oft zitiert, aber nie belegt: Die Board of Trade Requirements. Diese legten fest, wie Eisenbahnen zu bauen sind.
Das Regelwerk von 1892 enthält die Passage, dass spitz befahrene Weichen so gut es geht vermieden werden sollen. Es findet sich hier: http://www.railwaysarchive.co.uk/documen...rements1902.pdf Das Dokument ist tatsächlich die überarbeitete Ausgabe von 1902, die weggefallenen Stellen sind durchgestrichen, die eingefügten kursiv geschrieben. Dadurch liest es sich etwas schlechter. Die erwähnte Passage ist auf Seite 5 oben.
Es ist klar, daß spitz befahrene Weichen technisch problematisch sein können (das weiß auch jeder Modellbahner). Aber wie soll man z.B. ein Überhol- oder Umsetzgleis realisieren? Gab es nicht auch mal eine zusätzliche mechanische Zungenverriegelung? Siehe Bilder, aufgenommen in Oxenhope bei der Keighley & Worth Valley Railway.
Klar gibt es die und sie wurde und wird verbaut. Aber wo Spitzfahrten ausgeschlossen sind, kann man sie sich schenken und ist trotzdem sicherer unterwegs. Man sollte auch bedenken, dass es zu der Zeit noch nicht unbedingt Signale und Verschlussmechanismen gab, sondern mit Befehlen, also ziemlich wörtlich "auf Zuruf" über jederzeit beliebig stellbare gefahren wurde. So war es auch schnell möglich im Gegengleis zu laden, wenn Weichen spitz befahren wurden. bei einem stumpfen Gleiswechsel musste also bewusst der Zug über den Gleiswechsel zurücksetzen. Das konnte nicht versehentlich passieren. Auch die aufwändigen Junctions mit Weiche in jedem Streckengleis auf die Branchline, einer festen Kreuzung durchs Gegengleis und einer Weiche auf der eingleisigen Branch sind dem geschuldet. Zwar hat man gegenüber der heutigen und schon damals deutschen Version mit Gleiswechsel und Abzweig aus dem Gegengleis eine Kreuzung mehr am Hals, aber eben nur eine spitz befahrene Weiche, nämlich die in der Branch. Bei der deutschen Lösung sind es drei und damit erst mal 2 Zungenverriegelungen mehr und dann immer noch 2 Stellen mehr, wo man versehentlich ins Gegengleis geraten kann.
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Das liegt auch an der unterschiedlichen Stellwerkstechnik. Ich habe leider noch nie selber eine UK Signalbox von Innen gesehen, auf den Fotos war für mich bis jetzt jedenfalls nicht ersichtlich ob es Riegelwerke und Fahrstrassenhebel gibt, wie bei deutschen Stellwerken seit bald 100 Jahren üblich. Diese Vorrichtungen machen es unmöglich auf Signal in eine falsche Richtung zu fahren. Seit den dreißiger Jahren ist es m.W. auch Pflicht in Deutschland spitz befahrene Weichen in Hauptgleisen mit einem Riegel zu versehen.