neulich kam mal wieder ein Päckchen aus dem Vereinigten Königreich erfolgreich durch den Zoll. Darin u.a. die Maunsell D 1 class der Southern Railways von Dapol. Das Modell ist im Auftrag von Rails of Sheffield entstanden. Von den diversen verfügbaren Varianten habe ich mir die Version der Southern Railways mit niedrigen Kesselspeiseventilen „gesichert“.
SR Maunsell D 1 class no. 1749. Rails of Sheffield/Dapol 4S-028-002.
Die D 1 sind „American“-Schnellzugloks der Bauart 2‘ B h2 mit Innenzylindern und innenliegender Steuerung. Sie entstanden durch verstärkten Umbau vorhandener Maschinen der D class aufgrund eines Entwurfes des Chefingenieurs Richard Edward Lloyd Maunsell der South East & Chatham Railways (S.E. & C.R.). Zwischen 1921 und 1927 wurden 21 Maschinen durch die S.E. & C.R. sowie – nach deren Verschmelzung in die Southern Railways – durch letztere umgebaut.
Die Maschinen waren speziell für den Einsatz auf der Kent Coast line zwischen Ramsgate und Dover entworfen. Aufgrund der Achslastbeschränkungen konnten keinen schwereren Maschinen wie etwa die King Arthur class eingesetzt werden. In den Zwanziger und frühen Dreißiger Jahren schmissen die D 1 den Schnell- und Eilzugdienst auf dieser Strecke und bewährten sich sehr. Mit Verbreitung der stärkeren Schools class wurden die D 1 ab Mitte der Dreißiger Jahre in sekundäre Dienste verdrängt. Die Maschinen wurden 1948 sämtlich von den British Railways übernommen, die letzten schieden 1961 aus.
...schräg von achtern…
Modell
Im Profil.
Die D 1 ist eine Neukonstruktion von Dapol im Auftrag von Rails of Sheffield aus diesem Jahr. Das Modell verfügt über ein Metallgehäuse, -fahrwerk und -radsätze. Der Antrieb erfolgt durch einen 5-poligen Motor mit Schwungmasse über Schneckenantrieb auf die Kuppelachsen. Die Stromaufnahme erfolgt durch die Kuppel- sowie die Tenderachsen.
Die Feuerbüchse ist mit Feuerbüchs-Flackern ausgestattet. Die Kupplung am Tender ist kulissengeführt, die Lok-Tender-Kupplung gleichfalls. Wie bei allen Dapol-Schlepptender-Lokomotiven jüngster Konstruktion (GWR 43XX, Manor class) muss man Lok und Tender nach Entnahme aus der Schachtel erst einmal kuppeln. Dies funktioniert sehr gut. Die dadurch entstehende starre Kupplungsdeichsel ist kulissengeführt.
Das hier vorgestellte Modell mit „low feed“, also Kesselspeisung in Kesselmitte, und in oliv-grüner Farbgebung der SR stellt einen Betriebszustand der Zwanziger bis gegen Ende der Dreißiger Jahre dar. Irgendwann danach sind die Kesselspeiseventile nach oben an den Dom gewandert und ab Anfang der Vierziger Jahre wurde das Malachit-Grün durch Maunsells Nachfolger Oliver Bulleid eingeführt.
Details & Finish
Die schlanken Proportionen der D 1 sind hervorragend getroffen. Sehr gut stehen diesem Schnellzugdampfer auch die filigranen Speichenradsätze zu Gesicht. Kessel, Führerhaus und Umlaufblech sind aus Metall, sämtliche Anbauteile sind angesetzt und freistehend, Teile wie Handläufe und Überdruckventile sind aus Metall.
Die Lackierung in seidenmatt und fehlerfrei, insbesondere die Zierlinien sind konturenscharf und gerade aufgebracht. Der gut sichtbare und sehr offene Führerstand ist farblich durchgestaltet.
Der Führerstand ist farblich voll durchgestaltet.
Fokus auf die Lok. Man beachte die filigranen Radsätze, die Sicherheitsventile und die Kesselspeiseventile in Kesselmitte.
Technik & Laufeigenschaften
Um es vorweg zu nehmen: die Fahreigenschaften des Modells sind hervorragend - dennoch könnte das Modell mehr Zugkraft vertragen. Der geräuscharme und bereits analog sehr feinfühlige Antrieb ist sehr gut zu fahren, die Stromabnahme erscheint auch beim Kriechen in Weichenstraßen unbeirrbar. Möglicherweise nimmt das Modell auch über die Radsätze des Vorlaufgestells Strom auf. Die Konstruktion des Modells ist sehr durchdacht, was sich auch daran zeigt, dass die Stromannahme der Tender-Radsätze über die Achsspitzen erfolgt und nicht über Stromabnahmebleche, was mehr Reibungswiderstand erzeugen würde.
Im Unterschied zu der Wainwright D class aus gleichem Hause weist die D 1 leider nicht über Haftreifen, so dass die Zugleistungen des nur 253 g wiegenden Modells in der Steigung beschränkt sind. In der Ebene reicht die Zugkraft dennoch für vorbildgerechte 5-teilige Garnituren aus (getestet mit Hornby Maunsell low windows und Bachmann Birdcages).
Halbprofil.
Elektrik
Auch die D 1 ist mit einer NEXT18-Schnittstelle ausgerüstet. Diese scheint sich gerade zu einem Standard bei britischen Dampflokmodellen zu etablieren. In meinem Modell werkelt ein D&H PD18, der den Motor bereits mit Werkseinstellungen sehr gut ansteuert. Geschwindigkeit, Beschleunigung usw. habe ich angepasst und das Feuerbüchslicht auf F 1 gemappt. Dieses liegt interessanterweise physikalisch auf Licht vorn und Licht hinten.
Eine optisch, wie ich finde, bestechend feine Lok mit hervorragenden Fahreigenschaften, die sich sehr gut vor den Maunsell low window und high window-Schnellzugwagen der SR macht. Auf meiner Bahn ist der Einsatz der D 1 anachronistisch – die D 1 löst die King Arthur class ab (hm, oder anders gesagt, sie darf deren Zug auch mal bespannen). Einzig die Zugleistungen können mit der sonst hervorragenden Performance nicht mithalten. Aber Dapol kann Dampfloks zur Zeit!