heute ist viel passiert. Zunächst: Die East Midlands Franchise ist an Abellio vergeben worden. Unter dem Markennamen East Midlands Railway (das jetzige Unternehmen Stagecoach bezeichnet sich als "East Midlands Trains") wird Abellio die Fernzüge von und nach London St Pancras, heute HST und Class 222 Meridian komplett ersetzen, wobei Zweikrafttriebzüge zum Einsatz kommen sollen. Obwohl der erste neue Zug schon im April 2022 fahren soll, ist die Fahrzeugbestellung noch nicht abgeschlossen, daher werden über die neuen Züge derzeit noch keine weiteren Infos an die Öffentlichkeit gegeben.
Stagecoach ist vom Vergabeprozess für die East Midlands Franchise, die South Eastern Franchise sowie die West Coast Partnership ausgeschlossen worden. Hintergrund dazu ist, dass das Department for Transport mit der Umlegung des Risikos des Railways Pensions Scheme unzufrieden ist. Das Railways Pensions Scheme ist eine Art Betriebsrente, die die Einlagen am Markt anlegt. Damit verbunden sind gewisse Risiken, und das DfT erwartet, dass die Franchisebieter dieses Risiko ohne Gegenleistung übernehmen, während Stagecoach in seinen Angeboten das Risiko mit 500 bis 600 Millionen Pfund eingepreist hat. Die unabhängige Rail Delivery Group hat schon letztes Jahr den zuständigen Secretary of State namens Chris Grayling gewarnt, dass die Franchisebewerber hauptsächlich Züge fahren sollen und dass jede finanzielle Nebenabrede in den Ausschreibungen das System Bahn stört. Darauf wurde nicht eingegangen, und Stagecoach hat es jetzt "erwischt".
Die Vergabe der South East Franchise verzögert sich. Nach dem Ausscheiden von Stagecoach bleiben der jetzige Betreiber Govia und das Konsortium South Eastern Holdings unter der Leitung von Abellio übrig.
National bedeutend ist der Verlust von allen dreien Franchises für Stagecoach deswegen, weil Stagecoach im britischen Bahnmarkt einer von nur zwei Unternehmen mit britischen Wurzeln ist, der andere ist National Express. Der Verlust der drei Franchises würde für Stagecoach den kompletten Austritt aus dem britischen Bahnmarkt bedeuten.
Virgin verliert dadurch übrigens automatisch die West Coast Franchise, weil Stagecoach und Virgin als Konsortium antreten. Nachdem Stagecoach 2017 die South Western Franchise verloren hat und ich mich noch gut daran erinnere, wie es damals hieß, dass die 1996 angetretene längste kontinuierlich laufende Franchise jetzt "weg" wäre, ist es nun die Virgin West Coast Franchise, welche seit 1997 durchgängig läuft und damit die längste durchgehende Franchise ist, und bei der jetzt der Betreiber wechselt.
Stagecoach hat um "dringende Gespräche" mit dem DfT gebeten, evtl. lässt sich der Rauswurf noch verhindern.
Virgin verliert nicht automatisch, Richard Branson sagt selbst "könnte verschwinden" vom Markt. First ist mit Headquarter Aberdeen in Scotland übrigens auch britisch und noch gut vertreten im Bahnmarkt.;)
Virgin ist definitiv raus für die West Coast Franchise. Aber momentan verfolgt Virgin Trains die Strategie, als Open-Access-Anbieter weiterhin zwischen London Euston und Liverpool zu fahren, wenn auch mit anderen Zügen: https://www.railwaygazette.com/news/news...an-be-done.html