…ist es für N-Bewohner gar nicht so ein weiter Weg, wenn man seinem Modul-Wohnort treu bleibt und deutliche Veränderungen seines Umfelds mit Gleichmut hinnimmt. So könnte man schonend die Drittverwertung eines Modulteils umschreiben, die ich euch hier unter dem Motto „advanced recycling“ vorstellen möchte. Leider habe ich fast nie Gelegenheit, bei Tageslicht zuhause zu sein, was die Fotoqualität ziemlich runterdrückt.
Damit möchte ich gleich klarstellen, dass ich das hier porträtierte Bahnhofsmodul nicht selbst gezimmert, sondern Markus mir einen entsprechenden Kasten mit Gleisen und Grundmodellierung abgegeben hat. Hierbei handelt es sich um den geraden Teil von Leckmelm, also ohne die Schotterverladung/den Steinbruch auf dem sich ursprünglich links anschließenden – und sehr engen – 90 Grad Bogenmodul. Markus hatte sich hier für eine komplette Neugestaltung entschieden, wie sie ja auch in seinen eigenen threads beschrieben ist. Nach alledem war ein Hauptmerkmal meines neuen „Erbstücks“, dass es am linken Modulübergang über drei frei endende Gleise verfügte. Eins davon war nur vom nun abgebrochenen Steinbruchmodul zu erreichen, sodass ich es mit der Dremel- und Stemmeisenkolonne als Grundlage für alle weiteren Arbeiten gleich beseitigt habe. Diesen Ausgangszustand habe ich hier dokumentiert:
Der auf dieser Basis neu zu bauende Bahnhof sollte allein auf das vorhandene Modul beschränkt sein. Für das ehemalige Anschlussgleis zum Steinbruch kam daher nur eine Weiterverwendung als kurze siding in Betracht. Im Zusammenhang mit der vorhandenen Straßenzufahrt habe ich mich für die Ansiedlung eines Kohlenhändlers entschieden. Aus FREMO-Sicht ist damit immerhin eine Betriebsstelle mit diversen Lademöglichkeiten (coal, cattle, general freight) entstanden, die in zwei Richtungen angefahren werden kann.
Stilistisch sollte der Bahnhof (selbstverständlich!) mit allen Bahnbauten dann so deutlich wie möglich von Schottland in die Western Region umgesiedelt werden. Ob dies gelungen ist, könnt ihr ja selbst beurteilen. Ein konkret nachvollziehbares Vorbild hat der Bahnhof wegen der Adaption eines vorhandenen Moduls natürlich nicht, sodass ich als Namen („Maudsley“) schlicht die fiktionale Beschilderung genommen habe, die dem shelter-Bausatz von Prototype Models beilag.
Hierfür habe ich eine dann doch erkleckliche Zahl von Gebäuden gebastelt, die dann leider die Tragfähigkeit des ursprünglichen, außer den Peco-Bahnsteigkanten nicht weiter unterfütterten Bahnsteigs überschritten haben, sodass dieser jetzt etwas massiver ausgefallen ist.
Gebäudeseitig wollte ich gelegentlich etwas Neues ausprobieren, was zufälligerweise dazu geführt hat, dass nahezu jedes Gebäude mit einer anderen Bau- und Materialtechnik entstanden ist:
Aufwändigstes Gebäude war letztlich der Metcalfe-Güterschuppen, weil dieser meines Erachtens ein ziemlich mageres Ergebnis brächte, hätte man ihn entsprechend der Anleitung zusammengesetzt, und zudem eine Höhenanpassung an den vorhandenen Bahnsteig erforderlich war. Was den Grundaufbau angeht, kann ich nur empfehlen, alle Tipps zu Metcalfe umzusetzen, wie sie in den N’spirations bzw. dem Handbuch von G. Hedges erläutert sind: Gebäudeseiten nicht nur auffalten, sondern auftrennen und alle Kanten und Fensterdurchbrücke in Wandfarbe (hier: Backstein) bemalen; Fundamente ggf. zusätzlich absetzen und mit brick paper verkleiden, Fenstersimse (sind nur aufgedruckt) modellieren, Dach (unmaßstäblicher Druck) idealerweise mit Ratio Kunststoffplatten komplett ersetzen und lackieren; Regenrinnen, Fallrohre und Schornsteine aus Kunststoffteilen besorgen und anbringen. Bleibt nachzutragen, dass der Bausatz bei einem Preis von 6 Pfund trotz des Aufwands einen einwandfreien Rohling für solche Nacharbeiten abgibt. Alle anderen Gebäude bergen nur wenige Geheimnisse. Der Messing-Bungalow von Severn Models hat so präzise Faltkanten und so große Versteifungen, dass er sich mühelos auch von Lötdödeln wie mir oder aber auch komplett mit Epoxy- oder Sekundenkleber zusammensetzen lässt.
Die Antithese zu diesem Bausatz ist das cottage von Kestrel, bei dem insbesondere das Dach beim besten Willen nur als „scratch aid“ dienen kann und wegen der derben Spaltmaße mit Firstverkleidungen aus der Restekiste versehen werden sollte. Dass der Schornstein und die Dachrinnen und -rohre im 00-Maßstab unbrauchbar sind, versteht sich ebenso wie die erforderliche Neulackierung von selbst.
Problem der schön bedruckten Prototype card kits ist im Wesentlichen nur die immer schlechter werdende Erhältlichkeit (meines Wissens nur noch Freestone Models und Antics). Einen Sicherheitsscan habe ich jedenfalls schon gemacht. Wie in der Anleitung vorgeschlagen, sollte man die Bausätze mit Karton verstärken, um vorbildgerechte Wandstärken zu erzielen. Mit einer Scalescenes-Dacheindeckung lässt sich der Gesamteindruck noch aufwerten. Die drystone walls sind wie auch schon auf anderen Modulen aus Javis roadside walls entstanden (60p das Stück). Diese werden nach Abtrennen der Bodenplatte in 2-3 cm große Stücke gebrochen und können dann, verbunden mit Kfz-Polyesterspachtel auch in Bögen oder die Hänge hinauf verlegt werden. Dunkelgrauer Mattlack und ein drybrush in weiß/hellgrau – fertig.
Einen kurzen Exkurs möchte ich noch zu einem kleinem Zubehörteil machen, da ich lange nach einem Förderband (conveyor) für die Kohleverladung gesucht habe und letztlich nicht fündig geworden bin, auch nicht in 1:160. Das Förderband ist nun ein Umbau aus einem hay elevator (Weißmetallbausatz) von Lytchett Manor, also eigentlich eine vierrädrige Kutsche mit Sonderaufbau. Die Halbierung der Breite des Transportbandes, der Verzicht auf zwei der vier Räder und ein veränderter Aufbau, bei dem die Stützkonstruktion in die Mitte des Bandes verlegt wird, ergaben dann den generic conveyor.
Abschließend möchte ich noch meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass der N Gauge Society Shop in einem absehbaren Zeitraum wieder seine Vertriebstätigkeit aufnehmen möge, da sich die Einzelbeschaffung kleiner Zubehörteile (wie her z.B. die allotments von Timcast) über die jeweiligen Hersteller (P&D Marsh, Timecast, Lytchett Manor) doch als relativ aufwändig erwiesen hat und man auf diesem Wege die Sinnhaftigkeit eines konzentrierten Bauteile-Shops deutlich vor Augen geführt bekommt.
Ciao Matthias! Sieht doch gelungen aus. Mir gefällt die graue Fabgebung deines Cottage von Severn. Muss mir glaub doch noch ein zweites anschaffen ... . Danke für den Tipp mit den drystone walls, die werden bei mir jetzt auch zum Thema. Hatte mich in den letzten Tagen mal an eine Eigenbauvariante mit H0-Schotter und Weissleim in einer Gussform gewagt. Not a good idea, der Leim hat wunderschöne glatte Oberflächen ausgebildet. Deine Walls sind also tiptop!
das "Modulrecycling" ist wirklich toll geworden - eine sehr schöne Leistung, die du hier abgeliefert hast. Nachdem ich derzeit für den Club ebenfalls mit der Aufarbeitung bzw. Erweiterung von Streckenmodulen befasst bin, motiviert mich das gleich um so mehr in der Richtung weiterzuarbeiten.
ich bin wieder schwer beeindruckt, was du mit "Reycling" so alles hin bekommst. Die Atmospäre ist wieder voll getroffen, und das ganze in Ausstellungsqualität. Einfach super.
als später Dank für die freundlichen Kommentare hier die Bilder aus der Serie, die ich fürs Hp1 gemacht habe, nochmal größer und in Farbe. Es sind noch ein paar Gestaltungs-Kleinigkeiten dazugekommen.
vielen Dank für die tollen Bilder - die Szenerien sind sehr ansprechend und detailgetreu. Eine gute Motivation für mich jedenfalls, die griffbereit liegenden Modulpläne aufzunehmen und wieder mal etwas in British-N zu bauen (aber diesmal nach der Great-britN - Norm!) .
da sich Maudsley nach wie vor bester Gesundheit erfreut, aber die links vom alten Foto-Host nicht mehr funktionieren, habe ich den Bilderauswahl vom kleinen Western Region-Bahnhof noch einmal neu hochgeladen.