ich habe vor etwa zehn Tagen drei neue Dapol-Güterwagen bei Modellbahnnion gekauft, die ich kurz vorstellen möchte. Das schöne herbstliche Wetter Ende Oktober lud zum fotografieren im Freien ein.
Das erste ist der Conflat A, Art. 7F-037-102. Die von mir gewünschte Variante mit einem frühen BR-Container gab es zur Zeit nicht, also habe ich ihn ohne Ladung genommen. Da findet sich sicher etwas, was man draufpacken kann.
Leider ist das Fabrikschild nicht aufgedruckt, aber sehr schön gelungen sind die Verzurrhaken an der Plattform. Der Wagen kam bei MU 42,99 Euro.
Der zweite Wagen ist ein Insulated Van, also ein geschlossener Wagen mit Isolierung gegen Kälteverlust. Die Bestellnummer ist 7F-057-005.
Im Prinzip entspricht er den bisher erschienenen Vans auf Chassis mit 10 ft Radstand. Er hat eine detailliernde Nachbildung der Handbremse, nur der Pin fehlt. Gekostet hat er 51,99 Euro.
Der dritte im Bunde ist ein Bogie Bolster, Art-No 7F-061-001 zum Preis von 66,99 Euro. Ich bin von diesem Wagen sehr beeindruckt. Die Vorbildlänge war nur 32 Fuß, also etwa 9,75 m. Im Modell sind das cirka 22 cm, das ist für einen Drehgestellgüterwagen in O gauge nicht viel. Die Rungen oder Stangen (auf englisch "stanchions") sind in insgesamt 24 Positionen auf den Unterlagen einsteckbar. Die Unterlagen ("bolster") sind wie beim Vorbild abnehmbar oder an vier Stellen zu plazieren. So kann man ihn sehr gut an vorhandenes Ladegut anpassen.
Der Bogie Bolster hat das Fabrikschild aufgedruckt "Ashford 1961 30T Lot No 3343". Hübsch sind die die einzeln angebrachten Befestigungsringe für Planen etc., sieben Stück auf jeder Seite. Zusammen mit dem an jeder Stange angebrachten Schäkel sind das nicht weniger als 22 kleine Teilchen, die einzeln im Werk angebastelt werden müssen, beachtlich.
Der Metall-Unterbau mit Vakuum-Bremsanlage und das Sprengwerk des Bogie Bolsters sind sehr gut nachgebildet. Die Bremsleitungen gehen über die ganze Länge mit allen Gelenken und Verbindern. Der Bretterboden ist auch von unten graviert.
Interessanterweise haben alle drei Wagen unterschiedliche Kupplungen. Der Bogie Bolster hat eine Three-Link-Kupplung, der Insulated Van eine Instanter-Kupplung und der Conflat A eine Schraubenkupplungsnachbildung mit fester Spindel. Die Puffer sind bei allen gefedert, die Bremsschläuche ab Werk montiert.
Von unten sieht man die Kupplungsaufnahme. Der Bogie Bolster hat den herkömmliche gefederten Kupplungshaken, der Conflat A und der Insulated Van eine Platte für Kadee-Kupplungen. Es müsste für die Kadee Gearbox #817 oder #818 sein, für eine Kadee Kupplung #740, #742, #745, #746, #747, #804, #805, & #816. Welche Länge und Höhe passt, müsste man ausprobieren. Hat jemand Erfahrungen mit Kadee in O gauge?
Die Lieferung von Modellbahn war schnell und völiig problemlos, und da über 100 Euro Bestellwert, versandkostenfrei.
Danke für die Aufmerksamkeit, beste Grüße, Torsten
Der Drehgestellwagen ist ein Bogie Bolster E, TOPS-Code BE (in deinem Falle BEV wegen der Vakuumbremse). Als kürzeste Gattung der Drehgestell-Stahltransportwagen war er kürzer als die längste Gattung Zweiachser. Gebaut 1961 und 62, waren die Bogie Bolster E im praktischen Einsatz zu kurz für die meisten Stahlerzeugnisse und lebten daher nicht lang, viele bekamen einen neuen Aufbau und waren seitdem als Turbot-Bahndienstwagen unterwegs. Eine kurze Beschreibung dieser Wagen gibt es auf LTSV: https://www.ltsv.com/w_profile_005.php
Die längeren Bogie Bolster C und D aus den 1950ern (die Bogie Bolster C sogar schon ab 1949) hatten ein viel längeres Leben. DB Cargo UK setzt die Bogie Bolster D noch heute ein.
das XP ist eine betriebliche Markierung, um Wagen mit 10 bis 15 Fuß Achsstand und Vakuumbremsausrüstung zu kennzeichnen. Manchmal steht irgendwo geschrieben, dass XP für Express Passenger steht, aber das ist wahrscheinlich nicht ganz richtig. Wagen mit diesem Kennzeichen konnten schneller laufen als Wagen ohne dieses Kennzeichen, und es gab einige schnellere Güterzüge, welche nur aus solchen Wagen gebildet werden durften. Eingeführt wurde es 1938 und nicht mehr neu angeschrieben ab 1972, als im Rulebook die Referenz auf diese Markierung gestrichen wurde. Zu dieser Zeit wurde das Geschwindigkeitslimit von Zweiachsern grundsätzlich herabgesetzt, nachdem man 1966 DP2 auf der ECML verloren hatte und bei darauffolgenden Untersuchungen festgestellt hat, dass kurze Achsstände schnellerem Güterverkehr grundsätzlich entgegenstehen.
auch wenn du sicher recht haben wirst, dass XP-Wagen nicht in die Top-link Schnellzüge eingestellt worden sind, so beschreibst du aber letztendlich doch Merkmale von Wagen, die halt doch schnelllauffähig sind und damit prinzipiell auch in Personenzügen eingestellt werden konnten, ohne diese zu verlangsamen. Mangels eigener Literatur blieb mir nur eine schnelle Suche in britischen Foren. Dort wird bspw. von XP horseboxes berichtet, oder fruit und fish vans, die man an Personenzüge gehängt hat, um die verderbliche Ware schneller ans Ziel zu befördern. Ich glaube auch, dass ich in einem alten BTF-Film (leider weiß ich nicht mehr welcher) eine Szene gesehen habe, in der am Ende eines Personenzuges in Schottland ein paar gedeckte Güterwagen (BR 12t standard und/oder ex Big 4) hingen. Nun mag Schottland eher ein Sonderfall sein (dünn besiedelt, reine Güterzüge lohnen mglw. auch nicht), aber gegeben scheint es den Einsatz in Personenzügen wohl zu haben.
Abgesehen davon: Müsste der insulated nicht eher die boxed-style Anschriften haben? Ich dachte, der Wechsel von weiß auf das ice-blue bei Kühlwagen kam zur gleichen Zeit Anfang der 1960er Jahre (1963 oder so), wie die Einführung der boxed-style Anschriften. Nun ist mir BR nicht als Bahngesellschaft bekannt, die unbedingt schnell neue Anschriften angebracht hat, aber wenn man einen Wagen sowieso umlackiert, sollte man doch meinen, dass man ihm dann auch die neue Beschriftung gegeben haben könnte. Zumindest habe ich den Wagen in 00 von Bachmann in blau und der hat die boxed-style Beschriftung.
BR hat 1959 ein Verbot erlassen, zwei- und dreiachsige Fahrzeuge in Reisezüge einzustellen. Dann war es vorbei mit Horseboxes u.ä. am Zugschluss. Ja, mir sind Bilder bekannt aus den 1980ern auf der West Highland Line mit Presflos oder 45T-Tankwagen am Zugschluss.
Die XP-Markierung war wohl Bedingung für das Einstellen in einen Personenzug, umgekehrt konnte aber nicht jeder XP-Wagen in jeden Personenzug eingestellt werden. Die Höchstgeschwindigkeiten der meisten Personenzüge ließen dies nicht zu, und da die Güterwagen damals wie heute keine Dampfheizleitung besaßen mit Ausnahme von Banana Vans, gab es noch andere, nicht von der XP-Markierung abgedeckten Restriktionen.
Also Fazit: Ja, das XP beschreibt, dass der Wagen baulich für das Einstellen in Personenzüge geeignet war, aber das heißt noch lange nicht, dass es auch betrieblich funktioniert. Daher ist insbesondere die Wortwahl Express Passenger sehr missverständlich.
Bzgl. der Boxed-Anschriften: Da sagst du was! Meine 00-Insulated Vans haben die auch alle. Beim Vergleich ist mir aufgefallen, dass der Farbton Ice Blue vom obigen Dapolmodell nicht getroffen wurde, oder es liegt an den Fotos? Eigentlich müsste die Farbe blasser, ungesättigter sein.
Vielleicht muss man die beiden Wörter einfach trennen. Nicht "Express Passenger" im Sinne von Schnellzug sondern "Express + Passenger", also geeignet für Expressgüter- und (vom Charakter eher regionale) Personenzüge.
----------------------------------------------------------------------- Darganfyddwch Sir Frycheiniog ag Reilfford Dyffryn Wysg Discover Brecknockshire on the Usk Valley Line
...Beim Vergleich ist mir aufgefallen, dass der Farbton Ice Blue vom obigen Dapolmodell nicht getroffen wurde, oder es liegt an den Fotos? Eigentlich müsste die Farbe blasser, ungesättigter sein.
Hallo Felix,
ich habe den Wagen nochmal neben einen RAL-Farbfächer gelegt. Wobei es grundsätzlich schwierig ist, britische Eisenbahnfarben mit RAL-Farbtönen zu vergleichen. Das kann immer nur eine Annäherung sein.
Das bei normalen Tageslicht (leicht bewölkt) aufgenommene Foto habe ich bewusst unbearbeitet (Farbton, Schärfe usw.) belassen. Die blaue Farbe ist ein wenig heller als RAL 5007 Brilliantblau. Für meinen Geschmack könnte es auch ein wenig blasser sein. Aber vielleicht kann man etwas mit Pulverfarben oder einem leicht milchigen Mattlack machen. Dazu fehlen mir die Erfahrungen.