gerade kommen mir Fragen zum Thema Rangierbetrieb im Bahnhofsbereich in den Sinn. Haben wir noch gar nicht im Speziellen beleuchtet soweit ich vollständig mitgelesen habe. Welche Loco-Typen waren typisch in den unterchiedlichen Dampfepochen, sagen wir mal z.B. 3-5, für den Shunting-Betrieb? Panniers, Saddles, Jinties usw.? In welcher Form wurden weitere Aufgaben im Rahmen einer Branchline zusätzlich erfüllt?
Ups! Tschuldigung, ich wollte mit diesem Beitrag nicht gleich den ganzen Thread blockieren und einschläfern, für andere Beiträge lahmlegen oder die Aussagen über britische Locos mindern. War anscheinend eine Panne-Amateurfrage meinerseits. Geht klar ohne Narben. Cheerio Gordon
Du hast hier nichts blockiert, ich habe mal in meinen Büchern recherchiert, und gebe jetzt mal ein paar Beispiele die ich aus Modelling Scotlands Railways und Freight Train Operation. Also erst mal zu Modelling Scotlands Railways: Dort wird erwähnt das z.B. im Rangierbahnhof von Dundee und anderen schottischen Städten aufgrund der engen Radien nur kleine Lokomotiven eingesetzt werden konnten. Ich denke aber das dies genauso für den Rest der Insel gilt. Während der Zeit der Dampfloks wurden viele kleine 0-4-0 Tenderloks entwickelt. So baute die NBR die Loks der Klasse Y9, die ihren Kohlevorrat in einem kleinen 2 achsigen Wagen mitsich führte. Die GNoSR baute die 0-4-2 Z4 Loks während die Caledonian die 0-4-0T die unter dem Namen Pug bekannt wurden (da gab es ja mal ein Modell von Dapol und jetzt glaub ich von Hornby). Die LMS baute eine 0-6-0T Hafenrangierlok, von denen 5 in Schottland eingesetzt wurden. Nun einiges aus Freight Train Operation: Die GWR setzte unter anderem die Pannier Tanks für den Rangierdienst ein. Die LNWR baute 1889 eine 0-6-0 Schlepptenderlok, welche 1906 zu einer 0-6-0 Tank Engine umgebaut wurde, Bei der LMS erhielt sie die Nummer 7496 und wurde 1930 ausgemustert. Bei der LMS wurden die bekannten 3F Jinty's zum Rangieren eingesetzt aber auch deren Vorgänger wie die von Modellbahnern genannten Halfcabs, deren hinterer Teil der Führerstands nicht überdacht ist. Bei der GNoSR wurde auch eine 0-6-0T 1921 gebaut und erst nach 40 Jahren ausgemustert. Bei der LMS hatte die Lok die Nummer 16173
prima, vielen Dank für deine Auskunft. Ich denke gerade der Kernsatz mit den engen Radien und der damit verbundenen und notwendigen Achsfolge gibt einen guten und einen grundlegenden Ansatz auf dem Weg zu einem realistischen Bild im Bahnhofsbetrieb. Die Auswahl der noch zu erwerbenden Loks hängt für mich davon ab. By the way, weißt du zufällig noch ob es sowas wie eine "Köf" im England der damaligen Zeit gegeben hat, also eine Lok, die den Bahnhofsbereich nie verließ? Andersherum gefragt, wurden im Prinzip alle Saddles, Jinties oder Paniers etc. auch zusätzlich auf den angrenzenden Nebenstrecken eingesetz, ggf. wenn ja mit welchem Rollmaterial?
Die Panniers und die Jinty fuhren auf jedenfall auch im Streckendienst. Die LNER hat wohl Sentinels ob die mit Dampf oder Diesel fuhren weiß ich leider nicht eingesetzt. Die LMS hat Anfang der 40er Angefangen 3 achsige Rangierdiesel zu bauen, daraus entwickelte die BR dann die Class 08
Als britische "Köf", zumindestens was die Verbreitung (996 Stück gebaut !!!) anbetrifft, würde ich die Class 08 bezeichnen. Auf die freie Strecke zum Zugdienst ist sie aber nie gekommen, einfach zu lahm mit 24 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Dafür bekamen einige 08er ein neues Rappelgetriebe mit anderer Übersetzung und waren fortan "Class 09" geheißen. Mit ihrer raketengleichen Vmax von immerhin 32 Sachen waren sie dann durchaus auch vor Personenzügen zu gebrauchen.
Aber auch hier: keine Regel ohne Ausnahme. In der gewohnt akribischen Art listet unser british wikipedia unter dem Punkt "Passenger duties" die Zugeinsatzfälle der Class 08 (sogar mit Schlafwagen von Preston) auf. Klickmich hier: http://en.wikipedia.org/wiki/British_Rail_Class_08
Vorsicht, vorsicht !!! Torsten, mein lieber freund, tut mir leid dich zu korrigieren, und von belehren möchte ich nicht sprechen, ABER . . . deine info von Wikipedia muss du richtig lesen und interpretieren. Ich zitiere: "(sogar mit Schlafwagen von Preston)", ende der zitat. Es steht da, das die Schlafwagen waren, innerhald der Preston Bahnhof, umrangiert und auf ein andere zug zugestellt. Auch die andere sachen war nur als rangieren innerhalb des Bahnhofs, um züge zusammen zustellen. Solche loks waren NIE auf freien strecken mit personen züge unterwegs. Höchstens als mittel um leeren zügen zum/von abstellgleise zu bewegen.
Um etwas mehr über Rangierloks zu klären, in der regel waren, angefangen von den früheren gesellschaften, kleine, starke (für die zeiten), loks zum rangieren gebaut, die auch auf kleinere radien fahren könnte. Das heiist, von 0-4-0, über 0-6-0 bis 0-8-0. Jede loktyp war für seine bestimmte zweck entwickelt und gebaut. In laufe der jahre, als züge/wagen immer grösser und schwere wurden, waren die loks auch weiter entwickelt. Die meisten 0-6-0T (dampf)loks, zum rangieren einsatz in Personenbahnhofs waren ältere bauart.
als Köf (K= Kleinlok ö= Ölmotor f= Flüssigkeitsgetriebe) kann man die Class 08/09 nicht bezeichnen! Im Streckendienst war höchstens die Class 09 fähig - ob aber diese jemals im Streckendienst eingesetzt wurde weiß ich nicht! Zu Kleinloks - in meinen Büchern über die Londoner Eisenbahn sind oft kleine Zweiachsige Loks Diesel-Mechanischer Bauart (auf dem Bild trägt die Lok die Nummer 11503 und rangiert im Commercial Road Goods Depot)
Ich weiß das in London recht früh mit Diesel-Mechanisch bzw. Diesel-Elektrischen Loks rangiert wurde, so sind auch einige Bilder wo die Class 20 (erstes Depot dieser Reihe war Devons Road (heute fährt an dem Gelände die DLR vorbei!)) einige Züge zusammenstellt und dann von Class 31 oder der Class 20 befördert wird!
bei der London Transport wurden die GWR Pannier nicht nur zum Rangieren benutzt, bis in die 1970er Jahren waren die Pannier auch im Streckendienst und nach meinen Recherchen sogar auf British Rail Gleisen zugelassen! Haupteinsatzgebiet war u.a. Müllzüge zum Croxley Tip Siding, Kohlezüge über die Widened Lines (Metropolitan) via Chiltern Court Siding und bis nach Barbican hinunter (und das ohne Kondenseinrichtung!) sowie Kohle für die Neasden Power Station - vermutlich war das der Grund warum einige Bahnstationen das Dach (was vom Krieg beschädigt wurde) komplett abgetragen wurde! Rangiert wurde in den Depots Neasden, Lillie Bridge und Acton Works. Erst in den 1970ern Wurden die Pannier durch Akkuloks ersetzt, wegen wegfall der Kohlezüge (Neasden Power Station wurde stillgelegt!) und der Müllzüge (wurde oberirdisch via LT eigene Müllwagen abgeholt!) - nunmer wurde nurnoch Lillie Bridge als Depot benutzt!
das kam mir auch ein wenig komisch vor, Class 08 und Schlafwagen. Aber so gut ist eben mein Englisch doch nicht, manchmal versteht man eben was nicht richtig. Bei Lesen in rmweb krieg ich manchmal auch nur die Hälfte mit, besonders wenn es ins humoristische abgleitet. Danke für den Hinweis.
Halo Jungs, schönen Dank schonmal für die ausführlichen Antworten. Wenn jemandem noch etwas zu diesem Thema einfällt würde ich mich weiter freuen. Cheerio Gordon
So, ich hab jetzt hier "The Observer Book Of Railway Locomotives Of Britain" von H.C.Casserley, erschienen Anno 1958, zu liegen.
Shunters in jeder Menge. Jede der fünf Regionen von British Railways (und die Western Region) hat einiges aus der Grouping Zeit übernommen, da gab es solche illustren Loks wie B4 Class (ex L.S.W.R.), die "Deeley Dock Tank" Class (ex Midland), die "1101" Class (ex GWR) oder die "611" Class (ex Caledonian Railway). Der letztgenannte Typ hatte übrigens keinen nenneswerten Kohlevorrat auf der Lok, so daß diese häufig mit einem kleinen Vierachser Waggon ständig gekuppelt waren und die Kohle über eine hüfthohe Tür direkt in das Führehaus geschippt wurde. Siehe dazu auch den Thread "Shunting Wagons".
Die "Sentinels", so benannt nach dem Hersteller, waren 0-4-0 Loks mit senkrecht stehenden Kessel und kastenförmigen Aufbau, gebaut ab 1925. Es gab die "Y-1" und die "Y-3" Class. Sie wurden in den Nummern 68138 bis 68182 eingereiht. Einsatzgebiet war hauptsächlich im Norden, aber auch in Cambridge, Peterborough und Lowestoft.
So weit ich es überblicke, wurde von British Railways direkt keine Shunting Loco als Neubaulok gebaut (außer die 28 Stück J72 - identisch mit dem Design von 1898).
Die Frage, welche Rangierlok besonders auch im Personenzugdienst zum Einsatz kamen, richtet sich wohl nach der Möglichkeit die Reisezugwagen zu beheizen und ist nochmals eine eingehende Betrachtung wert.
In der aktuellen "Model Rail" Heft Oktober 2008 ist auf den Seiten 42 bis 48 ein umfangreicher Bild-Bericht über die sogenannten "Station and yard pilots" abgedruckt, der ausführlich auf die eingesetzten Lokomotiven in den vershciedenen Regionen von British Railways eingeht.
Für mich war es überraschend (und es wird auch photografisch bewiesen), daß nicht nur Tenderloks aller Coleur zum Einsatz kamen, sondern auch Schlepptender-Loks wie zum Beispiel die Midland ´2P´ oder GWR ´Saints´ und ´Halls´ auf größeren Bahnhöfen zu diesen Diensten heran gezogen wurden.