Die konservative Partei setzt sich dafür ein, dass sich der Staat so weit wie möglich aus der Wirtschaft zurückzieht, wozu auch ein Verkauf von Network Rail gehört. Die traditionell sehr mächtigen Gewerkschaften und die Linken sind dagegen der umgekehrten Meinung, dass die gesamte Bahn in Staatshände gehört, also auch alle TOC. Der bisherige Stand mit privaten TOC und einem staatlichen Infrastrukturbetreiber ist ein Kompromiss. Seit letztem Jahr allerdings bereitet Network Rail dem Staat Probleme, da es von einer privaten Rechtsform (trotzdem 100% in Staatsbesitz) in eine öffentliche umgewandelt worden ist und sich seitdem kein Kapital mehr am Kapitalmarkt beschaffen kann, so dass es in der Staatsbilanz negativ auffällt. Dazu kommen einige Projekte, in denen es anscheinend Probleme gab (habe ich gelesen). Daher arbeitet die Regierung an einer Privatisierung Network Rails.
ich erinnere mich so dunkel daran, dass ein Grund für die Rück-Verstaatlichung des Netzes der war, dass in privater Hand zu wenig Geld in den Unterhalt gesteckt wurde, was dann zu mehreren Unfällen auch mit (zumindest in einem Fall) Toten geführt hat. Ich weiß, das ist eine zweischneidige Angelegenheit, aber seitdem bedeutet Privatisierung für mich irgendwie 'erst Geld abgreifen und dann kaputtmachen'. Mal schauen, ob die Fehler der ersten Privatisierungswelle der britischen Eisenbahnen nicht wiederholt werden. Bei den privaten EVU scheint es ja zu laufen, wenn an die Berichte anderer Forumsmitglieder denke.
jetzt läuft es, ja. Aber das war in der Anfangszeit nicht unbedingt so. Ein Arbeitskollege von mir war vor seinem Wechsel mal Kollege von den Damen und Herren, die Connex in Südwestengland zu verantworten hatten. Connex verlangte damals mehr und mehr Zuschüsse für den Weiterbetrieb der Franchises Südost und Süd, so dass das Department for Transport (DfT) irgendwann die Schnauze voll hatte und Connex der Verantwortlichkeit entbunden hat. Nach neuausschreibung läuft es mittlerweile. Auch andere Franchises hatten Probleme, namhaft wurde die East-Coast-Franchise, die zuerst von GNER und dann von National Express bekleidet wurde. Beide erreichten keine Wirtschaftlichkeit und gaben den Betrieb auf.
Dass das DfT inzwischen eine Holding namens Directly Operated Railways für Auffanggesellschaften besitzt, spricht Bände.