für alle die, die die Seite noch nicht kennen, sei hier der Hinweis auf eine weitere Versteigerungsplattform erlaubt, nämlich http://www.zoll-auktion.de. Hier versteigert nicht nur der Zoll beschlagnahmte Güter und seine ausgesonderten Dienstfahrzeuge, vielmehr steht diese Plattform allen Behörden zum Einstellen von Artikeln offen. Es lohnt sich mitunter, gelegentlich mal einen Blick hinein zu werfen. So konnte ich vor einiger zeit von einer Außenstelle des bayerischen landwirtschaftsministeriums einen ausgesonderten 6 x 6 - Diaprojektor zu einem Spottpreis erwerben.
Aktuell werden vom Finanzamt Buchholz (Nordheide) sogar drei Modelle von Bachmann-Branchline angeboten. Seht doch selbst mal nach:
Kannst du mir bitte erklären warum solche artikeln vom Zoll versteigert werden ???? Schliesslich gibt es Zollfreie bewegungen innerhalb der EU, ausser für zigaretten, usw, und diese wagen sind nicht mehr als ein paar Euros wert.
ich arbeite zwar nicht beim Zoll, sondern bei einer anderen Dienststelle der Bundesfinanzverwaltung (federal assets office), aber während meiner Ausbildung habe ich einiges von den Kollegen vom Zoll mitbekommen.
Es ist vollkommen richtig, dass es innerhalb der EU so gut wie keine Zölle mehr gibt. Allerdings gibt es im Reiseverkehr immer noch - wenn auch ziemlich hohe - Freimengengrenzen. Und wenn die überschritten werden, wird die Ware beschlagnahmt. Das gleiche geschieht, wenn solche Sendungen aus dem nicht-EU-Ausland kommen, und da fällt mir als erstes die Schweiz ein, die zollrechtlich nicht zur EU gehört (allerdings gibt es für viele Warengruppen Sonderabkommen). Und soweit möglich, werden diese beschlagnahmten Waren dann auf der Plattform versteigert.
Noch ein wichtiger Aspekt: Seit den auf das Schengener Abkommen folgenden Grenzöffnungen wurden die Aufgaben des Zolls bei der Grenzaufsicht starkt reduziert, so hat Deutschland Außengrenzen nur noch zur Schweiz und an den Flughäfen und Überseeehäfen. Die durch die Aufgabenreduzierung frei gewordenen Bediensteten wurden mit anderen Aufgaben betraut, die der Zoll nun zusätzlich übernommen hat.
Dazu zählt unter anderem die Vollstreckung. In dem Dienstgebäude, in dem ich arbeite ist ein Sachgebiet Vollstreckung des Zolls untergebracht. Die fünf Beamten üben dieselbe Tätigkeit wie ein vom Gericht bestellter Gerichtsvollzieher aus, allerdings vollstrecken sie nur Forderungen des Bundes, nicht von Privatpersonen oder Unternehmen. Und bei diesen Vollstreckungen werden auch Gegenstände mitgenommen, die dann später bei http://www.zoll-auktion.de landen.
Des weiteren werden die ausgesonderten Dienst-Kraftfahrzeuge und viele Gerätschaften aus den Dienststellen über die Zoll-Auktion versteigert. Die Bundesfinanzverwaltung hat eine zentrale Dienststelle bei Frankfurt, ich meine in Niedernhausen, wo alle Dienstfahrzeuge mit einer bestimmten Kilometerleitung oder einem bestimmten Alter hin verbracht werden. Von dort aus erfolgt dann die Einstellung in die Zoll-Auktion.
Und schließlich hatte ich es in meinem Eingangsposting schon erwähnt, die Plattform steht auch anderen öffentlichen Dienststellen zur Verfügung. Wenn Ihr mal genau hinschaut, wer die Gegenstände anbietet (Ansprechpartner), werdet ihr viele Finanzämter und Stadtkassen dort finden. Die haben auch irgendwelche Schulden von Bürgern oder Firmen vollstrecken lassen und sind so zu Autos, Schmuck oder sonstigen Waren gekommen, die sie dann über die Zoll-Auktion anbieten. Und manche Behörden oder Schulen versteigern ausgesonderte Gerätschaften. So waren kürzlich sogar einige Kameras im Angebot, mit denen die Polizei in Köln früher bei Radarkontrollen die Raser fotografiert hat.
In der Rubrik "Spielwaren - Modelle" tauchen immer wieder Eisenbahnmodelle auf. Bei einigen LGB-Artikeln habe ich auch schon kräftig mitgeboten, hatte aber leider keinen Erfolg. Aber es lohnt sich, gelegentlich mal wieder bei der Internet-Seite vorbei zu schauen.
Hallo Hubert , wenn ich richtig verstanden habe werden also Ansprüche des Bundes (des Zolls) gegenüber Personen und/oder Firmen geltend gemacht die zu zahlende Zölle nicht entrichtet haben ? Kann denn der Säumige seine ihm "abgenommenen" Dinge wieder erhalten - nach Entrichtung der Gebühr o.ä. ? Habe vor Jahren mal bei einer Speditionsfirma ausgeholfen die sogenannte Zwangsumzüge durchgeführt hat . Die Verbringung der Habe des Schuldners in eine Pfandkammer ist dort obligatorisch aber nicht ganz "endgültig" falls er Mittel aufbringen kann die Schulden zu bezahlen . Läuft das beim Zoll ähnlich ?
Interesannt aber der Wert der 3 Wagen, die eigentlich ein "Witz" sind ... Neupreis höchstens 20 Pfund für die drei Wägelchen ... und die sind ja älteren Datums ... also Reich werden die damit nicht ...
es handelt sich nicht nur um Ansprüche des Zols, sondern auch um Ansprüche anderer Bundesverwaltungen. Wenn diese Dienststellen einen bei Gericht Vollstreckungsbescheid über einen Betrag X erwirkt haben, kann dieser anstatt an die Gerichtsvollzieherverteilerstelle des zuständigen Amtsgericht auch an die Vollstreckungsabteilung des Zolls abgegeben werden. Die werden dann genau wie ein "normaler" Gerichtsvollzieher tätig.
Und das bedeutet, dass zuerst versucht wird, die Forderung in bar zu vollstrecken. Sollte das nicht gelingen, werden Gegenstände gepfändet und eingezogen. Diese werden dann - wie Du schon richtig festgestellt hast - eine zeitlang in der Pfandkammer des Zolls aufbewahrt. Die Fristen sind mir aber nicht geläufig, so genau kenne ich mich da nicht aus. Und wenn der Schuldner seine Zahlung vor Ablauf der gesetzten Frist noch leistet, bekommt er natürlich die gepfändeten Gegenstände wieder zurück.
Wenn solche Gegenstände wirklich zur Versteigerung kommen, muss der zuständige Bearbeiter den Neuwert ermitteln, und daraus den Zeitwert. Das war früher mitunter recht aufwändig, ist heute aber dank Internet kein Problem mehr. Das Startgebot ist dann die Hälfte des Zeitwerts. Deshalb kommen bei den auf der Plattform zu beobachtenden Auktionen mitunter Startpreise heraus, die total am Markt vorbei gehen. Sollte sich deshalb kein Bieter finden, werden diese Gegenstände dann meistens noch ein zweites oder drittes Mal eingestellt, wobei dann das Startgebot immer niedriger angesetzt wird.
Wie schon geschrieben, man kann dort mitunter richtige Schnäppchen machen, aber viele Dinge sind auch recht teuer. Es ist aber immer sehr interessant, was dort angeboten wird. Kürzlich waren es sogar zwei vierachsige Selbstentladewagen, vollbeladen mit Gleisschotter. Nein, keine Modelle, Originale im Maßstab 1:1. Die hat ein Finanzamt aus den neuen Bundesländern dort eingestellt. Möglicherweise hatte der Eigentümer irgendwelche Steuern nicht bezahlt und man pfändete dafür die beiden Wagen. Es müssen aber schon ein paar Jahre von der Pfändung bis zur Versteigerung vergangen sein, denn bei beiden Wagen waren dann die Untersuchungsfristen abgelaufen. Deshalb hielt sich das Interesse in Grenzen ...