In Malaysia (britische Kolonie bis 1957) wurde ebenfalls Technik aus dem Mutterland verwendet. Hier ein altes Semaphore-Signal von dem Hauptquartier der Keretapi Tanah Melayu (KTM) in Kuala Lumpur.
Ist nicht zu erwarten, daß in allen ehemaligen Kolonien des Empire die entsprechende Technik bei der Bahn verwendet wurde? In Indien, Simbabwe, Südafrika, Australien sieht man ebenfalls den britischen Ursprung bei der Signalisierung.
Der Umkehrschluss gilt allerdings nicht. Auch Russland, Japan und Thailand setzen britische Sicherungstechnik ein, und die hatten historisch weniger mit dem Königreich zu tun.
Da gilt dann oft, welche Experten man zu Rate gezogen hat. Da es keine Zentralregierung gab, als Japan elektrifiziert wurde, haben die Präfekturen sich da selber drum gekümmert. Die Folge ist, dass Hokkaido, Tohoku und Tokyo die Briten rangelassen haben, der Süden die Amerikaner. Somit gibt es zwei Starkstromnetze mit 50 und 60 Hz. Immerhin die Spannung wurde auf ziemlich niedrige 100 V vereinheitlicht und amerikanische Steckdosen landesweiter Standard, so dass man heute die meisten Geräte im ganzen Land betreiben kann, weil sie entweder mit Gleichstrom betrieben werden, der immer aus dem Netzteil raus kommt, egal mit welcher Frequenz man es betreibt. Oder den Geräten ist die Frequenz anderweitig egal. Ein Elektrorasierer oder eine Küchenmaschine läuft unter 60 Hz halt schneller, aber funktioniert mit beiden Frequenzen. Brasilien hat ein noch chaotischeres Stromnetz. Dort sind es überall 60 Hz, weil man irgendwann alle Kraftwerke umgestellt hat, bevor man die Einzelnetze landesweit zusammengefasst hat. Ursprünglich hat niemand in Brasilien damit gerechnet, dass es mal Überlandleitungen quer durch den Dschungel geben könnte. Lokal unterscheidet sich die Spannung aber bis heute zwischen 130 und 230 Volt. Auch da kann man also noch an der Steckdose erkennen, ob man die ersten Kraftwerke in der Stadt von Europäern oder Amerikanern hat bauen lassen.
Bei der Bahn wird es nicht anders sein. Wenn ein Land sich im Ausland Unterstützung beim Aufbau der ersten Bahnen oder später eines Sicherungssystems geholt hat, dann hat man das System des Herkunftslandes der Berater normal wohl mit übernommen. Entweder wurde später bei einer Vereinheitlichung dann was neues geschaffen oder auch nicht. Die Briten haben die Eisenbahn erfunden und waren daher gefragte Berater im Ausland. Also werden sie auch ihr Signalsystem exportiert haben, auch wenn es keine historische Verbindung zu dem Land gab.
----------------------------------------------------------------------- Darganfyddwch Sir Frycheiniog ag Reilfford Dyffryn Wysg Discover Brecknockshire on the Usk Valley Line
Zitat von FelixM im Beitrag #4Ja, das ist natürlich zu erwarten.
Der Umkehrschluss gilt allerdings nicht. Auch Russland, Japan und Thailand setzen britische Sicherungstechnik ein, und die hatten historisch weniger mit dem Königreich zu tun.
Viele Grüße Felix
Was ist bei der japanischen und russischen Eisenbahn "britisch" in der Sicherungstechnik? Bei Thailand wundert mich der britische Einfluß nicht, war man in Siam dem Empire recht aufgeschlossen gegenüber.
ich meinte eigentlich den Vietnam, das habe ich verwechselt. In Thailand erkennt man aber dennoch britischen Einfluss.
Generell haben ja nur die Kolonien das britische Signalsystem in Reinform. Wie in dem von @mallarddriver verlinktem Artikel nachzulesen, hat Japan mit dem britischen Signalsystem angefangen und hat dieses in der jüngeren Vergangenheit Richtung amerikanisches System entwickelt. Die Vietnamesen haben britisch angefangen und haben sich später von den Deutschen die technologischen Fortschritte geholt:
In Thailand, so habe ich gerade recherchiert, werden eine Mischung aus deutschen und britischen Signalbegriffen gezeigt. Das Vorsignal (Distant) hat eindeutig britische Form.
Hier ein thailändisches Stellwerk der Bauform Relay Function Switch (RFS): https://twitter.com/rail_operator/status/699202369943314432 Davon sind auch viele in UK gebaut worden, allerdings werden diese zunehmend durch Elektronische Stellwerke ersetzt.
Japan war von Anfang an britisch geprägt, nicht erst seit der Elektrifizierung.
Die ersten zehn Dampfloks ab 1872 kamen von Vulcan Foundry bzw. Sharp, Stewart & Co. 1893 begann mat mit der eigenen Dampflok-Produktion in Japan. Für die Planung und Konstruktion war der Engländer Richard Francis Trevithick, ein Enkel von Richard Trevithick, dem Erbauer der weltweit ersten Dampflokomotive, verantwortlich. Er wurde 1888 als Locomotive Superintendent beim Eisenbahnamt in Kōbe angestellt. Sein Bruder Francis Henry war bereits seit 1876 in Japan als Eisenbahninspekteur angestellt.
Also kein Wunder ;-)
Die ersten noch in GB gebauten Loks mussten übrigens in Japan umgebaut werden. Die Maschinen entsprachen britischer Dampflok-Tradition ohne Rücksicht auf die klimatische Besonderheiten Japans. So mussten die offenen Führerstände nachträglich in geschlossene umgebaut werden.
Nun hat die Denkweise hinter der Sicherung des Bahnverkehrs und der Lokomotivbau nicht allzu viel miteinander zu tun. Miteinander reden gelernt haben die beiden erst um 1900 (Fahrsperren (tripcocks), Gleisstromkreise (track circuits) und -kontakte (treadles)).
Na ja - man kauft als Entwicklungsland (Japan war um 1900 strukturell eins) selten Einzelkomponenten, sondern Systeme. Man lässt komplette Eisenbahngesellschaften, Stromnetze oder Telefonnetze von den Ausländern bauen. Wer also Loks in Großbritannien einkauft, wird auch Signale dort gekauft haben. Spurweite (Kapspur war ja so was wie die britische Exportspur) und Lichtraumprofil gleich mit. Wenn man sie umspurt, kann man britische und japanische Fahrzeuge austauschen, ohne das es irgendwo Kratzgeräusche gibt.
----------------------------------------------------------------------- Darganfyddwch Sir Frycheiniog ag Reilfford Dyffryn Wysg Discover Brecknockshire on the Usk Valley Line
Die Signale sind eindeutig britischen Ursprungs. Man beachte die mechanischen Route Indicators oben an den Signalmasten! Mit etwas Phantasie könnten die Bahnsteige und die Endüberdachung so auch in Großbritannien sein. Das Rollmaterial ist nordamerikanischen Ursprungs, allerdings – häufiger in Südamerika anzutreffen – mit Schraubenkupplung und in diesem Fall auch mit Scharfenbergkupplung ausgerüstet.
die im Bild vorn zu sehenden Diesellok ist allerdings chinesischen Ursprungs und auch die Wagen machen nicht gerade einen nordamerikanischen Eindruck (tippe auf Indien) EMD und Alco haben Loks geliefert die ihren nordamerikanischen Urspung nicht verleugnen können, siehe die Lok oben links im Bild, die aber sonst nicht viel mit US Loks gemeinsam haben.
Zumindest ein halber guter Blick, nur indische Wagen sind keine auf dem Bild. Laut Wikipedia wurden 2014 von China South Locomotives and Rolling Stock Works (CSR) 24 Loks und 160 Wagen geliefert. Die alten Wagen sind von Materfer, der argentinischen Tochter von Fiat Ferroviaria und stammen aus den späten 60er Jahren.
Viele Grüße Mirko
----------------------------------------------------------------------- Darganfyddwch Sir Frycheiniog ag Reilfford Dyffryn Wysg Discover Brecknockshire on the Usk Valley Line