einer der Gründe, weshalb ich die Briten im Allgemeinen schon immer sehr gemocht habe, ist ihre entspannte Art, mit Problemstellungen umzugehen. Aber leider scheinen sich auch die Briten inzwischen dem Trend zu immer hysterischen Vorgehens- und Verhaltens weisen anzupassen. Dazu drei Beispiele, den eben erhaltenen letzten Ausgaben der Zeitschrift "Heritage Railway" entnommen:
Fall 1 Immer mehr Museumsbahnen verzeichten auf die Durchführung von "Thomas the Tank Engine-Wochenenden". Und das, obwohl die Anberaumung einer solchen Veranstaltung der Lizenz zum Gelddrucken gleichkommt. Der Grund dafür ist folgender: Der derzeitige Inhaber der "Thomas"-Lizenzen verlangt von den Museumsbahnen, dass jeder Mitarbeiter, der an einem solchen Wochenende eine Aufgabe hat, vorher ein Dokument, vergleichbar bei uns mit dem polizeilichen Führungszeugnis, vorlegt. Sollte er das nicht können, darf er an so einem Wochenende keine Aufgabe wahrnehmen. Sollte die Bahn einen Mitarbeiter ohne dieses Zeugnis zulassen, muss sie, falls das herauskommt, eine hohe Strafe an den Lizenzinhaber zahlen. Damit will der Lizenzinhaber die Verantwortung für eventuell vorkommende sexuelle Belästigung von Kindern bei solchen Wochenenden auf die Museumsbahnen abwälzen.
Von der Severn Valley Railway weiß ich, dass diese versucht hat, dagegen vorzugehen. Für Mitarbeiter, die direkt mit Kindern in Kontakt kommen, sieht man das noch ein. Aber für alle, d.h auch den Mann am Kohlebagger oder den in der hintersten Ecke der Werkstatt, die eh wegen der Unfallgefahr nicht betreten werden darf? Leider hatte die SVR mit ihrer Opposition keinen Erfolg. Deshalb bezahlt die SVR jetzt den Mitarbeitern die Zeugnisse, die nicht ganz billig sind. Andere Bahnen sind dazu finanziell nicht in der Lage, und deren Mitarbeiter oft nicht gewillt, das Geld aus eigener Tasche zu bezahlen (würde ich auch ablehnen). Deshalb leiden diese Bahnen an einem Mangel an Personal für derartige Wochenenden, so hat z.B. die Great Central Railway ihres im letzten Herbst absagen müssen.
Fall 2 In Wales wird seit 2009 wieder von einer Kohlegrube im Tagebau Lokomotivkohle gefördert und u.a. den Museumsbahnen angeboten. Die nur 10 Meilen entfernt liegende Pontypool & Blaenavon Railway hätte diese Kohle aus der Grube "um die Ecke" gerne beschafft. Das ist aber leider nicht möglich, weil die Museumsbahn keinen Gleisanschluss hat und die Kohle auf der Straße herangefahren werden müsste (3-4 LKW mit je 30 Tonnen pro Jahr). Als der Kohleabbau wieder aufgenommen wurde, hat eine kleine Gemeinde das Zugeständnis erreicht, dass die dort geförderte Kohle nur auf der Schiene abgefahren werden darf, weil ansonsten ein Mehr an Verkehr für den Ort zu befürchten gewesen wäre. Da die Museumsbahn aber keinen Gleisanschluss hat, kann sie die Kohle von dort nicht bekommen. Und womit fahren die Dampfloks der Bahn jetzt? Mit russischer Kohle. Die kommt per Schiff in Newport an und wird mit LKWs angeliefert - und die fahren natürlich genau durch den Ort, der verhindert hat, dass die walisische Kohle angeliefert wird. Wenn ich so etwas lese, komme ich aus dem verständnislosen Kopfschütteln nicht mehr heraus.
Fall 3 Bei einer Museumsbahn macht der Stellwerker in einer Zugpause ebenfalls Pause. Er wird von zwei ca. 10-12 Jahre alten Jungen angesprochen, ob diese sein Stellwerk besichtigen dürfen. Er würde ihnen das Stellwerk gerne von Innen zeigen und vorführen, denn vielleicht kann man ja so zwei vier weitere Hände als Nachwuchs gewinnen. Aber er lehnt die Bitte der beiden Jungs ab, aus Angst um die eigene Zukunft bei der Bahn. Aus Angst vor Prozessen und Scherereien hat die Bahn nämlich in ihr Regelwerk aufgenommen, dass Mitarbeiter sich mit Minderjährigen in geschlossenen Räumen (und das ist ein Stellwerk, auch wenn alle Vorgänge im Innern durch die großen Fenster nie geheim bleiben würden) nur dann aufhalten dürfen, wenn deren Eltern dabei anwesend sind. Und wäre der Stellwerker mit den beiden Buben ohne deren Eltern in das Stellwerk gegangen, hätte das für ihn eine Menge Ärger bis hin zum Rausschmiss bedeuten können.
Wenn ich solche Dinge erfahre, frage ich mich, wie es meine Generation geschafft hat, angesichts der abertausenden Gefahren, denen wir tagtäglich augesetzt waren, inzwischen mehr als 50 Jahre auf dieser Welt zugebracht zu haben. Ich frage mich immer häufiger, wozu uns unsere Eltern so etwas wie gesunden Menschenverstand vermittelt haben. Und, wie schon geschrieben, eigentlich hätte ich solche Vorgänge eher in unserem Land als in Großbritannien erwartet. Deshalb fühle ich eine große Enttäuschung, gepaart mit Unverständnis.
Und jetzt würde mich interessieren, was Ihr von diesen Vorgängen haltet.
hubert, das ist die allg. hysterie die geschürt wird. dabei werden heute nicht mehr kinder belästigt als zu unserer jugendzeit (ich bin ja auch schon weit über 40). es wird heute durch die presse jede kleinigkeit gleich so hochgepuscht, dass in der öffentlichkeit das bild geschürt wird es wäre heute gefährlicher sein kind auf die strasse zu lassen und überall lauern die bössen kinderschänder. offt stellen sich die sachen dann als harmlos raus. es sind offt auch die eltern die durchdrehen, eben durch die zeitungen usw. die dem eisenbahner gleich unlautere absichten vorgeworfen hätten. es sind eben die dümmlichen spinner, die die leute so verrückt machen, dass eine allgemeine hysterie und panik wegen "nichts" entsteht. seht doch das theater mit der schweinegrippe. wie wurde da panik verpreitet. wieviele sind denn am ende gestorben dran? ich glaube so um die 20 in deutschland. vollkommen lächerlich, denn an der normalen grippe jedes jahr sterben 5.000-9.000 (fünf- bis neunTAUSENT) leute, manchmal auch mehr, da wird auch kein aufhebens gemacht. an nosokomialen (im krankenhaus erworben) infektionen sterben über 10.000 leute im jahr, da passiert auch nichts.
hier ist noch ein guten Grund wieso die Churnet Valley Railway 2008 kein Thomas Wochenende hat. Thomas licence 400 Transport kosten 2000 Dampf kosten 2000 Kohle kosten 800 Thomas Tantieme 5000 Die restliche kosten kommen zusammen aus miete kosten für anderen Loks, werbung und alle andere Attraktionen. 10200 Pfund vor überhaupt ein Rad sich gedreht hat.Ein Theme Park wollte 30 Meilen weg wollte auch noch ein Thomas Land bauen. Wenn Ich in meinen alten Zuhause Urlaub machen ,bin Ich auch besorgt was in GB los ist. Da sind die Health and Safety Regs nicht mehr normal. Schöne Grüße aus berlin
auch ich habe Angst, dass derartige Praktiken mehr und mehr bei uns Eingang finden. Dabei glaube ich, dass es nicht ursächlich unsere britischen Nachbarn in der EU sind, die derartige Absonderlichkeiten ersinnen - die Geschichte mit der Lokomotivkohle hätte auch "in diesem unserem Lande" oder in Schilda passieren können. Es ist wohl eher der vielzitierte "Zeitgeist", der hier sein Unwesen treibt. Wir leben heute in einer Gesellschaft, die für alle ein "rundum-sorglos-Paket" schnüren möchte - Leben ohne Risiken, niemand soll einer Gefahr zum Opfer fallen. Dies ist ja an sich nichts Schlimmes, im Gegenteil. Aber wenn man es auf die Spitze treibt, dann kommt eben soetwas heraus: Wer die Freiheit der Sicherheit opfert, verliert beides! Ich selbst bin Jahrgang 1955 und habe das Glück gehabt, in meiner Kindheit draußen unbekümmert spielen zu können. Ich habe mir dabei Verletzungen zugezogen, bin verdroschen worden und wäre auch einmal von einem abgelegenen Spielplatz beinahe von einem Fremden im Auto mitgenommen worden. Da mich meine Eltern aber seinerzeit rechtzeitig vor solchen Situationen gewarnt hatten, bin ich dem Mann damals einfach weggelaufen. Wer weiß, was sonst geschehen wäre... Was wir damals taten, taten wir auf eigene Verantwortung. Zum Beispiel: Gehweg verschneit, nicht aufgepasst und ausgerutscht - mein eigenes Pech, ich hätte ja aufpassen können. Heute zieht man dazu andere zur Verantwortung. Damals hatte der Begriff "Eigenverantwortung" noch eine ganz andere Bedeutung. Heute wird dieser Begriff nur noch dann strapaziert, wenn es darum geht, Hilfsbedürftigen die Unterstützung zu versagen. Sagt mal einem Nichtschwimmer, der z.B. in die Spree gefallen ist, er hätte ja eigenverantwortlich schwimmen lernen können, anstatt ihm zu helfen... Entschuldigt, dass ich in's Polemische abgleite.
Meiner Meinung nach ist diese Entwicklung sehr stark von unseren amerikanischen Freunden gepusht worden - man hat ja schon so oft von den abstrusesten Gerichtsurteilen uns Schadensersatzprozessen dort gehört und gelesen. Das Sicherheitsbedürfnis dort ist offenbar noch größer als hier. Dies hat beispielsweise dazu geführt, dass wir in Gebrauchsabweisungen mit Gefahrenhinweisen konfrontiert werden, die nach unserem gesunden Menschenverstand wirklich überflüssig sind (welcher normale Mensch käme schon auf die Idee, einen Tempomaten mit einem Autopiloten gleichzusetzen und in seinem Wohnmobil das Lenkrad loszulassen, nach hinten zu gehen und sich einen Kaffee zu kochen!?) Wer sich auf das Fehlen eines entsprechenden Warnhinweises in der Betriebsanleitung berufen und damit Geld herausschlagen wollte, den sollte man hierzulande "vom Hoff" jagen, das ist hahnebüchen!!! Das ist nun gewiss nicht anti-amerikanisch gemeint, doch sollten sich vielleicht unsere britischen Nachbarn mehr daran erinnnern, dass trotz der "special relationship" der Ärmelkanal weit weniger breit ist als der Atlantik, d.h. dass wir in Europa nicht alle unsinnigen Trends aus der "Neuen Welt" übernehmen müssen (wobei mir der neue US-Präsident durchaus Mut macht, wieder an die Vernunft der Amerikaner zu glauben...)
Ansonsten ist mir die Art, "wie die Briten üblicherweise spinnen", durchaus sympathisch...
bei uns spinnen die schon lange. ich finde die "datenvorratsspeicherung" vollkommenen schwachsinn!!! glauben die, mögliche attentäter sind so blöd und kaufen sich ein handy im laden, wo man seinen ausweis vorlegen muss um dann die identität des besitzer zurück verfolgen zu können. man nimmt dafür eine "prepaid-karte", da fragt keiner nach dem ausweis. im gegenteil ich habe letztens beim einkaufen bei schlecker eine solche karte geschenkt bekommen als "weihnachtstraufgabe" wenn man für mehr als 25€ einkauft, da weis keiner wer ich bin. bezahlt wird in bar. im internet kann man auch zu 100% anonym sein. wenn ich will, gehe ich über "jap" mit einem amerikanischen zugang ins net. das wird über mehrere uni-rechner gelotst von wo die daten dann anonym weiter geleitet werden und nach der übertragung sofort wieder gelöscht werden. ich besitze somit eine amerik. identität als wenn ich an der uni in boston sitzen würde. auch gibt es mitlerweile einige sehr gute programme im net, die verhindern, dass die ordnungshüter zugriff auf den pc bekommen können (lauschangriff). glaubt die politik die leute sind so bescheuert, dass die dass nicht auch wissen und können. ausserdem kommen da hunderte millionen datensätze zusammen. wer soll sowas auswerten (siehe den letzten anschlag auf das ami-flugzeug. im nachhinein hatte man einige daten über den attentäter, nur keiner hatte sie "verarbeitet" und "eins und eins zusammen gezählt").
Hallo Rundrum ! Klaus-Dieters Anspielung auf die gesellschaftlichen Sorglosigkeitsversprechen treffen den Kern der Sache , denn : es kann sie nicht geben ! Niemand wird uns die Verantwortung unseren Kindern,Familien und auch Mitbürgern gegenüber abnehmen können . Kein Gericht , keine Institution und keine Regierung kann den gesunden Menschenverstand außer Kraft setzen oder überflüssig machen . Das kommt davon das Versicherungen den Leuten versprechen das alles mit der Chipkarte gesühnt werden kann , das kommt davon wenn den Leuten im Baumarkt erzählt wird das sie die Bohrmaschine nach einem Jahr umtauschen können wenn der Griff staubig ist , das kommt davon wenn 30 Jahre den Kindern erzählt wird das sie mehr zu sagen hätten als der Lehrer der vor ihnen steht , das kommt davon wenn Menschen die nicht mal die Hälfte ihrer Lebensarbeitszeit hinter sich haben ,sich mit dem Ziel beschäftigen den Staat -mit Erfolg- übers Ohr zu hauen und mit 45 in Pension zu gehen , das kommt davon wenn der einfache Mann auf der Strasse denkt er wär privilegiert weil er -anders als seine Vorväter- ein Auto fährt und nach Mallorca reisen kann und die Versicherung betrügt wenn der Fernseher kaputt ist .
Aus einem Geflecht aus ängstlichem Sicherheitsbedürfniss und dreistem Egoistentum entsteht so manche Merkwürdigkeit !
Aber wer will ein Gesetz erschaffen das die Menschen zum Denken zwingt ?! Wer das ablehnt , dem ist nicht zu helfen ! Auch ein Ausdruck persönlicher Freiheit !
Der Staat selber hat nur eine begrenzte Rolle dabei , sein Anspruch auf den "Lauschangriff", den großen "big brother" ist mehr -verzeihung- ein Gebilde linksverwandter Verschwörungtheoretiker,Endzeitphilosophen und Salonkommunisten . Er selbst hat gar nicht die Möglichkeiten , die er uns glauben machen will ! Es sind die Menschen selbst die beharlich gegen ihre aufgebauten Wände rennen , wie das Beispiel aus Wales zeigt .
Wenn`s so weitergeht , verlieren wir Freiheit und Sicherheit ? Ja , zumindest im deutschen Osten könnten wir ein Lied davon singen .