Virgin und Stagecoach haben das Wort gegen das Franchising-System auf Langstrecken erhoben und sehen in Open-Access-Anbietern eine Gefahr für den Franchiseholder. Sie schlagen ein alternatives Konzept vor, in dem Trassenbündel an den meistbietenden versteigert werden. http://www.railwaygazette.com/news/polic...stagecoach.html
aktuell von diesem Jahr, eben erst entdeckt: Die Rail Delivery Group fordert ein neues System, bei dem regionale Behörden an den Ausschreibungen mitmachen und die Fahrgastinteressen in den Mittelpunkt rücken. Das erinnert an das System, das wir in Deutschland haben. https://www.raildeliverygroup.com/media-...2019-04-30.html
krisenbedingt ist das Franchisingsystem abgeschafft, die Train Operating Companys geben Erlöse und Risiken einfach an das DfT durch und bekommen eine kleine "Management Fee". Diese Notmaßnahmen sind erst einmal auf 6 Monate beschränkt, aber definitiv signalisieren sie auch den Anfang vom Ende des Franchising-Systems. https://www.theguardian.com/world/2020/m...hise-agreements
die Neue Züricher Zeitung hat einen guten Artikel über die derzeitige Situation im britischen Franchising-System und warum der Coronavirus-Lockdown ironischerweise der erste Schritt Richtung Besserung ist:
heute hat das Department for Transport verkündet, was es für die Zukunft für Pläne hat.
Alle Details sind noch nicht bekannt. Auch schreibe ich hier unter dem Disclaimer, dass ich möglicherweise nicht alles richtig verstanden habe.
Es wird eine neue staatseigene intergrierte Organisastion namens Great British Railways geben. Diese organisiert sowohl die Infrastruktur als auch den Betrieb darauf. Sie ist in kleine Organisationseinheiten namens "regional railways" aufgeteilt. Diese kümmern sich mit und ohne regionale Auftraggeberpartnerschaften wie z.B. die ehemaligen Verkehrsverbünde oder die Staatsregierungen von Wales, Schottland und Nordirland um den lokalen Nahverkehr. Open-Access- und Güter-Unternehmen interagieren zukünftig auch mit Great British Railways. An den Schienenfahrzeug-Besitzerverhältnissen (Roscos) soll sich dagegen offenbar nichts ändern.
Die folgenden beiden Grafiken sind ein Schaubild vom DfT. Sie geben einen groben Überblick, allerdings sind sie nicht selbsterklärend. Fragen wie ob die Rail Delivery Group im zweiten Bild vergessen wurde und ob Network Rail aufhören soll, als Unternehmen zu existieren werden nicht beantwortet.
Die große Frage, ob sich im optischen Erscheinungsbild der Züge und Bahnhöfe etwas ändern soll, bleibt erst einmal unbeantwortet. Da die Begriffe (Great) British Railways und Regional Railways historisch schon mal in Verwendung waren, gibt es aber natürlich entsprechende Reaktionen unter Beobachtern, von denen ich eine mal exemplarisch ausgewählt habe.
Es werden nicht nur die Nahverkehrsleistungen unter GBR abgewickelt, sondern komplett alle Personenverkehre (also auch der Fernverkehr). Gehen tut dies übrigens nur weil GB nicht mehr EU ist. Unter EU-Regularien wäre dies nicht möglich. GBR übernimmt Network Rail, betreibt die Stationen und ist verantwortlich für den Fahrplan und das Ticketing. Für den Nutzer wird also nur GBR in Erscheinung treten - unabhängig von den vertraglichen Nachläufen.
Die Züge werden (und meine persönliche Vermutung hierzu ist "vorerst") durch private Betreiber gefahren, welche in Vertrag zu GBR stehen und die Verkehre quasi im Auftrag der GBR fahren. Boni wird es geben für Servicelevel und Qualität. Ich gehe davon aus, dass mit notwendiger Anschaffung neuer Züge jeweils die Rolle der Privatbetreiber zurückgefahren wird und die Verkehre zunehmend in staatliche Hand übernommen werden.
Wobei es sich hier nicht direkt um eine Verstaatlichung handelt wie bei Scotrail oder TfW, sondern um den Einsatz des Operators of Last Resort. Dies kam auch in der Vergangenheit häufiger vor, aktuell z.B. bei Northern, davor bei NorthEastern.