eine Ruhrgebiets-Stippvisite Essen offenbart, dass die 1991 von der DLR an die Essener Verkehrsbetriebe verkauften Fahrzeuge der DLR-Ursprungsbaureihe P86 noch immer als Stadtbahnwagen auf den Linien U11 und U17 im Einsatz sind. Wenn Wiki richtig liegt, erfolgte der Verkauf seinerzeit wegen der Inbetriebnahme von Tunnelstrecken auf der DLR, für die die Baureihe P86 die britischen Brandschutzbestimmungen nicht mehr erfüllte. Auf den Stadtbahnstrecken im Ruhrgebiet scheint das weniger zu stören. Im Straßenraum, also oberirdisch sind die P86 nur auf dem kurzen Teilstück von Essen-Altenessen nach Gelsenkirchen-Horst unterwegs.
Als Schüler erinnere ich noch, die Fahrzeuge im originalen DLR-Farbschema blau/orange in Essen gesehen zu haben, sie sind aber seit vielen Jahren im EVAG-Lack unterwegs.
Die ex-DLR-Fahrzeuge stellen für Essen kein Brandrisiko dar, nur weil sie in den Docklands nicht mehr fahren dürfen.
Man kann die Bahnen der Welt in viele Kategorien einteilen, aber die hier relevante Einteilung ist danach, ob Bahnen ihre Eisenbahntunnel mit oder ohne seitliche Rettungswege im Tunnel bauen.
Das ist eine grundsätzliche Designfrage. Bei Bahnen, die keinen seitlichen Rettungsweg vorsehen, erfolgt die Evakuierung über die Fahrzeugstirnseiten. Dazu müssen Fronttüren vorhanden sein. Bei Fahrzeugen, die für den Betrieb in Mehrfachtraktion vorgesehen sind und daher schon einen Wagenübergang haben, wird dieser einfach auch als Notausstieg genutzt. Solche Fahrzeuge sind bei der britischen Eisenbahn ja recht weit verbreitet. Entfällt die Notwendigkeit eines Wagenübergangs für Fahrgäste, aber muss trotzdem ein Notausstieg vorgesehen werden, so gibt es eine Nottür. Diese kann auch außermittig angeordnet werden, Beispiele dafür wären die neueren Berliner U-Bahn-Baureihen H, Hk und Ik. Dadurch wird der mögliche Führerstand breiter. Ein Beispiel für einen britischen Zug mit Front-Nottür ist der auf der Moorgate Line (ex Northern City Line, welche mal eine U-Bahn-Linie war und daher keine seitlichen Rettungswege aufweist) eingesetzte Class 717. Der war auf der InnoTrans 2018 in Berlin zu sehen und da habe ich die hochgeklappte Nottreppe von innen fotografieren können.
Die Nottreppe ist hochgeklappt am rechten Bildrand erkennbar. Ein Wagenübergang ist hier nicht verbaut!
Im britischen Eisenbahnraum baut man die Tunnel gern enger, also ohne Fluchtwege, um Baukosten zu sparen – ausgenommen es handelt sich um eine Strecke, wo zwingend lokomotivbespannte Züge verkehren, mit denen dieses Konzept natürlich nicht funktioniert. Man nimmt dann in Kauf, immer Züge mit Nottüren in der Front zu benötigen. Bei der Docklands Light Railway hat man auch so entschieden, daher haben die DLR-Nachfolgezüge Stirntüren. Das ist in Rons Foto auch gut zu erkennen.
danke für die Erklärung, die für mich auch insofern hilfreich ist, weil der Notausstieg über die Front in den in unserer Zuständigkeit relevanten S-Bahn-Bauwerken nicht vorkommt.
Ich wollte auch nicht unterstellen, dass in Essen mit sicherheitstechnisch bedenklichen Fahrzeuge Strecken betrieben werden. Insoweit wird umso deutlicher, dass es sich um eine britische Spezialvoraussetzung handelt, die von den Fahrzeugen nicht mehr erfüllbar war.