Hallo liebe Modulbauer,
vor zwei Jahren hatte ich schon einmal zwei Bogenmodule, passend zum Normvorschlag OO-UK-Module, gebaut. Sie waren nur aus geraden Platten zusammen gesetzt, was erstens eine nicht so schöne Form und zweitens eine nicht optimale Platzausnutzung bedeutete.
Auch die beiden N-Bogen-Module, die ich für die Great-BritN-Norm gebaut habe (Tunnel und Burgberg), sind mehr oder weniger eckig.
Nun standen wieder zwei Module an, die gebraucht werden, um den 180°-Kreis fertig zu bekommen. Diesmal wollte ich es von der optischen Form es besser machen, also Module mit einem halb- bzw. viertelkreisförmigen Radius bauen.
Angeregt von einem Artikel im British Railway Modelling machte ich mich auf die Suche nach dem passenden Material. Im BRM-Beitrag war von "bended MDF" die Rede. Ich wollte aber wie immer Sperrholz verwenden.
Eine Google-Suche ergab die Lösung: Biegesperrholz.
Das ist Sperrholz als Plattenware, welches mit einer flexiblen Mittelschicht hergestellt wird. Daduch läßt sich das Sperrholz kalt und ohne Einwirkung von Wasser, Lösungsmitteln usw. bis zu einem bestimmten Radius biegen und bleibt auch in dieser Form, entsprechende Versteifung vorausgesetzt.
Eine Anfrage beim Holzhandel in Potsdam ergab, daß sie Biegesperrholz von 9 mm Stärke liefern können. Es gibt zwei unterschiedliche Biegerichtungen, längs oder quer in einer Platte von 1250 x 2500 mm.
Da ich ungefähr 1,50 Meter Außenradius brauchte, kam nur die die Variante "längs zur Platte" in Frage. Wichtig ist, daß man die richtige Biegerichtung ordert, ansonsten geht es nicht zu biegen.
Nch drei Tagen war das bestellte Holz da, ich hab mir auch gleich vier Streifen von 130 mm Höhe schneiden lassen. Diese sollten die gebogenen Seitenteile bilden.
Ich mußte eine ganze Platte kaufen, dadurch hab ich jetzt noch einiges über, es reicht für die nächsten Jahre.
Hier nun die Baubeschreibung. Sie soll nicht zum 1:1-Nachbau dienen, sondern hauptsächlich die Technologie erläutern und Anregungen für eigene Projekte geben. Weiterhin sollen die Möglichkeiten und die Grenzen des Biegesperrholzes aufgezeigt werden.
Alles wird für ein Bogenmodul á 90°-Grad gezeigt, für ein zweites Modul die Anzahl der Teile verdoppeln usw.
Die ersten zugeschnitten Teile. Der halbkreisförmige Bogen besteht aus normalen 8mm- Sperrholz. Der Bogen wird aus einer quadratischen Platte mit der Stichsäge ausgeschnitten. Das Maß der Platte hängt vom später gewünschten Radius ab. Bei mir war es eine Platte, wenn ich mich recht erinnere, von etwa 750 x 750 mm.
Man hat zwar recht viel Verschnitt, aber ein großer Vorteil ist, daß die beiden geraden Kanten exakt in einem Winkel von 90° zueinander stehen. Und das war mir den "Abfall" wert.
Darunter sind die beiden Streifen für die Seite zu sehen. Sie sind 130 mm hoch. Die Länge ist ein wenig länger als die die errechnete Länge des Radius. Warum, später mehr.
Die beiden Modulköpfe (aus 16 mm Sperrholz) und zwei Versteifungsrippen (6 mm Sperrholz). Die Breite des Modulkopfes ist in diesem Fall 280 mm (298 mm Modulbreite, die fehlenden 2 mm zu 300 mm Breite kann man vernachlässigen. Der Abstand der Löcher hängt davon ab, in welcher Position die Gleise liegen, mittig oder versetzt.
Nun die restlichen Teile. Verstärkungsleisten aus 18 mm Dreikantleiste und ein paar Winkel für die Ecken. Man braucht auch noch Holzkaltleim, Senkkopfschrauben 2,5 x 25 mm und diverse Schraubzwingen, möglichst mit Spannweite über 300 mm.
Als erstes werden die Modulköpfe genau winklig an beide Enden angesetzt. Die Fixierung übernehmen 200 mm lange Stücken der Dreikantleiste. Die Köpfe werden so angebracht, dapß sie an der späteren Oberseite zwei Millimeter überstehen.
Wichtig ist, daß alles rechtwinklig gebaut wird. Exaktes arbeiten zahlt sich hier aus. Bitte mit Anschlagwinkel überprüfen und eine ebene Unterlage benutzen. Bei mir war es der Laminatfußboden im Flur.
Auch werden jetzt gleich die Verstärkungsrippen in der Mitte aufgeklebt. Im Hintergrund sind auch noch die vorher gebauten "eckigen" Bogenmodule zu sehen.
Alles gut über Nacht austrocknen lassen, darauf achten, das alles winklig bleibt.
So sieht es nach dem Trocknen aus, im nächsten Bild auch noch mal von unten.
Beim Zuschneiden der halbkreisförmigen Platte mit einer freihandgeführten Stichsäge schleichen sich natürlich Ungenauigkeiten mit ein. Der Radius gelingt nicht auf den Millimeter exakt. Deswwegen habe ich die Seitenteile aus dem 9mm-Biegesperrholz ein wenig länger gelassen. Was übersteht, wird später gekappt.
Man beginnt von rechts aus, beginnend mit dem Außenbogen, die Seitenteile mit den Schrauben an den Modulkopf anzuschrauben. Auch hier wieder wichtig, genau winklig ansetzen.
Unter Zuhilfenahme weiterer Schraubzwingen arbeitet man sich Stück in den Radius vor. Wichtig ist, daß die Seitenteile gut im Radius anliegen. Das ist besonders im inneren Radius nicht einfach, da das Biegesperrholz die Tendenz hat, sich aus dem Radius zu drücken. Deshalb mit dem Außenbogen starten. Eventuelle kleine Spalten mit reichlich Holzkaltleim schließen.
Man sieht, das einige Zwingen benötigt werden. Sie müssen auch alle bis zum Abtrocknen (am besten wieder über Nacht in einem warmen Raum) dran bleiben.
Am Ende werden dann die überstehenden Seitenteilenden an den zweiten Mudulkopf seitlich mit den Schrauben 2,5 x 25 befestigt. Aufpassen, das der rechte Winkel genau stimmt, korrigieren ist später schwer möglich.
Eventuelle Spalten werden mit Holzkaltleim geschlossen. Bitte nochmal die Winkligkeit überprüfen, solange der Leim noch nicht abgebunden hat. Umso genauer man arbeitet, desto besser werden später die Fahrzeuge über die Modulübergänge rollen.
Die Ecken werden wie bei rechteckigen Modulen mit Dreikantleisten 18 mm verstärkt. Da innen nur ein wenig Platz zum Verbindungsloch im Modulkopf war, habe ich dort einen kleinen Blechwinkel eingesetzt. Nach außen wird er mit einer Schloßschraube M4 gehalten.
Hier nochmal ein Blick von unten in das gesamte Modul. Zwei Verstärkungsrippen reichen, die Stärke der Rippen braucht nicht größer als 6 mm zu sein. Bei transportablen Modulen sollte man stets auf Leichtbau achten. Meistens baut man viel zu schwer. Die Hauptlast nehmen die Modulköpfe auf, und die sollten mindestens 13 mm stark sein, besser 15-18 mm. An dickeren Modulköpfen lassen sich auch die Seitenteile einfacher und stabiler befestigen.
Nach dem Austrocknen über Nacht werden die überstehenden Seitenteile mittels Handsäge abgeschnitten. Auch diesmal den Winkel benutzen, ruhig zuerst ein,zwei Millimeter mehr stehen lassen und sich dann mit Feile und Sandpapier heran tasten.
Danach kann die Gleisverlegung erfolgen. Ich bin zur Zeit unterwegs, wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich noch Fotos von dem fertigen Modul einstellen.
Das Biegesperrholz ist eine tolle Sache und bietet viele kreative Möglichkeiten. Auch kreisförmige Anlagen sind möglich, oder Layouts und Module mit elegant geschwungenen Anlagenkanten. Das Schöne ist, daß das Biegesperrholz "einbaufertig" ist und nicht mit Wasserdampf oder riesigen Pressen gespannt werden muß.
Als kleinsten biegbaren Mindestradius würde ich 400 mm schätzen.
Wie gesagt, da ich eine ganze Platte kaufen mußte, ist natürlich reichlich übrig. Da die Beschaffung von Biegesperrholz schwierig ist, kann ich gern etwas für andere Mitglieder abgeben. Der Zuschnitt könnte hier in Potsdam erfolgen, der Holzhandel in Potsdam ist recht kooperativ. Versand kann mit Paketdiensten als Sperrgut ablaufen.
Beste Grüße
Torsten