heizerfiguren sind nicht enthalten, sie sind später von mir eingesetzt worden.
Sehr schön ist das Lokführerhaus innen gestaltet, feine Armaturen, Hebel und Fensterrahmen.
Die Beschilderung muß selber angebracht werden. Ixion liefert eine Messingätztafel mit zehn veschiedenen Loknummern, Works Plates und Namenschildern mit, so daß man sein Modell induviduell gestalten kann.
Hier das Fahrwerk von unten. Rechts unter den kleinen Löchern ist die Aufnahme für einen 20-mm Lautsprecher. Vor der Lokplatine gehen zwei Drähte zu dieser Aufnahme, so daß der Einbau eines Lautsprechers und Sounddecoders einfach ist. Die Lok hat die bekannte 8-polige NEM-Schnittstelle im Kesselaufsatz. Ein normaler Sounddecoder (ich habe ESU Loksound V4.0 verwendet) passt problemlos. Das Umlaufblech ist nicht krumm, die verzerrungen kommen vom Nahmodus der Kamera. In Wirklichkeit ist alles schön gerade, die Lok ist in einer sehr ordentlichen Qualität gefertigt.
Um an das Innenleben zu gelangen, muß der Wassertankverschluß entfernt werden. Dieser ist nur gesteckt, darunter ist eine Schraube. Dann müssen die Rohrleitungen am Wassertank und von Führerhaus und zum Umlauf komplett entfernt werden. Das ist ein wenig fummlig, aber lösbar. Der Wassertank kann dann schräg nach vorn abhoben werden. Zwischen Wassertank und Führerhaus sind zwei Haltenasen, bitte vorsichtig vorgehen, damit die Nasen nicht abbrechen. Anleitung zur Demontage und zur Installation von Decoder und eventuell Sound gibt es hier: http://www.ixionmodels.com/uploads/Ixion...ion%20sheet.pdf
Ich habe den Lautsprecher jedoch im Kohlekasten hinter dem Führerhaus untergebracht, da ich nur einen größeren Lautsprecher von 23 mm Durchmesser zu liegen hatte. Dabei habe ich gleichzeitig den Kohlkasten mit Echtkohle versehen.
Hier die Verpackung. Ein sehr stabiler roter Karton mit Schaumstoffeinlage schützt das Modell zuverlässig. Rechts ist die Ätztafel mit den Lokscholder zu sehen, davor eine mit gelieferte Tüte mit diversen Werkzeugen wie Kohleschaufeln, Schürhaken, Ölkannen, Eimer usw. Das Modell hat eine recht hohe Preisempfehlung von 299,99 Pfund, wird jedoch bei den meisten Händler wie z.B. Tower Models zum Preis von 225 Pfund verkauft. In Deutschland ist die Hudswell Clarke bei 0-Scale Hobby Shop in Karlsruhe zu bekommen.
Noch mal Blick von der Lokführerseite. Ich bin sehr zufrieden mit der Lok und werde auch in Zukunft Modelle der Firma Ixion kaufen. Als nächstes steht das Modell der kleinen Fowler Rangier-Dieseslloks auf der "must-have" Liste.
Danke für das Interesse, mit besten Grüßen Torsten
danke für die Bilder. Ich staune, von wo du das alles immer so schnell herzauberst.
Das erste Bild (Marley Hill Shed) ist übrigens nicht historisch, so sieht dort es heute immer noch so aus! Die Tanfield Railway, ein absolut besuchenswerter Ort. Die Echtkohle, die auf dem Tender von meiner Modell-Hudswell Clarke drauf ist, stammt vom Marley Shed. Ich muß gestehen, daß ich dort einfach zwei, drei Brocken Kohle stibitzt habe.
Wie bereits im ersten Beitrag angekündigt, habe ich mir von Ixion ebenfalls den Fowler Mechanical Diesel Shunter zugelegt. Dieses kleine Lökchen will ich hier ebenfalls kurz vorstellen.
Das Modell ist, wie das Vorbild, auch in Spur O recht klein und zierlich. Die Lok ist nur 157 mm lang (etwas mehr als ein 16 to mineral wagon) und wiegt 330 Gramm. Gefertigt ist das Gehäuse aus Plastik, das Fahrwerk und die Kuppelstangen aus Metall. Die vordere Laterne ist LED-beleuchtet.
Die Detaillierung ist gut, alles ist recht zierlich nachgebildet, aber dennoch relativ stabil, so daß man die Lok ruhig mit der Hand anfassen kann. Die Räder und die Steuereung samt Gegengewicht haben frisch aus der Schachtel stark metallisch silbern geglänzt. Diesem Zustand habe ich gleich mit mattschwarzer bzw. dunkelroter Farbe abgeholfen.
Wie nicht anders zu erwarten war, ist das Getriebe stark untersetzt, so daß die Höchstgeschwindigkeit vorbildgerecht gering ist. Man kann so förmlich über die Gleise kriechen, für eine Rangierlok ideal. Zugkraftwunder sind nicht zu erwarten, schließlich hatte das Vorbild auch nur 70 PS.
Ich habe die Lok gleich mit eingebauten Zimo Soundecoder gekauft. Der Einbau des Decoders wird von der Firma EDM Models http://www.ngtrains.com/Pages/Ixion/Fowler/fowler.html vorgenommen. Als zusätzliches Feature baut Paul Martin von EDM ein "keep alive" Package mit ein. Das sind fünf gekoppelte Elektrolytkondensatoren als Strompuffer, die bei verschmutzen Schienen oder Herzstücken von Weichen für sichere Stromzufuhr sorgen sollen. Das Ergebnis ist absolut überzeugend! In langsamer Rangiergeschwindigkeit fährt die Lok ohne Ruckeln oder Soundaussetzer über eine stromlose Strecke von etwa 15 cm. Damit sollte feinfühliges Rangieren überhaupt kein Problem sein. Die Dauer der Überbrückung durch das Strompufferpack läßt sich mit der CV153 einstellen. Alle anderen möglichen Einstellprozeduren werden ebenfalls in der sehr guten Betriebsanleitung von EDM Models beschrieben.
Der Sound kommt klar und deutlich herüber. Ein besonderes Sound-Gimmick ist auch mit einprogrammiert: die ersten Baureihen des Vorbildes hatten keine Batterien oder Elektrostart. Zum Anlassen wurde erst per Hand ein kleiner Benzinmotor (genannt "Donkey Engine") angeworfen. Siehe unteres Foto, er befindet sich auf dem Umlauf rechts vom Führerhaus. Wenn dieser Startmotor auf volle Leistung lief, wurde am großen Motor ("Prime Mover") die Dekompression göffnet und der Startmotor mittels Riemen mit der Hauptmaschine (Diesel) gekoppelt. Die Hauptmaschine drehte hoch, dann Dekompressionsventile wieder schließen. Wenn der Prime Mover gezündet hatte, auf voller Drehzahl war und alleine weiter lief, konnte die Donkey Engine ausgeschaltet werden.
Natürlich ist das weit entfernt von dem heutigen "nur Schlüssel umdrehen". Aber gegenüber dem Anheizen einer Dampflok war es eine bedeutende Vereinfachung. Und der Verzicht auf Batterien war besonders in abgelegenen Fabriken/Steinbrüchen usw. von Vorteil. Auch konnte mit der "Donkey Engine" die Kurbelwelle des großen Motors recht lange durchgedreht werden. Das kam besonders bei extremer Kälte zu tragen, Batterien wären schnell erschöpft gewesen.
Dieses Procedere ist auch im Sounddecoder nachgebildet. Bei Druck auf die F1-Taste läuft erst der kleine knatternde Benzinmotor an. Wenige Sekunden später läuft mit deutlich dumpferen Sound der Prime Mover hoch. Nach ein paar weiteren Sekunden geht die "Donkey Engine" aus, nur der Hauptantrieb läuft noch, und die Lok kann theoretisch los fahren.
Weiterhin sind auch typischen Betriebsgeräusche wie verschiedene Hupen, Kuppeln, Sanden, Kurvenquietschen, Luftablaß usw. mit aufgespielt. Ein feines Spielzeug, ich habe trotz des nicht unbedingt niedrigen Preises von 390 Pfund es nicht bereut, mir die Lok gleich "fix und fertig" gekauft zu haben. Auch ist der Einbau des Soundecoders und Lautsprechers ist aufgrund der Platzverhältnisse nicht einfach, und für das Strompuffer-Pack muß im Fahrwerk durch Fräsen Platz geschaffen werden. Das hätte ich mir nicht zugetraut. Normal (ohne Sound, aber mit Schnittstelle) kostet die Lok zwischen um 225 Pfund, das ist für eine Spur O Lok nicht viel. Erhältlich ist sie bei den üblichen Verdächtigen für Spur O wie Tower Models, EDM Models, Hereford Model Centre, Antics Online und andere mehr.
Die Lok ist eine Entwicklung der 30er Jahre. Die LMS und GWR hatten je eine, aber der Hauptmarkt waren Industriebetriebe, die auf Werksgelände eine Rangierlok brauchten.
Vergleicht man die Puffer, dann ist es schon erstaunlich, wie diese Loks im Laufe der Zeit immer wieder umgebaut wurden. Es gab auch eine Version für Schmalspur.
Last but not Least: Es gab auch Loks in East Anglia, eine hat es zur North Norfolk Railway geschafft: Fowler 4100001 von hugh llewelyn auf Flickr
Weil es so schön war, habe ich mir noch eine zweite Hudswell Clarke, diesmal in Forest Green, bestellt. Die Ausführung der Lok ist wie bereits im ersten Beitrag beschrieben, die Lackierung und Linierung wie gehabt sehr gut. Die Messingschilder müssen noch angebracht werden. Es liegt bei der grünen Lok eine andere Ätzplatine mit neuen Namen und Nummern dabei, so daß Variationen möglich sind.
Ixion hatte bis August 2014 über 1300 Modelle der Hudswell Clarke verkauft, inzwischen werden es vermutlich weit über 1500 Loks sein. Mit diesem Erfolg hat Ixion Models die Mittel, neue Modelle zu entwickeln. Am 7.März 2015 soll beim Treffen der Gauge O Guild in Kettering das nächste 7 mm Modell vorgestellt werden.
Unten noch zwei Bilder der Lok, Lieferant war diesmal Tower Models in Blackpool. Danke für das Interesse, beste Grüße
Hi, habe ich mir heute auch eine Fowler Mechanical Diesel Shunter zugelegt. Habe Deinen Bericht erst jetzt gesehen. Daher mein Thread. Meine kommt von AC models.117 GBP new item with box. Bin schon gespannt. Gruß Knockando