hier folgt nun der 2. Teil meines Berichts von der Severn Valley Railway.
Der 1. Teil endete ja mit einem Bild der 1. Standardlok von British Rail, die nach dem Krieg gebaut wurde. No. 70000 „Britannia“ wurde bei der Severn Valley Railway restauriert und wieder in Betrieb genommen.
Als Beweis dafür, dass die Lok auf der SVR auch tatsächlich gelaufen ist, soll dieses Foto dienen, das mein Freund Roger für mich geschossen hat. Es zeigt die Lok bei einem Gala-Wochenende zwischen Bewdley und dem Bewdley Tunnel. Da die SVR seinerzeit nur für eine Achslast von 16 Tonnen zugelassen war, konnte „Britannia“ nur südlich von Bewdley verkehren. Und da der Bahnhof Kidderminster SVR noch nicht existierte, konnte nur der Abschnitt bis hinter dem Bewdley Tunnel gefahren werden. Dazu wurde bei Gala-Wochenenden ab Bewdley am hinteren Zugende eine zweite Lok angehängt, die den Zug dann wieder zurück brachte und mit ihm bis Bridgnorth weiterfuhr.
Im 1. Teil hatte ich Euch ein Bild von 46443 als ungarische „60.116“ gezeigt, wie sie für die Aufnahmen zu einem Film hergerichtet worden war. Nach Ende der Filmarbeiten hatte die Lok nur noch wenige Monate auf ihrem „boiler ticket“ und stand danach für eine große Hauptuntersuchung an. Deshalb lohnte es sich nicht, sie wieder komplett mit allen Zierlinien neu zu lackieren. Deshalb erhielt sie die Farbgebung der LMS-Güterzugloks in schwarz ohne Zierlinien und die Nummer 6443. Allerdings hat die Lok weder diese Farbgebung noch die Nummer getragen. Sie wurde zwar von der LMS bestellt, aber erst 1950 für BR abgeliefert, und da erhielt sie gleich die Nummer 46443 und eine Lackierung in schwarz mit Zierlinien. Aber diese Freiheit haben sich viele Museumsbahnen erlaubt, die Lok 62005 der North Yorkshire Moors Railway fuhr auch jahrelang in LNER apple green, obwohl sie erst nach der Verstaatlichung abgeliefert wurde.
Was mir bei britischen Museumsbahnen immer wieder besonders gefällt ist der Blick auch für die bei uns oft vergessenen Nebensächlichkeiten, die aber untrennbar mit dem Eisenbahnbetrieb verbunden waren. So haben zwei Mitglieder der SVR mit viel Liebe diesen Scammel Mechanical Horse mit passendem Auflieger restauriert. In den 70er Jahren war er an Betriebstagen oft in Bewdley ausgestellt. Leider hat er irgendwann einen größeren Schaden erlitten und wartet nun in irgendeinem Schuppen auf bessere Tage.
Wer heute das National Railway Museums in York besucht kann dort Wagen des königlichen Hofzuges aus mehreren Epochen besichtigen, Zuglok dieser Zusammenstellung ist die Black Five No. 5000. In den 80er Jahren war sie für eine Kesselfristperiode (10 Jahre) an die SVR verliehen. Bei typischen West Midlands Sommerwetter konnte ich sie Im Juli 1980 an der sogenannten Northwood Lane aufnehmen. Dabei stand ich auf dem Bahndamm der ehemaligen Strecke von Bewdley nach Ditton Priors, die schon kurz nach dem Krieg abgebaut wurde. Heute erinnern nur noch die Pfeiler der Brücke über den River Severn an diese Strecke.
Als erste Lok der SVR traf die GWR ‚2251’ No. 3205 am 25.03.1967 mit drei Wagen in Bridgnorth ein. Die Lok war schon damals in Privatbesitz und lief bis Mitte der 80er Jahre auf der SVR. 1980 erhielt sie eine Hauptuntersuchung. Hier wird gerade der Kessel wieder auf das Fahrwerk gesetzt.
Es ist gut, dass ich mehrere gute Freunde bei der Bahn habe, denn dieses Foto war für normale Fotografen nicht machbar. Es entstand auf dem Oldbury Viaduct bei Bridgnorth. Normalerweise rollen aber die Loks hier nach dem Anstieg von Eardington mit geschlossenem Regler zu Tal, und die Heizer putzen schon mal das Feuer. Für die Insider wurde im Frühjahr 1981 zum Fotografieren mit der No. 4930 „Hagley Hall“ aber noch mal kurz Dampf gemacht. Leider ist diese, als eine der wenigen der SVR selbst gehörenden Loks schön länger nicht mehr betriebsfähig.
Ich bin ja schon immer ein Freund der GWR-Loks gewesen, und das nicht nur wegen der schönen grünen Farbe. Besonders die verschiedenen 4-6-0-Typen gefallen mir gut. In Hampton Loade begegnen sich im Sommer die 7812 „Erlestoke Manor“ und die 4930 „Hagley Hall“.
Aber ebenso gerne habe ich die LMS-Jubilee 5690 „Leander“ auf der SVR erlebt, einmal sogar als Heizer. Es ist schon eine imposante Lok mit reichlich Power, aber nicht einfach zu heizen. Auf dem Bild vom Juli 1980 verlässt sie gerade den Knowlesands Tunnel auf dem Weg nach Bewdley. Ich bedauere, dass die Lok heute nicht mehr bei der SVR beheimatet ist.
Aus beruflichen Gründen konnte ich Sommer 1981 keinen Urlaub machen, dafür musste ich im Dezember meinen Resturlaub verbraten. Und was lag näher, als meine Freunde in England zu besuchen und natürlich einen Abstecher zur SVR zu unternehmen. Bei meinem Besuch wurden gerade die Loks für die am Folgetag beginnenden Nikolausfahrten in Bewdley angeheizt, und Frau Holle hatte sogar ein wenig Puderzucker verstreut. Zu sehen sind LMS 4MT No. 43106, GWR 51xx No. 5164 und LMS/BR 2MT 46521.
1982 besuchte ich die SVR über zwei Wochenenden im Frühjahr und nahm u.a. an der Spring Steam Gala teil. An dem Wochenende vor dem Gala Wochenende war die GWR No. 5164 im Einsatz und bringt hier den ersten Zug des Tages aus der Abstellgruppe an den Hausbahnsteig.
Wenig später überquert sie den in einer ziemlichen Steigung liegenden Oldbury Viaduct.
Der nachfolgende Zug wurde von der LMS 4MT 43106 befördert. Die Lok ist als einzige ihrer Baureihe dem Schneidbrenner entgangenh und nach einer mehrere Jahre dauernden Hauptuntersuchung seit September 2009 wieder im Einsatz. Man beachte auch die Kontrastplatte am Signal., dem „outer home“ von Bridgnorth.
Es gibt außer der Victoria Bridge leider nur wenige Stellen, an denen sich die Museumszüge mit dem namensgebenden Fluss ablichten lassen. Eine befindet sich nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof Hampton Loade, wo ich die GWR No. 5164 aufnehmen konnte.
Für die Freunde der moderneren Traktionsarten auch mal etwas von der Dieselfraktion. Nach einigen kleineren Industriedieselloks für den Verschub waren die beiden Western Diesel D 1019 „Western Ranger“ und D 1062 „Western Courier“ 1978 die ersten Streckendieselloks auf der SVR. Die erstgenannte steht hier während der Kreuzung mit einem Dampfzug im hübschen Bahnhof Arley.
Als letztes für heute mal ein weniger häufig zu sehendes Motiv. Unweit von Bewdley passiert die Strecke das Wasserreservoir von Trimpley. Dort erwischte ich die GMR No. 5164, die nach langer Abstellzeit seit 2008 auch wieder betriebsfähig ist.
Soviel für heute, ich hoffe, es hat gefallen. Mehr folgt, sobald ich die Zeit zum Scannen, Bearbeiten und Einstellen meiner Dias finde.
wieder was dazu gelernt. Ich wußte bisher nicht, daß es auf der SVR einen Tunnel gibt, den Knowlesands Tunnel. Er kann aber gar nicht so lang sein, sonst hätte ich ihn schon bemerkt.
Wo liegt eigentlich die Grenze zwischen Tunnel und Überführung respektive Brücke, gibt es da eine Meterzahl, ab wann es ein Tunnel ist?
Sehr gut gefällt mir das leider einzige Winterbild. Auf der Insel schneit es zumindestens in England nicht so oft und dann auch noch zur falschen Jahreszeit wie zum Beispiel Ostern 2008. Aber wenn ich Ende Mai hinfahre, wird garantiert kein Schnee mehr liegen...
die Severn Valley Railway hat sogar zwei Tunnel, den Knowlesands Tunnel und den Bewdley Tunnel.
Du hast recht, den Knowlesands Tunnel kann man schon übersehen, er ist nicht sonderlich lang. Aber etwas länger als eine Überführung ist er schon, ich schätze ihn auf etwa 60 Meter. Das interessante an ihm ist, dass er für die Aufnahme von zwei Gleisen ausgelegt ist, obwohl die SVR nie zweigleisig war. Aber als die Strecke gebaut wurde, war auch eine abzweigende Linie von Bridgnorth nach Wolverhampfton in der Planung, die bis etwa zur Höhe der Eardington Bank die Trasse der SVR mitbenutzen und dann nach Nordosten abzweigen sollte. Deshalb ist auch der Oldbury Viaduct breit genug für ein zweites Gleis. Allerdings wurde die Strecke nach Wolverhampton nie gebaut.
Der zweite Tunnel befindet sich auf halbem Weg zwischen Bewdley und dem früheren Foley Park Halt, unweit der Zuckerfabrik von Kidderminster. Mit knapp 300 Metern ist der aber eher nicht zu übersehen!
Schnee habe ich bei der SVR leider nur 1x erlebt, eben in jenem Dezember 1981. Ich war an einem Freitag dort als die Loks für die Nikolausfahrten zwischen Bewdley und Arley an den beiden folgenden Tagen angeheizt wurden. Leider ist da nix gefahren. In Bridgnorth war die Pannier Tank 5764 mit Rangierarbeiten beschäftigt. Aber davon habe ich nur Schwarzweißnegative, da mir die Kamera mit dem Diafilm eingefroren ist. Bei minus 18 ° Celsius hat der Verschluss geklemmt, so dass nur halbe Bilder auf dem Film waren. An jenem Wochenende sind die Bilder entstanden, die bei der SVR noch jahrelang auf Weihnachtskarten und als Werbung für die Nikolauszüge dienten.
Vielen Dank für die Bilder. Ich hab sie mir jetzt schon ein paar mal angesehen und entdecke immer wieder Details. Ist der Dampfkran mit dem der Kessel der Collet aufs Fahrgestell gesetzt wird noch in Betrieb ist nämlich ein tolles Teil!Hast du vielleicht auch ein gutes Bild von dem Kran?
Ich hoffe, der Link klappt, ansonsten sieh Dir nochmals das Bild 12 aus dem 1. Teil an.
Die SVR hat ja drei Dampfkräne, dieser von Cowans Sheldon ist der größte. Wegen der technischen Details muss ich Dich auf später vertrösten, denn ich habe hier im Büro mein Stock Book nicht zur Hand. Ich meine aber mich erinnern zu können, dass er eine Hebekraft von 25 Tonnen hat.
Seit es in Bridgnorth die große Kesselschmiede mit Laufkatzenkran gibt, kommt er allerdings nur noch selten zum Einsatz. Früher wurden Lokkessel ausschließlich mit ihm abgehoben und wieder aufgesetzt. Die beiden kleineren Kräne haben 8 und 15 Tonnen Hebekraft und werden von der Bahnmeisterei eingesetzt.
ich bin Euch ja noch die versprochenen Angaben zu dem Dampfkran der SVR schuldig, die hier folgen sollen:
Laut der 9. Ausgabe des "SVR Stock Book" aus dem Jahr 1998 besitzt die SVR sogar zwei bauartgleiche, große Dampfkräne. Auf den beiden Bildern in meinen Berichten ist der 30-Tonnen-Dampfkran mit der Nummer ADM 1091/30 zu sehen. Er wurde von Cowans Sheldon in Carlisle im Jahr 1961 gebaut. Nach der Ausmusterung bei BR im Jahr 1977 kam er zur SVR und hat bei der Errichtung des Lokschuppens in Bridgnorth gute Dienste geleistet.
1982 wurde von der Keighley & Worth Valley Railway der baugleiche Kran ADM 1087/30 erworben, der nach seiner Aufarbeitung für den Einbau der Brücke über die Umgehungsstraße von Bridgnorth eingesetzt wurde. Danach sollte er, in Kidderminster stationiert, für allgemeine Zwecke entlang der ganzen Strecke zur Verfügung stehen, während der ADM 1091/30 der Kesselwerkstatt in Bridgnorth zur Verfügung stehen sollte.
Da die Kesselschmiede aber inzwischen über ein schallisoliertes Werkstattgebäude mit Laufkatzenkran verfügt, sind heute beide Kräne wenn nötig überall entlang der Strecke im Einsatz.
Außerdem besitzt die SVR noch einen 1949 gebauten Dampfkran mit 6 Tonnen Tragkraft, der von der Bahnmeisterei eingesetzt wird. Diese hat weiterhin in ihrem Werkhof in Kidderminster einen Dieselkran zum Verladen von Gleisjochen, der allerdings aufgrund seiner Lademaßüberschreitung nicht auf der Strecke zugelassen ist.
Als Museumsstück gibt es schließlich noch einenvon der GWR 1896 gebauten handbetriebenen Kran, der aber nur als Demonstrationsobjekt dient und normalerweise in Bewdley abgestellt ist.
Hallo, tolle Bilder und tolle Erlebnisse dazu! Die Bahn hat aber großes Glück gehabt und noch einige Reisezugwagen aus der "Vor-Mk.1 Ära" herübergerettet.Selten hat man so eine Vielfalt an Wagenmaterial gesehen! Die Bluebell hat sich ja hauptsächlich den "Southern" verpflichtet, deshalb ist dort (fast) alles grün, bei der SVR ist aber alles schön bunt, find ich klasse! Charly
<ich mag es lieber Stilrein> Aber geh, alles nicht so schlimm - gerade in der ersten Zeit der Nationalisation fuhr man oft alle möglichen Liveries in einem Zug - chocolate/cream, crimson/cream, maroon anyway
auch mein Maunsell Modell Zug lasse ich auf meinem Stammtisch mit Gresley Speisewagen fahren - habe sogar einen der es tatsächlich zur Southern verschlagen hatte!
Wenn ich mir den aktuellen Wetterbericht anschaue und die schlimmen Meldungen aus Großbritannien im Fernsehen sehe, kann ich nur hoffen, daß es nicht wieder eine oder mehrere Museumsbahnen mit Flutschäden erwischt.
Ich erinnere mich an den 19.Juni 2007, wo unsere Severn Valley Railway an unzähligen Punkten einfach weggespült wurde.
Durch Einsatz der Freunde und Mitglieder der Bahn, der Provinzregierung, dem Europäischen Aufbaufonds und viele, viele Spenden konnte die Linie nach nur neun Monaten wieder voll in Betrieb gehen - schöner denn je.