Was macht man denn an einem Novembersonntag, wenn man fern der Heimat in französischen Landen ist? Museumsbahnen fahren nicht, für Vorbilderkundungen ist es zu naß und zu kalt. Also, Modellbahn. Die Internetsuche bemüht, und siehe da, eine Modellbahnbörse! Vielleicht haben die auch was britisches, England ist ja nur gefühlte 150 km weg.
Die Börse war in Pont-a-Marcq. Das ist ein Nest von 2700 Ew. und liegt im Nordosten der Grande Nation, im Department Nord-Pas-de-Calais. Unser Nachbarland hat viele schöne Landschaften, Pas-de-Calais gehört eher nicht dazu. Und im November mit Schneeregen schon gar nicht.
Nun gut, der "Salle de Communale" (Gemeindesaal) war dank Auschilderung schnell gefunden und auch gut beheizt. Innen hatten diverse Händler reichlich die Tische belegt, wie zu erwarten mit Jouef, Roco, Piko, Fleischmann, REE, LS-Models und so weiter. Das geschulte Auge hat aber sofort die britischen Preziosen erspäht, wie diese LIMA LNER Class J50.
Von den Proportionen ist das LIMA-Modell im Maßstab 1:76 leidlich gelungen. Die Radsätze sind nicht durchbrochen, auch die sonstige Antriebstechnik machte keinen vertrauenerweckenden Eindruck. Dank Übersetzungshilfe eines englisch sprechenden Standnachbarn konnte aufgrund des kaputten Motors der Preis auf 10 Euro gedrückt werden. Ich hab sie als Andenken mit genommen (Kühlschrankmagneten gab es nicht), auch wenn ich so keine rechte Verwendung habe. Zuhause habe ich sie dann doch mal geöffnet, den Motor demontiert und gereinigt. Er drehte, aber sehr, sehr schlecht. Fahren kann man damit nicht. Die Radsätze sind keine Pizzaschneider, sie würden wohl noch gehen. Ein Komplettumbau des Fahrwerkes ist angebracht. Gibt es irgendwo ein Austauschfahrwerk?
Ich habe mich darauf ein wenig mit der Historie der LNER Class 50 beschäftigt. Merkwürdig, daß nach dem LIMA-Modell aus den 70er Jahren bis heute nicht wieder etwas von einem britischen Hersteller heraus gebracht wurde.
Immerhin gab es beim Vorbild 102 Stück, und die letzte wurde erst 1965 außer Dienst gestellt. Eine vielseitige Lok, rangieren, kurze lokale Güterzüge, Nachdrücken und auch ab und an Personenzüge. Der Kontrukteur war Nigel Gresley, sollte das alles im allen nicht Grund genug sein, mal ein Modell auf neuesten Stand zu erstellen?
Aus der alten LIMA-Lok könnte man was machen, ohne neuen Antrieb wird es aber nichts.
die J50 entstammt der Great Northern Railway (GNR), also der Gesellschaft, der der Londoner Bahnhof Kings Cross sowie der Lokingenieur Sir Nigel Gresley (HNG) entsprang. Leichte Vielzweckmaschinen hatten alle Vorgängergesellschaften der LNER, und sie alle haben bis in die BR-Zeit überlebt, wie hier dargestellt.
Ich besitze ebenfalls 68920. Der Motor ist ebenfalls hinüber. Das Modell überzeugt auch in der Breite nicht so recht, die Wasserreservoirs sind zu breit geraten, was aber an den Gesamtproportionen des Modells liegt. Man kann dies also nicht einfach durch abfeilen /-schneiden beheben, denn dann wäre die Pufferbohle zu schmal.
Ursprünglich wollte ich ihr ein Tauschchassis spendieren. Hervorragend geeignet ist die bachmann GWR 5700 Class, sowohl vom Achsstand als auch vom Raddurchmesser. Diese erwarb ich am 08.11.2013 hier im Forum: Sammlungsbereinigung Da kurz darauf einige GWR-Fahrzeuge den Weg zu mir fanden, wollte ich das Chassis austauschbar machen, sozusagen wahlweise 5700 oder J50 Class. Für 2015 hat Hornby allerdings ein neues Modell angekündigt, und so bleibt meine Pannier eine Pannier und die neue Hornby J50 wird angeschafft, so dass das alte Limamodell nicht mehr benötigt wird.