Nachdem ich 4 Tage zwecks Modellbahn und Sightseeing in London zugebracht habe, mal ein kleines, bilderloses Fazit. Die Fotos hab ich noch auf der Kamera, bin heute nicht dazu gekommen, sie zu entladen, da ein paar andere Dinge geregelt werden wollten. Das Programm sah vor:
Donnerstag: Anreise, erster Modellbahnladen, Einchecken, noch ein Bisschen Sightseeing Freitag: Sightseeing und Modellbahnläden Samstag: Modellbahnläden und ein Ausflug an die Südküste auf eine Signalbox, wo ein Internet-Bekannter als Signalman arbeitet Sonntag: Ally Pally Modellbahnausstellung Montag: Sightseeing und Rückreise
Anreise: Im Vorfeld war so weit alles geregelt, Hotel und Rückreise mit Eurostar übers Reisebüro gebucht, Hinreise selbst gebucht (Reisebüro: "Easyjet machen wir nicht". Leider landen Germanwings und Air Berlin am Gesäß der Welt namens Stansted und Lufthansa / BMI ließen sich ihre Flüge nach Heathrow vergolden), Eurostar war auch nicht mehr zu vertretbaren Preisen verfügbar. Die Oystercard war problemlos über unseren Forumskollegen England-Ferien gekommen. Der Eurostar ist mit knapp über 4 Stunden zwischen Köln und London eine ernstzunehmende Alternative. Mit Airporttransfers, Check-in, Terminalwegen und Gepäckausgabe dauert es durch die Luft genauso lange und kostet auch nicht unbedingt weniger, wenn man die Transfer-Tickets dazurechnet. Außerdem ist man im Zug die ganze Zeit Herr über seinen Koffer.
Sehenswürdigkeiten und Essen: In London folgte für den verwöhnten Südwales-Urlauber, wo wirklich so gut wie alles kostenlos ist (Donations requested), eine kalte Dusche. Tower über 20(!) Pfund, St. Pauls Cathedral und Westminster Abbey jeweils so 15 Pfund Plusminus, sogar sich auf dem Hof des Greenwich Obeservatory mal mit einem Fuß auf die West- und Osthalbkugel stellen zu können kostet 7 Pfund. So blieb es von den meisten Sehenswürdigkeiten bei Außenansichten, lediglich die Ausstellung auf den Querläufen der Tower Bridge (8 Pfund) und das Monument (3 Pfund) hab ich mir mal gegönnt. Einige Museen sind kostenlos, aber dazu war mir das Wetter zu gut. Die meisten Pubs dienen nur zum Besaufen der örtlichen Bevölkerung. Gastropubs sind eher Geheimtips - vorher kundig machen, sonst gibt's eben nur italienisch, chinesisch, indisch und mexikanisch...
Fahrten in der Stadt: In London von A nach B zu kommen ist die einfachste Sache der Welt. Jeder Flecken der Stadt ist mit Bus und Bahn erschlossen, dank der kinderleicht zu benutzenden Oyster-Card (okay, zum Umsteigen in Wimbledon von Tramlink auf National Rail muss man Verkehrsplanung studiert haben - aber es stehen an allen stärker frequentierten Stationen Helfer bereit, die einem den aktuellen Status der Oystercard auslesen können und sagen wo man was damit zu tun hat) hat man auch keine Sorgen, das richtige (oder am Ende doch falsche) Ticket zu kaufen. Insbesondere ist die Karte beim Preis für eine Tageskarte gedeckelt. Es werden also so lange Einzelfahrten berechnet, bis die Tageskarte erreicht ist. Man sollte lediglich drauf achten, dass man nicht (unbeabsichtigt) aus der Zone 2 herausfährt, denn dann wird es teurer. Den richtigen Bus sucht man sich besser vorab im Internet. Die Informationen an den Umsteigeknoten sind höflich ausgedrückt dürftig und bis man herausgefunden hat, welche Linie man braucht, ist der Bus abgefahren. Unter der Woche allerdings kein Problem, da viele Linien dann alle 5 Minuten bedient werden. Beim Umsteigen zwischen den Linien der Underground sollte man gut zu Fuß sein. Manche Umsteigestationen verfügen über ein Gewirr von hunderten Metern aus Verbindungstunneln und man hat das Gefühl einmal zu Fuß unter halb London entlangzumarschieren.
Ally Pally Show: Nicht unbedingt mein Favorit. Die Ausstellungshalle ist wunderschön, die Show selbst aber auch sehr international. Das hieß konkret zwei mal Schweiz, zwei mal Frankreich, einmal Deutschland und dreimal USA als Anlagenthema. Hier hat mir Glasgow wesentlich besser gefallen. Zwar gab es auch da ein deutsches und ein schweizer Layout, aber sie waren Akzente in einer ansonsten britischen Ausstellung. Übrigens waren scheinbar alle diese ausländischen Layouts von Briten gebaut. Generell ist gegen einen internationalen Anstrich, den wir ja auch deutschen Ausstellungen geben wollen, aber nichts zu sagen. Man legt in London offenbar nur mehr Wert drauf, so dass unsereiner, der in erster Linie hin fährt, um sich über britische Modellbahn kundig zu machen, etwas kürzer kommt als vielleicht anderswo. Die Anlagen waren aber alle handwerklich gut gemacht, über die weitere Themenauswahl (Dampf oder Diesel, Land oder Großstadt) sollte man grundsätzlich nicht diskutieren. Die Auswahl der Händler und Hersteller war größer als in Glasgow. Allerdings war ich vor einem Jahr auf der "alten" Ausstellung in Glasgow. 2012 hat man dort mit London gleichgezogen und ebenfalls zwei Hallen belegt.
Modellbahnläden: Hier habe ich so einige abgeklappert, die ich im einzelnen mal kurz bewerten will. Die Nennung erfolgt einfach in Reihenfolge des Besuchs. Auf Spur 0 habe ich nicht wirklich geachtet. - Jane's Trains, ca. 100 Meter von Tooting (FCC), kleiner Laden mit überraschend großem Angebot in 00 und N, etliche anderswo ausverkaufte Schätze. Definitiv einen Besuch wert. - Modelzone, ca. 100 Meter von Holborn (Underground), riesige Auswahl in 00 und N, aber alles neu, Fahrzeuge nicht älter als ein Jahr, lohnt kaum, neue Modelle gibt's bei Hattons fürs gleiche Geld - The Engine Shed, ca. 300 Meter von Leytonstone High Road (Overground), kleine Auswahl, N quasi nicht vorhanden, Spezialist für Scratchbuild-Baumaterial, Verkäufer hat aber gute Tips für andere Shops - Wheels of Steel, ca. 100 Meter von Bond Street (Underground), Gebrauchthändler, aktuell quasi kein N, ändert sich aber teilweise schnell. War ein Tip von The Engine Shed, sollte man reinschauen - Northfields Model Shop, ca. 200 Meter von Ealing (Underground), kleiner Laden, wenig N aber viel 00, Preise in N zum Teil abenteuerlich hoch, insbesondere durch die Lage weit draußen nicht empfehlenswert - E.F. Russ, ca. 500 Meter von Clapham Junction (SOU/SWT), kleiner, schlecht sortierter Laden, N nicht vorhanden, 00 wirkte auch unorganisiert, kann man sich sparen - Ian Allan, ca. 400 Meter von Waterloo (SWT/Underground), Modellen überteuert, Bücher sind das Hauptgeschäft, Personal wirkte überfordert, in Cardiff war der Service besser, vorbeischauen lohnt sich dennoch
Die Ausbeute: Natürlich gibt man sein Geld, wenn man sich schon die überteurten Sehenswürdigkeiten spart, für Modelle und Zubehör aus... Im Koffer fanden sich auf dem Rückweg dann: - 50 004 "St. Vincent" in Large Logo von Farish (bei Jane's Trains aufgetrieben) - ein Mk3 in Intercity Swallow von Dapol - ein Set Low Relief Terraced Houses von Metcalfe - ein Bausatz GWR-Fußgängerbrücke aus Weißblech von Ratio - ein Buch "Rail freight since 1968 - Wagonload"
P.S.: Wer von Euch war "the other German" der 30 Minuten vor mir bei Wheels of Steel war?
Viele Grüße Mirko
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danke für deine Informationen aus London - vor allem die Infos über die Modellbahnläden sind für mich interessant. Die Ally Pally Show hätte ich mir fürs nächste Jahr eingeplant - aus deinen Kommentaren schließe ich allerdings, dass sich die Sache nur bedingt lohnt. Wie viele britische Layouts waren denn tatsächlich dort vertreten?
ich denke die Anzahl der britischen Layouts ist jedes Jahr verschieden, als ich mit Torsten und Andreas 2008 dort waren habe ich die Anzahl der britischen Anlagen als sehr hoch empfunden. Gut es waren dafür sehr viel kleinere Anlagen vertreten, v.a. gab es eine Menge Shunting Layouts.
Wenn sie mit ihren 40 Layouts in der Ankündigung Recht hatten, müssten es immer noch knapp 30 britische gewesen sein - gefühlt aber eher nur 15, was auch persönlicher Interessenlage geschuldet ist. Da waren auch absolute Spezialitäten bei wie ein komplett landschaftsloses Oval mit Live Steam in 0 oder einer anderen Großspurweite und eine Anlage mit Hornby-Dublo und zeitgenössischen "Spielzeug"-Gebäuden, sowie eine elektrische Spur 0, ebenfalls mit alten Blechmodellen betrieben. Das sind alles aus technischer Sicht ernstzunehmende Layouts und es ist schön, dass solche Spezialinteressen ebenfalls vertreten sind. Nur als Inspiration fürs eigene Layout zu Hause eben 100% wertbefreit. Daneben gab es Layouts aus frühen Epochen (Era 2), einiges an Schmalspur, etc. Die von Markus genannten Rangierlayouts dieses Mal eher wenig, sieht man von den notorischen Rangierspurweiten wie 0 ab, wo die meisten Layouts aus Platzgründen zum Rangieren gebaut werden. Man kann also einerseits sagen "für jeden Geschmack was dabei", aber das heißt auch andererseits im Umkehrschluss "für den eigenen Geschmack nicht viel dabei".
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vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Er hilft einem vieles zu berücksichtigen und spart sicher am Ende Zeit und Geld. Ich glaube ja eh, entweder man fährt auf die Insel , oder man fährt nach London. Denke ich bevorzuge das erstgenannte, denn auf dem "Land" ist sicher alles entspannter, beschaulicher und überschaubarer....
ja da muss ich dir beipflichten - ich bin ja öfters dienstlich "drüben" und dann wohne ich Canterbury/Kent, als ich letztes Jahr dann 2 Tage nach London musste, dachte ich auch oh Gott dieser Trubel in der Stadt, das hält ja kein Mensch aus (oder ist es doch schon das Alter )
Ich finde die Beschreibung von deinem Trip sehr passend. Zu den genannten Läden ist nicht viel hinzuzufügen ausser: Bei Modelzone Holborn ist das Personal schlecht und kennt meist die Thematik überhaupt nicht. Ein Beispiel: Nachdem ich dort den Hornby Class 465 für 70 GBP anstelle von 95 gesehen habe, musste ich selbst auf die Leiter hinterm Tresen steigen weil der Verkäufer nicht gerafft hat, welche Packungen und Angebotsschilder ich meine. Auf die Frage nach Tauschkupplungen für die Triebköpfe um 4 Einheiten zusammenfahren zu lassen meinte er:
"Well, the description on the box says suburban train and there are not a lot of people living in suburban areas which means that these units are not coupled together in real life, which means that you do not have to couple your 4 units together!"
Da sag ich jetzt nicht mehr dazu. Dennoch ein Super Angebot. Es gibt dort jedes Mal ein Regal mit sehr guten Angeboten und ich werd dort immer fündig. Hornby Javelin add-on cars für 14.99 GBP letzten Monat...
Der Liste mit Läden würde ich gerne noch was hinzufügen:
Modellbahnabteilung im Harrods und im Hamleys (Regentstreet), Listenpreise aber einfach der Vollständigkeit halber - Manchmal Schnäppchen. Museumsshop am LT Museum am Covent Garden. Dort gibts oft ausverkaufte Modelle zu normalen Preisen + richtig gute Buch, Magazin und DVD- Schnäppchen. Im April hatten die ne Aktion vor Ort: 2 Video 125 DVDs für 30 GBP. Back Issues von Magazinen teilweise für 50p.
Bücher gibts noch bei Motorbooks und für alle Freunde japanischer Bahnen gibts japanische Magazine in so nem Japanstore nähe Regentsstreet. Bei Interesse kann ich mal die Adresse raussuchen...Einfach pn schreiben.
Die Sache mit den Billigflügen und deren Stopp am A... der Welt ist meiner Meinung nach ein Plus. Ich finde den Flughafen Stansted irgendwie "britischer" als Heathrow oder Gatwick welche eher JFK oder Frankfurt ähneln. Die Fahrt mit dem Stansted Express in die City ist für mich ein Genuss gerade in den Suburbs die Strecke auf Viadukten läuft und man in die typischen North London und Tottenham Gammelgebiete schauen kann. Den Abschnitt von Tottenham Hale bis Liverpoolstreet könnte ich tagelang fahren und klebe immer förmlich an den Scheiben. Leider werden die Chancen, mit den alten Class 317 und somit mit einem richtigen englischen Zug zu fahren immer geringer.
Cheers, Andrew
PS: Um auf dem Meridian zu stehen hab ich in Greenwich noch nicht einen Cent gezahlt und ich kenne auch niemanden der das muss. Bist du da abgezockt worden? Ist doch ein frei zugänglicher Ort! PPS: Im Thema Pub kann ich nicht richtig zustimmen. Ich/Wir fanden immer tolle Pubs mit sehr gemütlichem Ambiente und gutem Essen, in unterschiedlichen Gebieten der Stadt. Verwirrend war nur dass man im einen Pub am Tisch bestellt und zahlt, am anderen wiederum an der Theke bestellt und am Tisch bezahlt und an wieder anderen am Tisch bestellt und an der Theke bezahlt und und und ... :-) Ist aber meistens nur eine Sache von einer Frage und los gehts.
Hier kann ich übrigens noch die SportsBar in der Victoria Station Haupthalle empfehlen. Im ersten Stock gibts super Fish 'n' Chips, kaltes Bier und einen super Ausblich aufs Gewusel in der Haupthalle. Sehr interessant!!!
Die Zeiten, wann Air Berlin und Germanwings von Koeln oder Duesseldorf nach Stanstead fliegen sind auch schlecht. Entweder ich muss mitten in der Nacht zu Hause los oder bin erst da, wenn der Tag gelaufen ist. Und verglichen mit Gatwick oder Heathrow ist er extrem weit draussen.
Da wo der Meridian von Greenwich in Bronze im Boden eingelassen ist (im Hof) sollte es 7 Pfund kosten, zusammen mit Eiintritt in Sonderausstellungen und so.
Mittlerweile hab ich auch einige gute Tips fuer Pubs bekommen. Ist nach der Reise nur zu spaet. Merke ich fuers naechste MaL vor.
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