WER kennt nicht nur die beiden Wörter <SLIP CARS> oder SLIPPING CARS, sondern kann auch erklären, was es damit auf sich hat? Ich habe das in einem Gespräch mit älteren Zugschaffnern in einem brit. Pub aufgeschnappt, mir die Sache damals aber nicht notiert... Ich erinnere mich nur noch, daß bei Expresszügen/Personenzügen (?) bis zu drei Wagen - die am Zugende liefen - abgekuppelt worden sind ( natürlich während der Fahrt), als der Lokführer an einem bestimmten Signal (welchem?) vorbei kam und seinen Zug deshalb leicht abbremste. Als dann abgekuppelt ( wie ? )war (Kontrolle = ein Signal ? ), beschleunigte der Zug sofort und die letzten Wagen "slippten" alleine - immer langsamer werdend hinterher. Dann kam eine Weiche = Einfahrt in die Haltestelle/Bahnhof, die wurde nach dem der erste Zugteil vorbei gerauscht war, auf Abzweig gestellt. Ein Schaffner/Bremser stand "vorne" im loklosen Zugteil und bremste entsprechend die Wagen ab, bis sie am Bahnsteig gebremst standen...
Wissen möchte ich, WANN wurde dies praktiziert? WO, also auf welcher brit. Bahnlinie/ Gegend ? Vielleicht kennt jemand auch noch das WARUM, die Gründe ?
Hier in D undenkbar, oder? meint
rex.
"The Continentals have sex life, "The British have hot water bottles" Englisch Seminar, Uni von Bristol, 1964.
mit der Schraubenkupplung geht das nicht - da man wärend der Fahrt nicht Abkuppeln kann, vermutlich waren es Wagen mit Klauenkupplung - aber der Begriff "Slip Car" kenne ich nicht - noch nie gehört!
" Jemandem den Laufpass geben", oder einfach: "gleiten", "entgleiten", oder "sich befreien von". Soweit mal die Erklärung von "to slip" in Bezug auf mein Thema. SLIP COACHES ist besser als cars, denn coaches sind PERSONENWAGEN. Und um die geht es hier. Hab mal in meinen Notizen geblättert, aber nicht allzuviel gefunden. Anfänge und Ende: Die ersten slip coaches gab es ab 1850, die letzten sind "davongeglitten" so bis 1939...
Prinzip: ein schlauer Kopf kam auf die Idee des nicht stoppenden/anhaltenden Zuges. Man brauchte einen guten Bremser ( guard ) und ein Stirnwandfenster, eine Bremse, eine lösbare Kupplung. Dazu eine Weiche mit Ausweichgleis und - natürlich - den Bahnhof!
Zugbildung: Die Great Western Rwy mit ihrem CORNISH RIVIERA EXPRESS Zug. Der bestand aus Lokomotive und vier Zugteilen, wobei drei (!) Teile als SLIP COACHES bestanden, jeder besetzt mit dem extra Bremser ( guard ). Vor jedem Bahnhof, durch den der Express OHNE HALT fuhr, stand wohl ein Signal ( ?) und da musste der Lokführer pfeifen (?). Daraufhin bremste er ganz sachte und in diesem Moment löste der Bremser die Kupplung an seinem Zugteil. Der Lokführer drehte wieder auf und der Express hatte sich von seinen slip coaches befreit; sie entgleiteten ihm. Kaum war der Express über die Einfahrtweiche gedonnert, wurde sie auf Abzweig gestellt und die slip coaches rollten in den Bahnhof an ihren Bahnsteig und die Passagiere stiegen aus.
Möglichkeiten: Die slip coaches wurden später von einem up train mit zurück genommen nach London. Oder - wie in anderen Fällen, sie wurden an einen wartenden Zug gekuppelt und in eine andere Richtung weiter befördert.
Geschwindigkeit beim Slippen: Musste immer über 55 mph sein, oft schon über, an die 70 mph.
Unfälle durch Slippen: Nur ein einziger bekannt, keine Toten, kaum Verletzte. Soll Nebel geherrscht haben. SC lief auf haltenden Zug -wieder - auf...
Probleme mit Reisenden - im falschen slip coach? KEINE. Da die Schaffner vor dem Einsteigen die tickets kontrollierten und die Reisenden einwiesen!
rex
PS: da fällt mir der Reisende von FRANKFURT/Main nach FULDA ein, der trotz mehrerer Lautsprecherdurchsagen am Bahnsteig, Hinweis im Fahrplan, Hinweisschildern auf dem Bahnsteig, und Durchsagen im ICE VOR der Abfahrt, DASS DIESER ICE NICHT IN FULDA HÄLT (!!!) trotzdem einstieg, sich setzte und bei der Fahrkartenkontrolle auf seinen Fehler aufmerksam gemacht (HANAU schon vorbei )seinerseits fast eine Prügelei mit den zwei Zugbegleitern anfing und sich weigerte, bis zum nächsten Halt nachzuzahlen. Was passierte? Na klar, der ICE musste (!) in FULDA halten, der Mann wurde rauskomplementiert. Nur eine Tür wurde geöffnet. Pech für die Einlass heischenden am Bahnsteig stehenden Reisnden - es war nicht ihr ICE.Alle anderen Türen blieben zu. Aber wer hört schon auf die Durchsagen? Vor allem, wenn man ständig mit dem Handy telefoniert, oder laute Bassmusik in den Kopfhörern hat?
"The Continentals have sex life, "The British have hot water bottles" Englisch Seminar, Uni von Bristol, 1964.
habe noch in meinen Notizen gesucht und dies gefunden: Die Bahn, die zuallererst Wagen geslippt hat, war die LONDON 6 BLACKWALL RAILWAY, so ab 1840 . Die LONDON BRIGHTON 6 SOUTH COAST Rwy hat wohl in großem Stil - also auf ihren Hauptbahnen - slip-coach-service eingeführt ab 1858. Die GREAT WESTERN hats ebenfalls ab 1858 auf ihrer Breitspur getan. Die anderen haben es mehr oder weniger auch exerziert, so dass bis vor dem 1914iger Krieg etwa täglich 200 mal geslippt wurde! Erstaunlich, finde ich. So hats die GREAT NORTHERN Rwy 30x täglich, gefolgt von der G.W.Rwy mit 27x, die BRIGHTON mit 27x, die MIDLAND sowie die GREAT EASTERN mit jeweils 25x . Ja, die G.W. und die L & N W hatten gar double-ended slip coaches! Wie bereits erwähnt, gab es in einem Zug von Paddington Station bis zu vier(!) Slipps. Da man jeden Slip mit extra Kontrollampen heckseitig ausrüstete, kam es vor, dass das Zugende ab Paddington Stn. mit insgesamt 8 ( acht ! ) Schlußlampen ausgerüstet dahinrollte! DAS möchte man mal in 00 nachbauen... Übrigens, es wurden auch vier Wagen in einen Slipp gestellt, inklusive einem SPEISEWAGEN (!). Das war vor 1914 der G W Zug ab Paddington um 11Uhr50 nach TORBAY; geslippt wurde bei TAUNTON.
rex.
"The Continentals have sex life, "The British have hot water bottles" Englisch Seminar, Uni von Bristol, 1964.
jetzt ist nur noch die Frage welche Kupplungen die Benutzt haben - eine frühe Form der Klauenkupplung, oder gar schlichte Kettenkupplungen die mit einem senkrechten Bolzen (der dan herausgeschlagen wurde/ müsste!) gesichert war!...
-- eine frühe Klauenkupplung... oder Kettenkupplungen ?
WEDER - NOCH!
Es wurden die "normalen" Kupplungen benutzt, mit einigen weiteren "Teilen". Das waren zB. bei der GWR dann einmal die verschließbaren Bremsleitungen - sonst wären beim Slippen ja beide Leitungen offen ( "GEFAHR") und hätten eine Notbremsung des Zuges ausgelöst. Dann mußte der bremser im Slippteil auf das sachte Abremsen des zuges warten. In disem moment des "slacks", als quasi der Slipteil schneller, der vordere Zugteil langsamer wurde, konnte per Hand und Winkelhebelgestänge der Kuppelhaken des vorderen Zugteil angehoben werden (dieser mußte IMMER in den Haken des Slippteils eingelegt/gekuppelt werden!) - und der vordere Zugteil war vom Slippteil getrennt. Der Lokführer gab nun wieder Volldampf... Der Bremser hatte ja drei Fenster im Kopfende seines Slippteils, und neben dem Kupplungslösestellteilkasten noch einen Bremsratschenständer. Das Teil muß man sich vom Vorgang her denken wie bei einer Ratsche fürs Auto ( also Funktion wie beim Drehmomentschlüssel, einstellbar und ratschbar ). So konnte der Bremser "Zahn-für-Zahn"gaaaanz sachte anbremsen, und wenn nötig, ganz schnell lösen oder gar festbremsen. Der große Vorteil einer solchen Bremsratsche ist auch der, dass beim Lösen der lange Bremshebel nicht zurückschlägt und dem Bremser den Arm (oder mehr) zertrümmern kann. ( das habe ich mal in einem Straßenbahnanhänger in Hannover erlebt; der arme Schaffner!). Für die Fahrgäste in manchen Schnellzügen, die ihren Speisewagen im vorderen Zugteil hatten, war es für manchen mit Blick auf die Uhr geboten, sich rechtzeitig wieder in seinem Slippteil einzufinden, denn vor dem Slippen wurden nicht nur die Leitungen verschlossen, sondern auch die Durchgangstüren verriegelt....
rex.
"The Continentals have sex life, "The British have hot water bottles" Englisch Seminar, Uni von Bristol, 1964.
Ich habe keine Fotos, leider. Bilderß da werde ich mal suchen, vielleicht was by H.Ellis uam. Wird schwierig, da ich wenige Bücher und über dieses besondere Thema keine besitze. Müsste mal bei den brit. Foren anfragen, hat da jemand eine www? Ich habe auch in meinen Notizzetteln nicht vermerkt, wer mir das damals erzählt hat. Ist schon zu lange her. Trotzdem versuche ich mal eine Skizze zu erstellen, aber das dauert, da ich ab morgen viel zu erledigen habe. vielleicht findet ihr ja was woanders?
rex.
"The Continentals have sex life, "The British have hot water bottles" Englisch Seminar, Uni von Bristol, 1964.